• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • KfW-ifo-Mittelstandsbarometer: Große Rezessionssorgen im Mittelstand

03.08.2022

KfW-ifo-Mittelstandsbarometer: Große Rezessionssorgen im Mittelstand

Nach einer kurzen Phase der Stabilisierung im Frühjahr befindet sich das mittelständische Geschäftsklima zu Beginn des Sommerquartals wieder im Sinkflug. Es stürzt im Juli um 9,5 Zähler auf -15,3 Saldenpunkte ab und verliert damit fast das Vierfache einer üblichen Monatsveränderung. Die schon seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs sehr pessimistischen Geschäftserwartungen brechen nochmal um 12,7 Zähler ein und sind mit den jetzt erreichten -34,8 Saldenpunkten so negativ wie bisher nur vor großen Rezessionen. Vor allem die Furcht vor einem anhaltenden Gaslieferstopp im Zusammenhang mit der Wartung von Nord Stream 1 dürfte zum Umfragezeitpunkt viele Unternehmen beunruhigt haben. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage sackt im Juli aber ebenfalls deutlich um 5,3 Zähler ab. Mit jetzt +7,6 Saldenpunkten liegt sie aber immerhin noch über der Nulllinie, die den langfristigen Durchschnitt markiert.

Beitrag mit Bild

© bluedesign/fotolia.com

Der Stimmungsabsturz im Juli betrifft die mittelständischen Unternehmen in allen Branchen. Selbst das Geschäftsklima der Dienstleistungsunternehmen, die in den Vormonaten dank der Erholung in ehemals pandemiebeschränkten Branchen einen deutlichen Aufschwung erlebt haben, verschlechtert sich um deutliche 10,5 Zähler. Besonders getrübt ist die Stimmung aber derzeit beim Einzelhandel. Schon jetzt meldet die Branche eine leicht unterdurchschnittliche Geschäftslage. Angesichts der drohenden zusätzlichen Kaufkraftverluste wegen massiv steigender Heizkosten sind die Zukunftserwartungen aber so schlecht wie nie zuvor seit Beginn der Umfrage.

Angst vor Gaslieferstopp schickt Geschäftsklima im Mittelstand in den Sinkflug

Einzig für die zukünftige Inflationsentwicklung gibt es laut des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers kleine Lichtblicke, denn die Absatzpreiserwartungen des Mittelstands lassen im Juli von einem sehr hohen Niveau aus zum dritten Mal in Folge nach (-4,5 Zähler auf 38,2 Saldenpunkte). Preisdrückend könnte auf längere Frist außerdem eine etwas schwächere Arbeitsnachfrage wirken. Die Beschäftigungserwartungen sinken um 5,2 Zähler auf ein inzwischen nur noch leicht überdurchschnittliches Niveau.

Lageurteile geben nach, Erwartungen brechen weiter ein

Mit dem deutlichen Stimmungsabsturz im Juli nähert sich das mittelständische Geschäftsklima dem der Großunternehmen an, die in den Vormonaten eine noch deutlichere Eintrübung verzeichnet hatten. Mit einem Rückgang um 2,9 Zähler auf -19,3 Saldenpunkte ist die Stimmung in den Großunternehmen aber weiterhin noch schlechter als im Mittelstand.

Eine Rezession wird immer wahrscheinlicher

Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeugt von einer breiten Verschlechterung des Geschäftsklimas in Unternehmen aus allen Branchen und Größenklassen. Vor allem die Furcht vor einem Gaslieferstopp im Zusammenhang mit der Wartung von Nord Stream 1 dürfte laut der Konjunkturforscher zum Umfragezeitpunkt bei vielen Unternehmen die Geschäftsaussichten eingetrübt haben. Der vollständige Lieferstopp sei zunächst zwar ausgeblieben, aber die Belastung in energieintensiven Branchen und auch in konsumnahen Wirtschaftsbereichen ist trotzdem gewaltig. Denn selbst wenn die Gasflüsse aus Russland auf niedrigem Niveau anhalte, drohten zusätzliche Kaufkraftverluste durch massiv steigende Heizkosten.

Der einzige Hoffnungsanker sind derzeit die noch sehr hohen Auftragsbestände im Verarbeitenden Gewerbe und die laut einigen Indikatoren etwas nachlassenden globalen Lieferengpässe, stellen die Studienautoren fest. Mit einer sich eintrübenden Weltkonjunktur wachse jedoch die Gefahr von Stornierungen und die Angebotskrise könnte von einer Nachfrageschwäche abgelöst werden.

Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ist hier abrufbar.

(Pressemitteilung KfW vom 02.08.2022)


Weitere Meldungen


Meldung

© bluedesign/fotolia.com

03.12.2025

Green Economy wächst auf 5 Billionen Dollar

Die globale Green Economy hat die Marke von fünf Billionen US-Dollar Jahresvolumen überschritten und gehört damit zu den am schnellsten wachsenden Sektoren weltweit. Bis 2030 soll sie auf über sieben Billionen US-Dollar anwachsen. In den vergangenen zehn Jahren legte nur die Tech-Branche stärker zu. Das zeigt die neue Studie des Weltwirtschaftsforums (WEF) und der Boston

Green Economy wächst auf 5 Billionen Dollar
Meldung

©vizafoto/fotolia.com

02.12.2025

Industrie im Rückwärtsgang: Umsatz sinkt, Jobs verschwinden

Die Industrierezession hält an: Im dritten Quartal dieses Jahres schrumpfte der Umsatz der deutschen Industrieunternehmen um 0,5 % – der dritte Umsatzrückgang in einem dritten Quartal in Folge. Im Vergleich zum dritten Quartal 2022 ergibt sich sogar ein Umsatzrückgang von 6,2 %. Das stärkste Umsatzminus verzeichnen aktuell die Autoindustrie und die Papier- und Pappe-Industrie mit Einbußen von

Industrie im Rückwärtsgang: Umsatz sinkt, Jobs verschwinden
Meldung

© cirquedesprit/fotolia.com

01.12.2025

Trotz Demografie stagnieren Nachfolgezahlen

Für insgesamt rund 186.000 Unternehmen steht nach Schätzungen des IfM Bonn in den kommenden fünf Jahren eine Nachfolge an, weil die Eigentümerinnen und Eigentümer aufgrund von Alter, Krankheit oder Tod aus der Geschäftsführung ausscheiden. Trotz der zunehmenden Alterung der Unternehmerinnen und Unternehmer sind dies jährlich rund 800 Unternehmen weniger als im vorherigen Schätzzeitraum des IfM

Trotz Demografie stagnieren Nachfolgezahlen
Corporate Finance Zeitschrift plus Datenbank

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank