2020 war erneut ein schwieriges Jahr für den M&A-Markt bei Industriegütern: die weltweiten M&A-Aktivitäten erreichten nur noch einen Wert von 557 Milliarden US-Dollar, 12 Prozent weniger als im Vorjahr, während bereits das Vorjahr einen Rückgang verzeichnet hatte. Zum Vergleich: 2017 lag der Gesamtwert noch bei knapp 700 Milliarden US-Dollar. Die Anzahl der Transaktionen brach von 2019 auf 2020 um 18 Prozent ein. Der Grund: Neben den Pandemieauswirkungen sind auch die sehr hohen Unternehmensbewertungen und ein unsicheres Umfeld verantwortlich für die Lähmung des Marktes. Doch es ist Besserung in Sicht, wie eine aktuelle Studie der Managementberatung Kearney zeigt.
„In der Industriegüterindustrie ist das weltweite Transaktionsvolumen auf den niedrigsten Stand seit 2015 Jahren abgesackt“, bilanziert Astrid Latzel, Partnerin bei Kearney und Mitautorin des Berichts über Fusionen und Akquisitionen in der Branche. „Damit haben wir die Talsohle erreicht“, so Latzel: „2021 werden wir dank der Impferfolge und geopolitischer Stabilisierung eine Wiederbelebung des Marktes sehen. Besonders in den Industrien für Medizintechnik, Gesundheit und Elektronik, aber auch in der Automobilindustrie sind die Unternehmen auf Einkaufstour.“
Die befragten Experten gehen davon aus, dass der Markt sich nun 2021 rasch erholen und bereits Ende des Jahres in diesem Jahr das Prä-Pandemie-Niveau erreichen wird. Die Kearney-Befragung zeigt eine deutliche Stimmungsaufhellung im Vergleich zum Vorjahr: Waren es im Januar 2020 nur 19 Prozent der Führungskräfte, die mit einer Zunahme der M&A Aktivitäten rechneten, sind es bei der diesjährigen Befragung 30 Prozent.
Hinsichtlich der Bewertung sind die Experten optimistisch: 54 Prozent erwarten, dass die Preislage stabil bleibt, 30 Prozent rechnen mit einem Anstieg und nur 16 Prozent mit einem Preisverfall. Treiber der zukünftigen Transaktionen werden Technologiezugang (laut 84 Prozent der befragten Experten Haupttreiber) Konsolidierung innerhalb der Sektoren, um Kosten zu sparen, und Aufbau eines fokussierten Portfolios weg von Konglomeraten sein. „Die Kriegskassen sind gut gefüllt, die politische Unsicherheit besonders im transatlantischen Verhältnis ist einer Stabilisierung gewichen und so können wir davon ausgehen, dass der Markt wieder richtig an Fahrt aufnimmt“, schätzt Latzel. Die Unternehmen dürften jetzt nicht zögern, sondern müssten aktiv im M&A Markt mitmischen, um im Wettbewerb vor allem um Technologie nicht ins Hintertreffen zu geraten.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird besonders der Mittelstand viele Transaktionen erleben, gerade die Automobilindustrie wird versuchen, sich über M&A Technologiezugang und damit entscheidende Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Internationaler Partner sind bevorzugt die USA. Weltweit werden dagegen größere Deals den Gesamtwert an Transaktionen in die Höhe treiben, während es in Deutschland viele kleinere Deals sein werden.
Private Equity ist in Deutschland ein wichtiger Teil der Bieterlandschaft. Die hohe Anzahl an deutschen Industrieunternehmen mit etablierten Technologien aber fehlender Nachfolgeregelung sowie diversen Optionen des Weiterverkaufs an strategische Investoren machen Deutschland zu einem attraktiven Markt für Private Equity.
Die Co-Autorin der Studie Malgosia Zegar, Principal bei Kearney, rechnet mit einem starken Wettbewerb um attraktive Einkaufsziele bei gleichzeitig hoher Bewertung: Für die Käufer sei nicht nur eine kontinuierliche Beobachtung des Marktes wichtig, sondern auch die Fähigkeit, die notwendige Diligence und Planung zügig durchzuführen. Am Endes komme es nicht nur auf die Transaktion, sondern mehr noch auf die darauffolgende Integration an: „Die Integration muss bereits bei der Durchführung der Transaktionen geplant werden“, so Zegar, „nur so lassen sich die strategischen Gründe für die Transaktionen auch in der unternehmerischen Realität abbilden.“
(Pressemitteilung Kearney vom 29.06.2021)