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01.07.2016

Folgen des Brexit: Was leitende Bank-Manager sagen

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Corporate Finance

Entscheider denken laut einer aktuellen BCG-Studie  über Alternativen zum Standort London nach. Zudem herrscht ein hohes Maß an Unsicherheit über weitere Entwicklungen.

Leitende Bank-Manager spielen durch, welche Alternativen es nach dem Brexit zum Standort London für sie geben kann. Das geht aus einer Umfrage der Boston Consulting Group (BCG) zu den möglichen Folgen des Brexit hervor, an der rund 360 leitende Banker aus Großbritannien, Frankreich, den USA und Deutschland teilgenommen haben. Die Analyse wurde im Juni 2016, kurz vor dem Referendum zum EU-Austritt Großbritanniens erhoben. Rund 20% der Finanzdienstleistungs-Jobs in London könnten an andere globale Finanzplätze verlagert werden, wie aus der Studie hervorgeht. Das beträfe alle Unternehmensbereiche von Banken, insbesondere den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr, das Investmentbanking und das Handelsgeschäft.

Frankfurt gehört zu den attraktivsten Standorten für in London vertretene Finanzdienstleister, die aufgrund des anstehenden britischen EU-Austritts erwägen, ihre Geschäftsaktivitäten ins Ausland zu verlagern. „Insbesondere die ökonomische und politische Stabilität in Deutschland, kombiniert mit der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte, macht den Standort Frankfurt am Main zur Top-Adresse, wie aus dieser Umfrage kurz vor dem Brexit hervorgeht“, sagt Bankenspezialist Dr. Wolfgang Dörner, Senior Partner und Leiter des Frankfurter BCG-Büros.

14 Kriterien als Maßstab für die Attraktivität von Standorten

Die Banker bewerten Frankfurt unter neun globalen Finanzzentren als Alternative zur britischen Finanzmetropole am besten, gefolgt von New York und Dublin. Insgesamt wurde die Attraktivität von neun Standorten abgefragt. Neben Frankfurt, New York und Dublin sind diese: Amsterdam, Hong Kong, Luxemburg, Madrid, Paris und Singapur. Jede Stadt hat nach Ansicht der Bank-Manager unterschiedliche Stärken. Paris etwa schneidet sehr gut ab, wenn es um die Lebensqualität geht. New York wiederum kommt dann ins Spiel, wenn einige amerikanische Banken sich dazu entschieden, dem EU-Markt den Rücken zuzukehren. Die Standortattraktivität für Banken wurde anhand von 14 Kriterien erhoben – u. a. Infrastruktur, Geschäftsumfeld, Stabilität, Lifestyle-Faktoren sowie Zugang zu Märkten und Institutionen.

Was Frankfurt tun muss für noch höhere Anziehungskraft

Bei einem spontanen Ranking der Finanzzentren ohne vorgegebene Bewertungskriterien sehen die befragten Banker Frankfurt hinter New York und Dublin auf Platz drei. Vor allem die Briten bevorzugen dann Dublin und New York. Doch Frankfurt ist besser als sein Ruf: Werden objektive Standortkriterien herangezogen, gibt es eine Präferenz für das Finanzzentrum am Main – vor allen Alternativen. Um auch bei weichen Faktoren besser zu punkten, müssen Stadt und Region vor allem ihre Internationalität, zum Beispiel bezogen auf vermeintliche Sprachbarrieren, sowie die vergleichsweise günstige Wohnungssituation besser vermarkten und die kulturelle Attraktivität für ein breiteres internationales Publikum erhöhen.

„Zwei Drittel der Finanzunternehmen haben noch keine genauen Pläne für eine mögliche Standortverlagerung nach dem Brexit. Die meisten rechnen mit einer Verlagerung innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre“, erklärt Bankenspezialist Dr. Wolfgang Dörner.

Jobverlagerungen auch in anderen Branchen

Bankenvertreter erwarten nach dem britischen „Nein“ zur fortgesetzten EU-Mitgliedschaft nicht nur Jobverlagerungen in ihrer eigenen Branche, sie sehen insbesondere das Dienstleistungsgewerbe und Versicherungen, aber beispielsweise auch die Pharmabranche und die Biotechnologie in Großbritannien vor tiefergreifenden Umbrüchen. „Nicht nur Frankfurt, sondern auch andere Wirtschaftszentren in Deutschland sollten sich auf Jobverlagerungen aus verschiedenen Branchen vorbereiten und die Chance des Zuzugs von qualifizierten Talenten aktiv nutzen“, sagt Dr. Wolfgang Dörner.

Unklarheit über Konsequenzen und langfristige Auswirkungen

Fast 60% rechnen mit dauerhaften Einschränkungen beim Zugang zum EU-Markt oder lang anhaltender Unsicherheit, bis die EU und Großbritannien entsprechende Vereinbarungen als Konsequenz aus dem Brexit treffen werden. Dennoch sehen, auf Grundlage dieser Umfrage vor der Brexit-Abstimmung, die meisten Finanzdienstleister den Folgen des Brexit für die Finanzindustrie insgesamt eher gelassen entgegen. „Die Zeit wird uns zeigen, ob sie richtig liegen“, sagt Dr. Wolfgang Dörner.

 

(Pressemitteilung BCG vom 28.06.2016)


Redaktion

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