Die beschleunigte Zinswende der internationalen Notenbanken hat zu einem deutlichen Minus bei der Beurteilung des Zinsniveaus geführt. Die Ankündigung steigender Zinsen resultiert in sinkenden Unternehmensbewertungen und erschwertem Fundraising, weshalb auch diese Indikatoren deutlich nachgeben. Im Gegenzug klettert der Indikator für die Einstiegsbewertungen bei Neuinvestitionen erstmals seit dem Frühsommer 2020 wieder über Null und somit knapp über seinen langjährigen Durchschnitt.
Private Equity-Geschäftsklima wieder im Minus, aktuelle Geschäftslage bleibt trotz Rückgangs knapp positiv, Geschäftserwartungen rutschen stärker ab
Bei der Beurteilung des Dealflows zeigen sich unterschiedliche Entwicklungen. Der Indikator zur Quantität des Dealflows legte zu, der Indikator zur Qualität des Dealflows ist aber knapp unter seinen langjährigen Durchschnitt gefallen. Beides dürfte mit den kriegsbedingt verdunkelten Konjunkturaussichten für die deutschen Mittelständler zusammenhängen. Das Konjunkturklima kühlt sich in der Einschätzung der Investoren drastisch ab – noch deutlich stärker als beim Corona-Schock. Diese schlechteren Konjunkturaussichten könnten einerseits zu einer gestiegene Nachfrage nach Private Equity durch Mittelständler geführt haben (vor allem wenn der Kreditzugang aufgrund der Zinswende schwieriger wird), andererseits die Nachfrage aus Investorensicht abqualifiziert haben. Deren Investitionsbereitschaft ist angesichts dieser Gemengelage offenbar gesunken, der entsprechende Indikator sinkt deutlich.
Konjunkturklima kühlt drastisch ab, auch Indikatoren für Fundraising, Zinsen und Wertberichtigungen geben stark nach
Aufgrund der sich überschlagenden Ereignisse hat sich das deutsche Private Equity-Geschäftsklima zum Jahresstart deutlich abgekühlt, gerade nachdem es wieder seinen alten Aufwärtstrend aufgenommen hatte. Der eskalierte Krieg in der Ukraine hat die Spannung auf die teilweise durchbrochenen Lieferketten weiter erhöht. Das drückt auf die Stimmung der Mittelständler und somit auch seiner Investoren, so die Autoren des German Private Equity Barometers. Trotz gestiegener Kapitalnachfrage leide deren Lust auf Investitionen offenbar mittlerweile. Die unsicheren Kriegsauswirkungen auf die Energieversorgung der deutschen Unternehmen dürften hierzu beitragen.
Indikator für Investitionsbereitschaft sinkt deutlich
Zinswende, Ukraine und eingetrübte Konjunkturaussichten sind massive Unsicherheitsfaktoren, die die Wirtschaft insgesamt und den Mittelstand im Besonderen belasten, stellen die Studienautoren fest. Diese Unsicherheit schlage sich in einer abnehmenden Planbarkeit der Geschäftsentwicklung bestehender Portfoliounternehmen aber auch möglicher neuer Beteiligungen der Beteiligungsgesellschaften nieder. In diesem Umfeld sei es deshalb nicht verwunderlich, wenn viele Private Equity-Gesellschaften eher vorsichtig bei Neuinvestments agieren, obwohl das Niveau der Einstiegsbewertungen insgesamt positiver bewertet. Die Kehrseite der Medaille sind ein mittelfristig zunehmender Druck auf die Bewertungen des bestehenden Portfolios und ein sich eintrübendes Fundraisingklima, so die Analyse.
Das German Private Equity Barometer zum 1. Quartal 2022 können Sie hier herunterladen.
(Pressemitteilung KfW vom 10.05.2022)