Im deutschen Markt für Fusionen und Übernahmen hat die Konkurrenz um attraktive Zielunternehmen zugenommen, wobei ausländische Unternehmen als Käufer äußerst aktiv sind und damit den Wettbewerb anfeuern. Das ist das wichtigste Ergebnis des aktuellen M&A-Panels der Wirtschaftskanzlei CMS Deutschland und des Magazins „FINANCE“.
Mehr ausländische Interessenten
M&A-Professionals aus Unternehmen und Investmentbanken nehmen, wohl auch unter dem Eindruck mehrerer großer M&A-Deals mit chinesischen Investoren, Käufer aus den Schwellenländern so stark wahr wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Die Unternehmensvertreter stimmten der These, dass Käufer aus den Schwellenländern zurzeit in Deutschland sehr aktiv sind, mit dem Wert 5,67 zu, wobei 10 für vollkommene Zustimmung steht. Das ist eine Steigerung um knapp 15 Prozent im Vergleich zur Oktober-Umfrage und der höchste vergebene Wert seit Juni 2013. Bei den Verantwortlichen aus Banken und Beratungshäusern stieg die Zustimmung zur These im gleichen Zeitraum um 13 Prozent auf den Wert 6,46. „Wir können bestätigen, dass insbesondere chinesische Investoren sehr großes Interesse zeigen“, sagt CMS-Partner Dr. Oliver Wolfgramm. „Bieter aus China rufen zudem hohe Bewertungen und Kaufpreise auf, so dass sich auch in strukturierten Verkaufsprozessen Geduld und Verständnis für spezifische chinesische Besonderheiten auszahlen können.“
Konsolidierung wichtiger Dealtreiber
Für Corporates ist der Wunsch nach schnellerem Wachstum und einem erweiterten Produktportfolio weiterhin der wichtigste Dealtreiber. Doch insbesondere die Branchenkonsolidierung legt in dieser Gruppe als Motivation für M&A-Deals zu und wird um 14 Prozent höher eingeschätzt als noch im Herbst. Berater und Investmentbanker sehen die Branchenkonsolidierung in der aktuellen Befragung sogar als wichtigsten Dealtreiber an. Kommen M&A-Deals nicht zustande, dann liegt es weiterhin am Preis. Für beide befragten Gruppen sind – wie auch schon in der Oktober-Umfrage – divergierende Preisvorstellungen der bedeutendste Dealbreaker. „Die Kaufpreiserwartungen auf Verkäuferseite sind nach wie vor sehr hoch, so dass Verkaufsprozesse für weniger attraktive Targets häufig sehr lange dauern und nicht selten an den zu hohen Kaufpreisvorstellungen scheitern“, bestätigt Dr. Oliver Wolfgramm. „Es ist auch nicht davon auszugehen, dass sich die Vorstellungen der Verkäufer den sich in einigen Branchen eintrübenden konjunkturellen Erwartungen schnell anpassen. Die Schere wird eher weiter auseinandergehen“, ergänzt er.
Red Flag Reports stärker nachgefragt
Nach der Relevanz einzelner rechtlicher Instrumente befragt, geben 18 Prozent der M&A-Verantwortlichen an, dass der ausführliche Due Diligence-Report aus Ihrer Sicht im Vergleich zum Vorjahr an Relevanz verloren hat. Demgegenüber sind risikoorientierte Due Diligence Reports, so genannte Red Flag Reports, deutlich stärker nachgefragt als noch im Vorjahr: 44 Prozent der Befragten bestätigen die These, dass die Relevanz von Red Flag Reports gestiegen ist. „Die Form der Berichterstattung – Red Flag Report oder Long Form Report – darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die identifizierten Red Red Flags häufig intensiv diskutiert werden. Bieter wollen sich gerade angesichts der hohen Kaufpreisvorstellungen gegen Risiken vertraglich schützen und können dies häufig auch durchsetzen“, stellt Dr. Thomas Meyding, Corporate Partner bei CMS Deutschland fest.
Volle Auftragsbücher
Im Hinblick auf das aktuelle Projektaufkommen zeigen sich die befragten M&A-Profis optimistisch. Vor allem bei Häusern mit Schwerpunkt auf kleinere Unternehmen hat es jüngst einen deutlichen Aufschwung gegeben, der zu einer steigenden Auslastung der Gesamtbranche beiträgt. „Allerdings bleibt abzuwarten, wie sich der Markt entwickelt. Dabei werden die Präsidentschaftswahlen in den USA und auch ein möglicher Brexit sicherlich je nach Ausgang erhebliche Auswirkungen auf den M&A-Markt haben“, glaubt Dr. Thomas Meyding.
(Pressemitteilung CMS vom 02.03.2016)