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15.12.2022

DVFA Scorecard for Corporate Governance: Munich RE bleibt auf dem Spitzenplatz

Seit langem fordern Investoren Fortschritte in der Corporate Governance ein, vielerorts lassen Verbesserungen aber auf sich warten, wie aus der jüngsten Scorecard der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management DVFA hervorgeht. Die DVFA Scorecard for Corporate Governance bewertet seit 2016 jährlich die Governance-Qualität der DAX-Unternehmen. Seit 2019 werden auch die im MDAX gelisteten Unternehmen analysiert. In der Auswertung 2022 werden erstmals auch die SDAX-Unternehmen vollständig berücksichtigt. Eingang in die diesjährige Auswertung haben alle Unternehmen gefunden, die zum 31.08.2022 einem der drei Indizes angehörten. Ausländische Gesellschaften werden dabei nicht in die Analyse einbezogen, da sie keine Entsprechenserklärung abgeben müssen. Insgesamt erfasst die DVFA-Scorecard Auswertung 2022 somit 37 DAX-Unternehmen, 46 MDAX-Unternehmen und 64 SDAX-Gesellschaften.

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© tashatuvango/fotolia.com

Die Auswertung der DVFA Governance Scorecard basiert auf öffentlich verfügbaren Informationen, auf die über die Internetseiten der Unternehmen sowie im Rahmen von Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichten zugegriffen werden kann. Die Unternehmen erhalten im Verlauf des Auswertungsprozesses die Möglichkeit, die sachliche Richtigkeit der Analyse zu überprüfen. In der Auswertung 2022 nutzten 29 DAX-Unternehmen, 27 MDAX-Unternehmen und 23 SDAX-Unternehmen diese Chance. Die über die letzten Jahre hinweg kontinuierlich angestiegenen Rückmeldequoten verdeutlichen die zunehmende Relevanz der DVFA Scorecard for Corporate Governance für die bewerteten Gesellschaften.

Die DVFA Scorecard for Corporate Governance ist als Instrument zur Beurteilung der Corporate Governance-Performance für Stakeholder etabliert und dient als Ansatzpunkt für einen fundierten Dialog zur Umsetzung guter Governance in den Unternehmen. Der DVFA Fachausschuss Governance & Stewardship strebt dabei eine sachliche Diskussion über den Fortschritt verantwortungsvoller Unternehmensführung an.

In der Auswertung 2022 wurde der Fragenkatalog der Scorecard im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig geändert. So wurden Fragen gestrichen, die sich auf mittlerweile gesetzlich verpflichtende Aktivitäten beziehen (beispielsweise zur Billigung des Vergütungsberichts auf der Hauptversammlung). Ebenso wie in den Vorjahren wurden zudem einige Fragen präzisiert, um einer detaillierteren Abstufung im Erfüllungsgrad Rechnung tragen zu können. Neu aufgenommen wurde eine Frage zur Prüfung des Nachhaltigkeitsberichts.

Teils große Veränderungen in den Ranglisten der Marktsegmente

Im DAX erreicht, wie bereits im Vorjahr, nur die Munich RE die höchste Kategorie mit dem Prädikat „hervorragend“ (dies entspricht einem Score-Wert über 90%). Die Munich RE konnte ihren Score-Wert dabei nochmals leicht steigern und nimmt zum dritten Mal in Folge den Spitzenplatz ein. Die Wertung „sehr gut“ (mit einem Score-Wert zwischen 80% und 90%) erzielten insgesamt 12 Unternehmen. Auf den Plätze 2 bis 10 liegen (in dieser Reihenfolge): Deutsche Börse, Brenntag, BASF, Bayer, Mercedes-Benz Group, BMW, Fresenius Medical Care und RWE mit demselben Score-Wert auf Platz 8 sowie Allianz und Deutsche Telekom mit demselben Score-Wert auf Platz 10. Besonders bemerkenswert ist dabei das sehr gute Abschneiden von Brenntag auf Platz 3 der diesjährigen Auswertung nach Platz 16 im vergangenen Jahr.

Ebenfalls deutliche Verbesserungen in der Gruppe der Top 10 zeigen Fresenius Medical Care (Verbesserung um 9 Rangplätze), Bayer (Verbesserung um 6 Rangplätze) sowie RWE (Verbesserung um 5 Rangplätze). Wie bereits im Vorjahr schneidet ein Unternehmen im DAX mit einem Score-Wert von unter 50% und damit „mangelhaft“ ab.

Nur eine Firma im MDAX bei Unternehmensführung „sehr gut“

Im MDAX erreichte mit der Commerzbank lediglich ein Unternehmen die Wertung „sehr gut“. Die Plätze 2 bis 10 werden von Unternehmen mit einer „guten“ Bewertung, d. h. einem ScoreWert zwischen 70% und 80% eingenommen. Auf den Plätzen 2 bis 10 liegen (in dieser Reihenfolge): thyssenkrupp, Deutsche Lufthansa, ProSiebenSat.1 Media, GEA Group, Siemens Energy, Rheinmetall und Lanxess mit gleichem Score-Wert auf Platz 7, LEG Immobilien und Team Viewer. Größter Aufsteiger im MDAX ist dabei Rheinmetall, die sich von Platz 33 im Vorjahr auf Platz 7 in der diesjährigen Auswertung vorgearbeitet haben. Auch die GEA Group ist von Rang 13 im Vorjahr auf Platz 5 in diesem Jahr deutlich nach oben geklettert. Bezüglich des Score-Wertes haben sich jedoch mit Ausnahme von Rheinmetall alle Unternehmen unter den Top 10 im Vergleich zur Vorjahresauswertung verschlechtert. Im MDAX fallen acht Unternehmen in die Kategorie „mangelhaft“, im vergangenen Jahr lagen dagegen nur zwei Unternehmen in dieser schlechtesten Kategorie.

Erstmalige Auswertung des SDAX zeigt deutliche Verbesserungspotenziale

Im SDAX weisen lediglich die ersten vier Unternehmen einen „guten“ Score-Wert auf: Ceconomy, SAF Holland, Grenke und Vitesco Technologies Group. Auf den Plätzen 5 bis 10 folgen (in dieser Reihenfolge): DWS Group, Bilfinger, Instone Real Estate Group und Deutsche Pfandbriefbank mit demselben Score-Wert, Jenoptik und Klöckner & Co. Im SDAX schneiden insgesamt 29 Unternehmen mit einem „mangelhaften“ Score-Wert ab.

Governance-Qualität insgesamt verschlechtert

Im Vergleich zur Vorjahresauswertung zeigt sich im DAX eine geringfügige und im MDAX eine deutliche Verschlechterung der durchschnittlichen Governance-Qualität. Der durchschnittliche Score-Wert sinkt im DAX von 77% (2021) auf 75% (2022) und im MDAX von 68% (2021) auf 61% (2022). Im SDAX liegt der durchschnittliche Score-Wert in der aktuellen Auswertung dagegen nur bei 54% und somit deutlich niedriger.

Schwächen bei der Berücksichtigung von Nachhaltigkeits-Zielen in den Vergütungssystemen

Betrachtet man die einzelnen Themengebiete der Governance-Scorecard so fällt auf, dass sich die DAX-Unternehmen im Vergleich zur Vorjahresauswertung im Bereich „Aktionäre und Hauptversammlung“ deutlich verbessert haben (von durchschnittlich 37% auf 49%). Dies ist laut der Studienautoren insbesondere darauf zurückzuführen, dass einige der DAX-Gesellschaften im Rahmen der virtuellen Hauptversammlung 2022 ihren Aktionären weitgehendere Fragerechte zugestanden haben als im Vorjahr und Stellungnahmen der Aktionäre in den Ablauf der HV eingegliedert haben. Ein Rückgang der durchschnittlichen Bewertung findet sich dagegen in den Themengebieten Vorstand und Aufsichtsrat. Diese Veränderungen lassen sich zum einen mit Schwächen in der Gestaltung der Vorstandsvergütungssysteme, insbesondere hinsichtlich der Berücksichtigung von Nachhaltigkeits-Zielen für die variable Vergütung, weiterhin mangelnder Diversität im Management, aber auch mit anhaltenden Schwächen im Bereich Unabhängigkeit und Kompetenzverteilung – insbesondere hinsichtlich der Nachhaltigkeitsexpertise – im Aufsichtsrat erklären.

Auch im MDAX ist die deutlich schlechtere Bewertung im Vergleich zum Vorjahr durch einen Rückgang der Score-Werte vor allem in den Themenbereichen Vorstand und – allerdings weniger stark – Aufsichtsrat verursacht. Dem wirkt, anders als im DAX, jedoch keine Verbesserung der durchschnittlichen Bewertung im Bereich „Aktionäre und Hauptversammlung“ entgegen, da nur sehr wenige MDAX-Unternehmen 2022 ihren Aktionären größere Rechte im Rahmen der virtuellen Hauptversammlung zugesichert haben. Hinzu kommt, dass auch der Themenbereich „Rechnungslegung & Abschlussprüfung“ eine deutliche Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr verzeichnet. In vielen Fällen hat hierzu die fehlende Prüfung von Zwischenberichten und Nachhaltigkeitsberichten beigetragen.

Die erstmalige Auswertung der SDAX-Unternehmen ist vor allem durch die geringen ScoreWerte im Bereich „Aktionäre und Hauptversammlung“ gekennzeichnet. Die übrigen Themenbereiche schneiden dagegen nur wenig schlechter ab als für die MDAX-Unternehmen.

Die vollständigen Ergebnisse der Auswertung finden Sie hier.

(Pressemitteilung Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management vom 08.12.2022)


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