Subventionen als wirkungsvolles Instrument, um Start-ups in einer frühen Marktphase Risikokapital bereitzustellen
Die Studie untersucht anhand von Daten des IAB/ZEW-Gründungspanels, einem Kooperationsprojekt vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und dem ZEW, zu rund 1.000 Start-ups und von Daten des Mannheimer Unternehmenspanels, wie sich das staatliche Subventionsprogramm INVEST nach seiner Einführung im Jahr 2013 auf die finanzielle und unternehmerische Unterstützung auswirkt, die Business Angels Start-ups zur Verfügung stellen. Subventionen für Business Angels zielen darauf ab, den Zugang zu Finanz- und Managementressourcen für junge, innovative Unternehmen zu verbessern. Die Autoren der Studie zeigen, dass dies ein wirkungsvolles politisches Instrument ist, um Start-ups in einer frühen Marktphase Risikokapital und unternehmerisches Wissen bereitzustellen.
Positives Signal durch INVEST für die Risikokapitalaktivität in Deutschland
Laut den Ergebnissen der ZEW-Studie hat für Start-ups in den förderfähigen Branchen durch INVEST die Wahrscheinlichkeit, Beteiligungskapital zu erhalten, um durchschnittlich 37% zugenommen. Das Subventionsprogramm wirkt sich somit eindeutig positiv auf die Bereitstellung von Finanzmitteln durch Business Angels aus. Dies ist ein positives Signal für die Risikokapitalaktivität in Deutschland. Denn im Vergleich zu anderen OECD-Ländern, insbesondere zu den Vereinigten Staaten und Großbritannien, war die Aktivität bisher moderat, auch wenn in letzter Zeit die Investitionstätigkeit durchaus gestiegen ist.
INVEST-geförderte Start-ups erhalten höhere Finanzierungen
Mit Blick auf die Höhe der Finanzierungsbeträge kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass INVEST-geförderte Start-ups im Durchschnitt von ihren Investoren einen um 55 bis 61% höheren Finanzierungsbeitrag erhielten als andere junge, innovative Unternehmen. Dabei sind die Auswirkungen der INVEST-Förderung deutlich stärker für kleinere Finanzierungssummen. So profitieren Unternehmen mit den 10% kleinsten Werten am stärksten: Sie erhielten 176% des durchschnittlichen Betrags an externen Eigenkapitalmitteln.
Virgin Angels investieren gerne im Team
Interessant ist auch, dass 41% der staatlich geförderten Investitionen von relativ unerfahrenen, neuen Business Angels („Virgin Angels“) und nicht von bereits etablierten Investoren getätigt wurden. „Das Subventionsprogramm hat den Markteintritt neuer Investoren gefördert. Gleichzeitig stellen die Studienautoren fest, dass Virgin Angels ihre Investitionen häufiger gemeinsam mit etablierten Investoren tätigen. So finden 72% aller Unternehmensbeteiligungen, die durch INVEST gefördert wurden, im Team mit anderen Investoren statt. Bei Virgin Angels liegt dieser Anteil indes bei mehr als 80%.
Weiterhin untersuchten die Wissenschaftler den Einfluss des Förderprogramms auf die Bereitstellung von unternehmerischem Wissen seitens der Investoren. Eine solche Unterstützung kann von informeller Managementberatung bis hin zu strategischer Unterstützung im Beirat, der Entwicklung und Kommerzialisierung von Produkten und dem Zugang zum Netzwerk der Investoren reichen. In Bezug auf diese Unterstützungsleistungen finden die Wissenschaftler aber keine negativen Effekte des Programms, wie dies zunächst zu erwarten wäre. Denn der staatliche Anreiz, mehr Investitionen zu tätigen und neue Investoren anzulocken, könnte dazu führen, dass Start-ups im Durchschnitt weniger Unterstützung von ihren Investoren erhalten. Dies bestätigt sich in der ZEW-Studie aber aufgrund der gemeinsamen Tätigkeiten der Investoren und da letztlich Synergien geschaffen werden nicht.
Die ex‐ante Analyse zum Förderprogramm „INVEST – Zuschuss für Wagniskapital“ finden Sie hier zum Download.
(Pressemitteilung ZEW Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung vom 05.10.2022)