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08.02.2019

Erträge im Firmenkundengeschäft der Banken nahe Zehnjahrestief

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© goldencow_images/fotolia.com

Die deutsche Wirtschaft ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen, viele Unternehmen haben expandiert – und dennoch sind hierzulande die Erträge und Gewinne der Banken im Firmenkundengeschäft zuletzt immer weiter zurückgegangen. So ist im ersten Halbjahr 2018 der Bain-Corporate-Banking-Index bei den Erträgen noch einmal gesunken und liegt nun sogar unter dem Wert des Finanzkrisenjahrs 2009. Der Profitabilitätsindex verharrt hingegen auf einem sehr niedrigen Niveau.

„Die Banken heizen mit ambitionierten Wachstumsplänen den Wettbewerb immer mehr an“, erklärt Bain-Partner Dr. Christian Graf. „Zudem werden vorhandene Potenziale insbesondere im Cross-Selling nicht vollumfassend genutzt.“

Immer mehr Kredite mit immer weniger Marge

Besonders deutlich zeigt sich diese Entwicklung im Brot- und Buttergeschäft der Banken, den Firmenkrediten. Seit nunmehr fünf Jahren steigt das Kreditvolumen unaufhörlich und erreichte im ersten Halbjahr 2018 mit 1,12 Billionen Euro einen neuen Höchststand. Insbesondere Sparkassen und private Kreditbanken legten im vergangenen Jahr leicht zu, hingegen ist der Marktanteil der Genossenschaftsbanken geringfügig zurückgegangen. Über alle Institutsgruppen hinweg erweisen sich Kredite an Mittelständler mit einem Umsatz von jährlich 25 bis 250 Millionen Euro als entscheidender Treiber.

Trotz wachsender Kreditvolumina sind Zinsüberschuss und Kreditmarge branchenweit rückläufig. Die Kreditmarge fiel im ersten Halbjahr 2018 mit 1,2 Prozent auf einen historischen Tiefststand. Zwar belasten auch die anhaltenden Niedrigzinsen und zusätzliche Kosten für Regulierung und Digitalisierung das Kreditgeschäft. Doch nach Überzeugung von Bain-Partner Dr. Jan-Alexander Huber ist ein guter Teil der Ertrags- und Gewinnschwäche hausgemacht: „Einige Banken unterminieren mit ihrem aggressiven Verhalten die Basis des Corporate-Bankings in Deutschland. Hinzu kommt, dass manche Institute die Bedürfnisse ihrer Kernkunden noch immer nicht richtig kennen.“ Das trifft auch den langjährigen Hoffnungsträger, das Provisionsgeschäft. Dort schwächt in jüngster Zeit zudem die verhaltene Nachfrage nach Kapitalmarkt- und Absicherungsprodukten die Erträge.

Restrukturierungsprogramme sorgen für Entlastung

Auf der Kostenseite gibt es dagegen Fortschritte. Im ersten Halbjahr 2018 wurde die Zunahme des Verwaltungsaufwands gestoppt, in der Folge stabilisierte sich die Cost-Income-Ratio (Abb. 2). Hier zeitigen die laufenden Restrukturierungsprogramme sichbare Erfolge. Die Einsparungen kompensieren die steigenden Aufwendungen für Zukunftsprojekte insbesondere im Zuge der Digitalisierung.

Auch die Kosten für die Kreditrisikovorsorge bewegen sich nach einem Anstieg im zweiten Halbjahr 2017 wieder unterhalb der langjährigen Durchschnittswerte. Dieser Rückgang hat dazu beigetragen, dass sich die Eigenkapitalrentabilität vor Steuern im ersten Halbjahr 2018 mit 11 Prozent oberhalb der Eigenkapitalkosten stabilisieren konnte. Branchenkenner Huber sieht jedoch keinen Grund zur Entwarnung: „Der langjährige Aufschwung in Deutschland nähert sich dem Ende. Damit steigt die Notwendigkeit, Vorsorge für ausfallgefährdete Kredite zu treffen. Das wiederum wird die Rentabilität des Corporate-Bankings schmälern.“

Verbesserungspotenzial ausschöpfen

Die von Bain Ende 2018 veröffentlichte Studie „Corporate-Banking: Das Ende der Wachstumsillusionen“ zeigt, wie Banken ihr Firmenkundengeschäft krisenfest aufstellen können. Zu den wichtigsten Stellhebeln zählen demnach ein strafferes Produktportfolio, die Digitalisierung sämtlicher Standardprozesse sowie ein systematisch gesteuerter Vertrieb. Noch liegt in diesen Themen erhebliches Verbesserungspotenzial. „Banken, die ihre Möglichkeiten hier ausschöpfen, können durchaus ambitionierte Wachstumsziele erreichen“, so Bain-Partner Graf. „Sie müssen ihre Corporate-Banking-Strategie mittel- und langfristig denken. Kurzfristig einfach an der Preisschraube zu drehen genügt nicht.“

Weitere Informationen finden Sie hier.

(Pressemitteilung Bain vom 05.02.2019)


Redaktion

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