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30.03.2021

EU-Klimaziele befeuern ESG-Markt: Volumen nachhaltiger Bonds schießt 2021 um 60% nach oben

Autokonzerne auf der Überholspur

©Elnur Amikishiyev/123rf.com

In den kommenden Jahren wird die europäische Wirtschaft ihren Finanzbedarf zunehmend durch nachhaltige Unternehmensanleihen decken. Allein im laufenden Jahr wird deshalb das Emissionsvolumen nachhaltiger Unternehmensanleihen (ESG) um 60% nach oben schießen, sagt eine aktuelle Studie von LBBW Research unter Hinweis auf das unerwartet lebhafte Emissionsgeschäft im ersten Quartal voraus. Die Unternehmen decken auf diesem Weg einen Teil ihres erhöhten Kapitalbedarfs, verursacht durch die Entwicklung neuer Geschäftsfelder und durch gesetzliche Auflagen.

In der Studie „Corporates Green, Social und Sustainable Bonds“ heben die Analysten des LBBW Research deshalb ihre Prognose für die Neuemissionen von Corporate ESG (Environmental, Social, Governance) Bonds im Jahr 2021 deutlich von bislang 130 Mrd. € auf 150 Mrd. €. Die neue Markteinschätzung basiert auf der starken Entwicklung zum Jahresauftakt. 2020 ist der ESG-Markt um fast ein Viertel gewachsen. Diese Dynamik hat sich Anfang 2021 noch beschleunigt, stellt die Analyse fest. Das Neuemissionsvolumen übertraf im Februar 2021 den Vorjahresmonat um das Dreifache und erreichte knapp 14 Mrd. €. Bereits der Januar war deutlich stärker als der Vorjahreszeitraum: Hier stehen 8,6 Mrd. € in diesem Jahr 5,8 Mrd. € 2020 gegenüber. Laut der Studie ist das emittierte Emissionsvolumen im Januar um fast 50% gestiegen, im Februar um nahezu 300%. Ein derart kräftiges Wachstum gab es noch nie. Die Studienautoren erwarten deshalb, dass sich der Trend weiter fortsetzt.

Sustainable Bonds übertreffen Grüne Anleihen

Zwar überwiegt der Anteil grüner Anleihen immer noch deutlich, aber der Anteil der Sustainable Bonds am Gesamtvolumen steigt stetig. Das sind Anleihen, deren Emissionserlöse ausschließlich zur (Re-)Finanzierung von Umwelt- und Sozialprojekten dienen. Sie entsprechen sowohl den Kriterien von Green als auch von Social Bonds. Hatten Sustainable Bonds im Jahr 2018 noch einen Anteil von 2% an allen nachhaltigen Anleihen, so waren es 2020 laut LBBW bereits 14%. Sustainable Bonds sind damit ein Motor dieses Wachstumsmarktes. Im gesamten Marktsegment der nachhaltigen Corporate Bonds dominierten 2020 allerdings weiterhin die Green Bonds mit 80%.

Nachhaltigkeit als Maßstab für Bond-Investoren

Social Bonds haben mit einem überschaubaren Anteil von 6% einen Seltenheitswert im Corporates-Segment. Die bisher noch wenig genutzten Sustainability Linked Bonds (SLBs) erweitern den Markt für nachhaltige Bond-Formate zudem um eine neue Investmentmöglichkeit, stellen die Studienautoren fest. Der besondere Unterschied liegt in den Strukturierungsmerkmalen. Zum einen legt der Emittent messbare Kennzahlen in Kombination mit einem Nachhaltigkeitsziel fest. Zum anderen ist dem Unternehmen die Verwendung des Bonderlöses auch für allgemeine Betriebszwecke möglich.

Unternehmen müssen in Nachhaltigkeit investieren

Der Druck der EU-Vorgaben auf einige Branchen wie Energie und Transport ist laut der LBBW-Experten groß. Unternehmen müssten sehr schnell ihre tradierten Wertschöpfungsketten aufbrechen und neue Wege einschlagen. Das führe bei vielen Unternehmen zu einem steigenden Kapitalbedarf. Diesen Bedarf würden die Firmen unter anderem auf dem ESG-Markt decken. Das heizt den Markt mit nachhaltigen Finanzprodukten weiter an. Gleichzeitig sorgen die Gesetzes-Initiativen der EU für höhere Kosten bei den Unternehmen, was mittelfristig den Preisdruck erhöhen könnte.

Der Weg zum grünen Kontinent

Mit zahlreichen Gesetzesinitiativen im Kontext des 2019 vorgestellten European Green Deal Konzeptes treibt die EU den Trend zu nachhaltigen Finanzprodukten bewusst voran und greift zugleich spürbar in den Geschäftsalltag der Wirtschaft ein. 50 Maßnahmen wie z.B. den gezielten Ausbau erneuerbarer Energien hat die EU-Kommission bisher definiert. Unternehmen müssen konkrete Schritte umsetzen, damit der European Green Deal ein Erfolg wird. Der Fahrplan sieht vor, die Netto-Treibhausgasemissionen der EU bis Mitte des Jahrhunderts auf null zu senken und Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen.

Kapitalflüsse sollen in nachhaltige Investitionen umgelenkt werden

Zudem gibt es anspruchsvolle Zwischenziele: Bereits 2030 soll Europa 55% weniger Treibhausgase emittieren als noch 1990. Das Finanzsystem spielt bei der Umsetzung dieser Maßnahmen eine Schlüsselrolle, so die Einschätzung der Studienautoren. Ziele der Europäischen Kommission sind, Kapitalflüsse auf nachhaltige Investitionen umzulenken, finanzielle Risiken durch Klimawandel, Ressourcenknappheit, Umweltzerstörung und soziale Probleme zu bewältigen sowie Transparenz und langfristige Planung in der Finanz- und Wirtschaftstätigkeit zu fördern. Dafür hat die EU ein eigenes Instrumentarium entwickelt: Die Mitte 2020 vorgestellte EU-Taxonomie ist ein Klassifikationssystem, das Investoren bei der Anlage in nachhaltige Produkte klare Bewertungskriterien vorgibt. Zudem bietet es Unternehmen eine wertvolle Orientierungshilfe.

Die vollständige LBBW-Studie finden Sie hier.

(Pressemitteilung LBBW Research vom 29.03.2021)


Redaktion

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