Die wirtschaftliche Großwetterlage geht auch an der erfolgsverwöhnten Medizintechnikbranche nicht spurlos vorbei, stellen die Studienautoren fest. Zu den kurzfristigen Herausforderungen kommen strukturelle Themen wie die Digitalisierung, Abrechnungsmodelle, die sich auf den medizinischen Nutzen fokussieren und der Wandel zu einer personalisierten Medizin. Wollen die Firmen ihre heute noch robusten Geschäftsmodelle in die Zukunft überführen, müssten sie diese Bereiche umgehend angehen, so der Rat der Studienautoren.
Regionale Unterschiede: Nordamerikanische Unternehmen dominieren bei Umsatz und Gewinnmarge
Die Analyse offenbart regionale Unterschiede: Nordamerikanische Unternehmen haben beim Umsatz im untersuchten Zeitraum mit 21,5% deutlich am stärksten zugelegt. Danach folgen europäische Firmen (8,6%) sowie Organisationen aus der Region Asien-Pazifik (0,1%), die vor allem unter der Pandemie und den Corona-Maßnahmen gelitten haben. Bei der Profitabilität liegt Europa hinter den anderen beiden Regionen auf dem dritten Platz. Die Gewinne europäischer Unternehmen sind in den letzten drei Jahren unter den langfristigen Durchschnittswert gefallen. Laut der Studienautoren lässt sich vor allem mit Kosten im Zuge regulatorischer Anforderungen erklären. Das drücke vielerorts auch die Budgets für Forschung und Entwicklung.
Auf Labor und Diagnose spezialisierte Firmen sind am erfolgreichsten
Nicht nur regional, sondern auch nach Produkt und Service segmentiert, zeigen sich Unterschiede bei der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Firmen, die auf die Bereiche Labor und Diagnostik spezialisiert sind, waren in 2021 mit einer Marge von 31,4% mit Abstand am erfolgreichsten. Außerdem konnten sie im Zeitraum von 2019 bis 2021 auch im Durchschnitt am stärksten beim Umsatz zulegen (plus 23,4%). „Covid-19 hat die Nachfrage in diesem Bereich deutlich beeinflusst. Die Dynamik wird der Analyse zufolge aber auch mit einem Abklingen der Pandemie erhalten bleiben. Auch Firmen mit einem diversifizierten Portfolio würden im Vergleich sehr starke Zahlen liefern und könnten mit Spezialanbietern mithalten. Am schwächsten schneiden in der Analyse Unternehmen ab, die Verbrauchsmaterial und Einwegartikel vertreiben.
Strukturelle Herausforderungen angehen
Die Studie skizziert sechs zentrale Transformationsprozesse, denen sich die Branche stellen muss:
- Von klassischen, papierbasierten hin zu vernetzten, digitalen Prozessen
- Personalisierte Behandlung und erfolgsbasierte Abrechnung anstatt einer servicebasierten
- Prävention und ambulante Versorgung rücken stärker in den Fokus
- Wirtschaftlicher Mehrwert von medizintechnischen Lösungen gewinnt an Bedeutung
- Omnichannel-Vertrieb und zunehmende Konsolidierung hin zu Krankenhausnetzwerken, die Einkäufe im Verbund tätigen
- Konzentration in Forschung und Entwicklung auf echte Innovationssprünge für neue Technologien, anstatt auf inkrementelle Fortschritte, die das bestehende Portfolio geringfügig verbessern
Angesichts der volatilen Zeiten ist es laut der Studienautoren wichtiger denn je, die richtigen strategischen Maßnahmen zu ergreifen. Gerade Firmen, die in den letzten Jahrzehnten stark in Innovation investiert haben, zeigen sich heute wirtschaftlich am leistungsstärksten. Daher sollten Unternehmen auch in Zeiten eines wirtschaftlichen Abschwungs sehr genau evaluieren, ob sie hier den Rotstift ansetzen wollen. Budgets für Forschung und Entwicklung müssen mehr denn je echter Innovation zugutekommen, so der Rat der Studienautoren.
Die Roland Berger-Studie „Global MedTech – How to succeed in uncertain times“ finden Sie hier.
(Pressemitteilung Roland Berger vom 27.10.2022)