23.02.2018

Erholungskurs der Banken gerät ins Stocken

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Nach fünf aufeinanderfolgenden Jahren der Erholung ist die Wertschaffung der Banken weltweit erstmals rückläufig. Die Wertschaffung sank von 143 Mrd. € im Betrachtungszeitraum 2015 auf 107 Mrd. € im Jahr 2016.

Nach fünf aufeinanderfolgenden Jahren der Erholung ist die Wertschaffung der Banken weltweit erstmals rückläufig. Das zeigt der Global Risk Report 2018 Future-Proofing the Bank Risk Agenda der Strategieberatung The Boston Consulting Group (BCG). Die Studie basiert auf der Auswertung der Wertschaffung, das heißt des Gewinns abzüglich Risiko- und Kapitalkosten, von mehr als 350 Retail-, Geschäfts- und Investmentbanken weltweit für die Geschäftsjahre 2012 bis 2016. Das Ergebnis: Die Wertschaffung sank von 143 Milliarden Euro im Betrachtungszeitraum 2015 auf 107 Milliarden Euro im Jahr 2016.

Europäische Banken erreichen in der Gesamtbetrachtung weiterhin keine positive Wertschaffung – nach fünf Jahren leichter Erholung nun wieder mit fallender Tendenz. „Nicht nur die anhaltend niedrigen Zinsen und der resultierende Druck auf Margen, auch die hohen operativen Kosten und Risikokosten machen es den europäischen Banken schwer, Gewinne zu erwirtschaften“, sagt Studienautor Gerold Grasshoff, BCG-Senior-Partner und Leiter der Beratung im Bankensektor für die Region Deutschland und Österreich. Banken in Europa ringen vor allem mit der Bereinigung ihrer Bilanzen um notleidende Kredite. „Europäische Banken haben ihre Abschreibungen während der jüngsten Finanzkrise nur verdoppelt. Nordamerikanische Banken haben ihre Kreditabschreibungen kurzfristig fast vervierfacht und ihre Bilanzen damit viel schneller bereinigt“, erläutert Grasshoff, der auch das globale Risiko-Team von BCG leitet.

Regulierung als Chance zur Differenzierung

Der Druck durch Regulierung bleibt hoch. Banken sahen sich 2016 durchschnittlich 200 Regeländerungen pro Tag gegenüber – das ist in etwa die gleiche Anzahl wie 2015, jedoch dreimal so viel wie noch 2011. Strafzahlungen, die BCG bis einschließlich des Kalenderjahrs 2017 analysiert hat, beliefen sich im vergangenen Jahr auf 22 Milliarden Dollar. Damit halbierten sich die Zahlungen im Vergleich zu 2016 nahezu, verbleiben jedoch auf hohem Niveau. Der Gesamtbetrag an Strafzahlungen seit 2009 wächst auf insgesamt 345 Milliarden Dollar. „Insbesondere auf Banken aus Europa kommen in den nächsten Jahren weiterhin erhebliche zusätzliche Aufwendungen im Zusammenhang mit der Regulierung des Finanzsektors zu“, analysiert Gerold Grasshoff.

Dadurch steigt der Kostendruck auf die Banken weiter. Allerdings ergeben sich hieraus auch Chancen: „Eine strategisch durchdachte Umsetzung der Vorschriften kann ein wichtiger Hebel für mehr Qualität im Risikomanagement und effizientere Prozesse insgesamt sein“, erklärt Grasshoff. Vor diesem Hintergrund sei das Risikomanagement stärker als strategischer Wettbewerbsfaktor zu verstehen und in die Geschäftsprozesse zu integrieren. Vorhandene analytische Fähigkeiten und Datenbestände der Risikofunktion in Banken sollten breiter genutzt werden.

Bei dieser Aufgabe kommt der Digitalisierung eine wesentliche Rolle zu. Durch die konsequente Anwendung digitaler Lösungen und automatisierter Prozesse können Banken die Kosten über den gesamten Kreditprozess um mehr als ein Viertel senken. Die Zusammenarbeit mit FinTechs und RegTechs ist eine wichtige Möglichkeit, die Analysequalität sowie Prozesse im Risikomanagement zu verbessern. „Durch steigende regulatorische Anforderungen und die fortschreitende Nutzung von Technologien wie künstlicher Intelligenz und Machine Learning spielen RegTechs als Dienstleister für das Risikomanagement eine immer wichtigere Rolle“, sagt Grasshoff. Der Global Risk Report hat weltweit mehr als 360 RegTechs identifiziert – Tendenz steigend.

(Pressemitteilung BCG vom 22.02.2018)


Redaktion

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