01.07.2021

Industrieunternehmen wieder in Shopping-Laune

Beitrag mit Bild

© kritchanut/fotolia.com

2020 war erneut ein schwieriges Jahr für den M&A-Markt bei Industriegütern: die weltweiten M&A-Aktivitäten erreichten nur noch einen Wert von 557 Milliarden US-Dollar, 12 Prozent weniger als im Vorjahr, während bereits das Vorjahr einen Rückgang verzeichnet hatte. Zum Vergleich: 2017 lag der Gesamtwert noch bei knapp 700 Milliarden US-Dollar. Die Anzahl der Transaktionen brach von 2019 auf 2020 um 18 Prozent ein. Der Grund: Neben den Pandemieauswirkungen sind auch die sehr hohen Unternehmensbewertungen und ein unsicheres Umfeld verantwortlich für die Lähmung des Marktes. Doch es ist Besserung in Sicht, wie eine aktuelle Studie der Managementberatung Kearney zeigt.

„In der Industriegüterindustrie ist das weltweite Transaktionsvolumen auf den niedrigsten Stand seit 2015 Jahren abgesackt“, bilanziert Astrid Latzel, Partnerin bei Kearney und Mitautorin des  Berichts über Fusionen und Akquisitionen in der Branche. „Damit haben wir die Talsohle erreicht“, so Latzel: „2021 werden wir dank der Impferfolge und geopolitischer Stabilisierung eine Wiederbelebung des Marktes sehen. Besonders in den Industrien für Medizintechnik, Gesundheit und Elektronik, aber auch in der Automobilindustrie sind die Unternehmen auf Einkaufstour.“

Die befragten Experten gehen davon aus, dass der Markt sich nun 2021 rasch erholen und bereits Ende des Jahres in diesem Jahr das Prä-Pandemie-Niveau erreichen wird. Die Kearney-Befragung zeigt eine deutliche Stimmungsaufhellung im Vergleich zum Vorjahr: Waren es im Januar 2020 nur 19 Prozent der Führungskräfte, die mit einer Zunahme der M&A Aktivitäten rechneten, sind es bei der diesjährigen Befragung 30 Prozent.

Hinsichtlich der Bewertung sind die Experten optimistisch: 54 Prozent erwarten, dass die Preislage stabil bleibt, 30 Prozent rechnen mit einem Anstieg und nur 16 Prozent mit einem Preisverfall. Treiber der zukünftigen Transaktionen werden Technologiezugang (laut 84 Prozent der befragten Experten Haupttreiber) Konsolidierung innerhalb der Sektoren, um Kosten zu sparen, und Aufbau eines fokussierten Portfolios weg von Konglomeraten sein. „Die Kriegskassen sind gut gefüllt, die politische Unsicherheit besonders im transatlantischen Verhältnis ist einer Stabilisierung gewichen und so können wir davon ausgehen, dass der Markt wieder richtig an Fahrt aufnimmt“, schätzt Latzel. Die Unternehmen dürften jetzt nicht zögern, sondern müssten aktiv im M&A Markt mitmischen, um im Wettbewerb vor allem um Technologie nicht ins Hintertreffen zu geraten.

In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird besonders der Mittelstand viele Transaktionen erleben, gerade die Automobilindustrie wird versuchen, sich über M&A Technologiezugang und damit entscheidende Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Internationaler Partner sind bevorzugt die USA. Weltweit werden dagegen größere Deals den Gesamtwert an Transaktionen in die Höhe treiben, während es in Deutschland viele kleinere Deals sein werden.

Private Equity ist in Deutschland ein wichtiger Teil der Bieterlandschaft. Die hohe Anzahl an deutschen Industrieunternehmen mit etablierten Technologien aber fehlender Nachfolgeregelung sowie diversen Optionen des Weiterverkaufs an strategische Investoren machen Deutschland zu einem attraktiven Markt für Private Equity.

Die Co-Autorin der Studie Malgosia Zegar, Principal bei Kearney, rechnet mit einem starken Wettbewerb um attraktive Einkaufsziele bei gleichzeitig hoher Bewertung: Für die Käufer sei nicht nur eine kontinuierliche Beobachtung des Marktes wichtig, sondern auch die Fähigkeit, die notwendige Diligence und Planung zügig durchzuführen. Am Endes komme es nicht nur auf die Transaktion, sondern mehr noch auf die darauffolgende Integration an: „Die Integration muss bereits bei der Durchführung der Transaktionen geplant werden“, so Zegar, „nur so lassen sich die strategischen Gründe für die Transaktionen auch in der unternehmerischen Realität abbilden.“

(Pressemitteilung Kearney vom 29.06.2021)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

© bluedesign/fotolia.com

03.12.2025

Green Economy wächst auf 5 Billionen Dollar

Die globale Green Economy hat die Marke von fünf Billionen US-Dollar Jahresvolumen überschritten und gehört damit zu den am schnellsten wachsenden Sektoren weltweit. Bis 2030 soll sie auf über sieben Billionen US-Dollar anwachsen. In den vergangenen zehn Jahren legte nur die Tech-Branche stärker zu. Das zeigt die neue Studie des Weltwirtschaftsforums (WEF) und der Boston

Green Economy wächst auf 5 Billionen Dollar
Meldung

©vizafoto/fotolia.com

02.12.2025

Industrie im Rückwärtsgang: Umsatz sinkt, Jobs verschwinden

Die Industrierezession hält an: Im dritten Quartal dieses Jahres schrumpfte der Umsatz der deutschen Industrieunternehmen um 0,5 % – der dritte Umsatzrückgang in einem dritten Quartal in Folge. Im Vergleich zum dritten Quartal 2022 ergibt sich sogar ein Umsatzrückgang von 6,2 %. Das stärkste Umsatzminus verzeichnen aktuell die Autoindustrie und die Papier- und Pappe-Industrie mit Einbußen von

Industrie im Rückwärtsgang: Umsatz sinkt, Jobs verschwinden
Meldung

© cirquedesprit/fotolia.com

01.12.2025

Trotz Demografie stagnieren Nachfolgezahlen

Für insgesamt rund 186.000 Unternehmen steht nach Schätzungen des IfM Bonn in den kommenden fünf Jahren eine Nachfolge an, weil die Eigentümerinnen und Eigentümer aufgrund von Alter, Krankheit oder Tod aus der Geschäftsführung ausscheiden. Trotz der zunehmenden Alterung der Unternehmerinnen und Unternehmer sind dies jährlich rund 800 Unternehmen weniger als im vorherigen Schätzzeitraum des IfM

Trotz Demografie stagnieren Nachfolgezahlen
Corporate Finance Zeitschrift plus Datenbank

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank