Das erste Halbjahr 2015 verlief ungewöhnlich konfliktreich: Bis zum Ende des Poststreiks Anfang Juli dürfte die deutsche Wirtschaft 944.000 Arbeitstage durch Arbeitskämpfe verloren haben.
Ein hohes Arbeitskampfvolumen entsteht, wenn Großkonflikte eskalieren, bei denen die Gewerkschaften über einen längeren Zeitraum breit mobilisieren. Der größte Streik im ersten Halbjahr war deshalb der bei der Deutschen Post: Legt man die Streikteilnehmerzahlen des Unternehmens zugrunde, summieren sich die Arbeitsausfälle auf gut 550.000 Tage. Ebenfalls vier Wochen dauerte der Streik in den Kindergärten. Dort lagen die Teilnehmerzahlen aber deutlich niedriger. Das gilt noch mehr für die Streiks bei der Deutschen Bahn und der Lufthansa oder den zehntägigen Ausstand an der Charité, an dem sich nach Presseberichten täglich zwischen 500 und 600 Beschäftigte beteiligten. Bereits zu Jahresbeginn gab es große Warnstreikwellen im Öffentlichen Dienst der Länder sowie in der Metall- und Elektro-Industrie.
Poststreik kostete Verdi mindestens 30 Millionen Euro
Wie schon in den vergangenen Jahren ist vor allem Verdi an den Konflikten beteiligt: Rund 80 Prozent aller Ausfalltage gingen im ersten Halbjahr auf das Konto der größten deutschen Dienstleistungsgewerkschaft. Das kostet die Gewerkschaft eine Menge Geld: Allein der Poststreik dürfte die Organisation – ohne Berücksichtigung der Warnstreiks, bei denen erst ab der vierten Stunde Streikgeld gezahlt wird – mindestens 30 Millionen Euro gekostet haben. Es gibt sogar Schätzungen, die doppelt so hoch ausfallen. Der Streik der Erzieherinnen dürfte grob geschätzt mit 12 Millionen Euro zu Buche schlagen. Solche Summen reißen Löcher in die Streikkasse und dürften die Streiklaune daher erst einmal dämpfen.
(IW Köln / Viola C. Didier)