07.08.2023

Gründungsinteresse auf Rekordtief

Immer weniger Menschen in Deutschland wollen ein Unternehmen gründen. Für das Jahr 2022 vermelden die IHKs den Tiefstand der Informations- und Beratungsgespräche zur Neugründung.

Beitrag mit Bild

© tashatuvango/fotolia.com

Im Jahr 2022 interessierten sich rund 154.800 Personen für Informationen und Beratungen zur unternehmerischen Selbstständigkeit – ein Rekordtief in der 20-jährigen Erhebungsgeschichte des DIHK. Gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 brach die Zahl der Gründungsgespräche um 42 % ein. Dieser besorgniserregende Trend erstreckt sich auf die Breite der Wirtschaft. Klassische Branchen wie Handel, Dienstleistungen sowie Gastgewerbe sind besonders stark betroffen. Trotz der Chancenfelder Digitalisierung und Künstliche Intelligenz nimmt das Interesse aber auch in innovativen Zukunftsbranchen wie der Informations- und Kommunikationstechnologie ab.

Ein Teil des Rückgangs erklärt sich aus der demografischen Entwicklung: Die Jahrgänge im gründungsstarken Alter zwischen 18 und circa 35 Jahren dünnen aus. Auch macht der zunehmende Personalmangel Angestelltenverhältnisse deutlich lukrativer. Das bedeutet: Für junge Unternehmen und innovative Start-ups selbst wird es immer schwieriger, geeignete Beschäftigte an Bord zu holen.

Schwierige Wirtschaftslage bremst Gründungsvorhaben ab

Hinzu kommen aktuell weitere Herausforderungen: die Folgen von Russlands Angriff auf die Ukraine, hohe Energiepreise und hartnäckige Inflation, aber auch bürokratische Hürden. All das erhöht die Unsicherheiten bezüglich zukünftiger Marktentwicklungen und damit letztlich das unternehmerische Risiko. Laut den Berichten der IHKs schieben manche potenziellen Unternehmerinnen und Unternehmer ihr Gründungsvorhaben wegen der Unwägbarkeiten auf, um das Geschäftsmodell eventuell an neue Gegebenheiten anzupassen.

Erfreulich ist das nach wie vor stabile Gründungsinteresse von Frauen. Auf sie entfallen seit 2010 mindestens 40 % der entsprechenden IHK-Beratungsgespräche, aktuell sind es 43 %. Als Motive für den Schritt in die Selbstständigkeit zählen für Gründerinnen insbesondere Flexibilität, finanzielle Anreize sowie die Möglichkeit, einen gesellschaftlichen Beitrag leisten zu können.

Finanzierungsfragen gewinnen an Bedeutung

Ein weiterer Trend: In der Gründungsberatung gewinnen Finanzierungsfragen wieder an Bedeutung. Steigende Zinsen machen die Fremdkapitalfinanzierung teurer, Investoren mit Beteiligungskapital unterziehen Geschäftsmodelle noch genaueren Prüfungen. Umso schwerer wiegt, dass nach der Einschätzung der IHK-Expertinnen und -Experten immerhin 42 % der Gründungswilligen die Finanzierung ihres Geschäftsmodells nicht sorgfältig genug durchdacht haben. Verbesserungspotenziale beim Businessplan sehen die IHKs unter anderem bei der Herausarbeitung des Alleinstellungsmerkmals und des Kundennutzens sowie bei der Definition der Zielgruppe. Unter dem Strich stellen die IHKs allerdings fest, dass die meisten Gründerinnen und Gründer bei den Beratungen besser vorbereitet waren als in früheren Jahren.

Mit ihrem Report Unternehmensgründung bündelt die DIHK die Zahlen und Erfahrungen zum Gründungsservice mit den Ergebnissen einer Online-Befragung von Gründerinnen und Gründern, Start-ups und jungen Unternehmen.

(DIHK vom 03.08.2023 / Viola C. Didier, RES JURA Redaktionsbüro)


Weitere Meldungen


Meldung

© bluedesign/fotolia.com

05.09.2024

Deutsche Wirtschaft schrumpft 2024 erneut

Die deutsche Wirtschaftsleistung dürfte 2024 erneut schrumpfen, nachdem sie bereits im Vorjahr gesunken war. Dies geht aus der aktuellen Herbstprognose des IfW Kiel hervor. Positive Signale zur Jahresmitte haben sich nicht bekräftigt, weshalb das IfW Kiel seine Erwartungen für dieses und das kommende Jahr deutlich nach unten revidiert. 2024 dürfte das BIP um 0,1 % zurückgehen

Deutsche Wirtschaft schrumpft 2024 erneut
Meldung

© pichetw/fotolia.com

03.09.2024

Fintech-Investitionen in Deutschland stabilisieren sich

Die ersten sechs Monate des Jahres 2024 waren für den globalen Fintech-Markt angesichts des Hochzinsumfelds und der geopolitischen Unsicherheiten eine Herausforderung. Die weltweiten Investitionen in Fintechs sanken in diesem Zeitraum von 62,3 Mrd. Dollar auf 51,9 Mrd. Dollar. Während die VC-Investitionen in den USA und dem asiatisch-pazifischen Raum zwischen dem zweiten Halbjahr 2023 und dem

Fintech-Investitionen in Deutschland stabilisieren sich
Meldung

©valerybrozhinsky/fotolia.com

02.09.2024

Mehr Angriffe: Ausgaben für IT-Sicherheit legen deutlich zu

Deutsche Unternehmen rücken verstärkt in den Fokus von Angreifern aus dem In- und Ausland. In den vergangenen zwölf Monaten waren 81 % aller Unternehmen vom Diebstahl von Daten und IT-Geräten sowie von digitaler und analoger Industriespionage oder Sabotage betroffen. Weitere 10 % vermuten dies. 2023 lagen die Anteile noch bei 72 und 8 %. Zugleich ist der Schaden,

Mehr Angriffe: Ausgaben für IT-Sicherheit legen deutlich zu

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank