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30.01.2025

Klimawandel, Geopolitik, Konjunktur: Risiken im Fokus der BaFin 2025

Klimawandel, Geopolitik und schwache Konjunktur könnten Deutschlands Finanzsystem unter Druck setzen, analysiert die Finanzaufsicht BaFin.

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©EtiAmmos/fotolia.com

Durch den Klimawandel begünstigte Naturkatastrophen, internationale Spannungen und die Schwäche der heimischen Wirtschaft könnten für das deutsche Finanzsystem neue Risiken schaffen oder bestehende Risiken verschärfen. Das Risikomanagement wird im Jahr 2025 für Unternehmen auch deshalb anspruchsvoll, weil der Blick auf historische Erfahrungswerte teilweise nicht mehr hilft, erklärt die Finanzaufsicht BaFin in ihrer Publikation „Risiken im Fokus der BaFin 2025“, die sie der Öffentlichkeit vorgestellt hat.

Die Unternehmen des deutschen Finanzsektors sollten 2025 die Folgen des Klimawandels noch umfassender in ihre Risikomodelle einbeziehen. Physische Risiken wie extremes Wetter oder Naturkatastrophen in Form großer Brände, Dürren oder Überflutungen könnten nach Einschätzung der Finanzaufsicht BaFin künftig deutlich stärker auf die Kreditportfolien der Banken und die Schadensummen der Versicherungsunternehmen durchschlagen.

In ihren diesjährigen „Risiken im Fokus“ beschreibt die Finanzaufsicht die zunehmenden physischen Risiken als relevanten Trend für den Finanzsektor. Mark Branson, Präsident der BaFin, sagte anlässlich der Vorstellung der Risiken im Fokus: „Das Umfeld, in dem die Unternehmen des Finanzsektors arbeiten müssen, ist sehr anspruchsvoll, denn für viele Risikotreiber wie den Klimawandel, die geopolitischen Umbrüche oder technologische Quantensprünge fehlen uns historische Erfahrungswerte. Umso wichtiger ist es, dass die Unternehmen des Finanzsektors in Szenarien denken, Risiken klug steuern und sich mit gut gefüllten Kapital- und Liquiditätspolstern gegen mögliche Schocks wappnen.“

Sechs Risiken hat die Aufsicht 2025 besonders im Blick

In ihrem Risikoausblick erläutert die BaFin zu Beginn jedes Jahres, an welchen Stellen das Finanzsystem in Deutschland besonders verwundbar ist und welche Gefahren die Finanzstabilität oder die Integrität der hiesigen Finanzmärkte am meisten gefährden können. Darüber hinaus zeigt sie die aus ihrer Sicht relevanten Trends auf, mit denen sich die Unternehmen des Finanzsektors beschäftigen sollten. Für die Unternehmen sind die „Risiken im Fokus“ eine gute Richtschnur für das eigene Risikomanagement. Zugleich geben sie einen Ausblick auf die Aufsichtsschwerpunkte der BaFin im laufenden Jahr. Insgesamt nimmt die BaFin sechs Risiken und drei Trends für den deutschen Finanzsektor besonders in den Blick:

• Risiken aus Korrekturen an den Immobilienmärkten

• Risiken aus signifikanten Korrekturen an den internationalen Finanzmärkten

• Risiken aus dem Ausfall von Unternehmenskrediten

• Risiken aus Cyber-Vorfällen mit gravierenden Auswirkungen

• Risiken aus unzureichender Geldwäscheprävention

• Risiken aus Konzentrationen bei der Auslagerung von IT-Dienstleistungen

Chancen und Risiken durch drei Trends

Die BaFin sieht neben diesen Risiken drei Trends, die durchaus Chancen für die Wirtschaft und den Finanzsektor bieten, die aber auch erhebliche Risiken mit sich bringen: Nachhaltigkeitsprobleme, Digitalisierung und Umbrüche in der Geopolitik. Zu den physischen Risiken des fortschreitenden Klimawandels kommen aus Sicht der BaFin die Unsicherheiten und Kosten, die der Umbau hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft in sich trägt (transitorische Risiken). Die Finanzaufsicht sieht auch die Gefahr von „Greenwashing“ noch nicht gebannt, also den Versuch, Finanzprodukte ohne sachliche Grundlage als besonders umweltfreundlich oder verantwortungsbewusst zu verkaufen.

Digitalisierung und Geopolitik

Beim Thema Digitalisierung beschäftigen die Aufsicht die zunehmenden Cyberrisiken und der verantwortungsvolle Einsatz von Künstlicher Intelligenz, die Schwankungsbreite der Marktbewertung von Kryptowerten sowie neu der Einsatz von Quantencomputern. Obwohl eine massentaugliche Anwendung von hochleistungsfähigen Quantencomputern noch ausstehe, sollten sich die Finanzunternehmen aus Gründen der IT-Sicherheit schon heute auf deren Einsatzmöglichkeiten vorbereiten. So könnten etwa zurzeit als sicher geltende Verschlüsselungs- verfahren für Daten künftig von Quantencomputern ohne weiteres überwunden werden. So könnten Kriminelle Daten jetzt entwenden und später mit Hilfe von Quantencomputing entschlüsseln. Die Entwicklung von Schutzkonzepten sei daher wichtig.

BaFin-Präsident Branson: „Viele Unternehmen wissen um diese Risiken und haben in ihre IT-Sicherheit investiert. Uns ist es wichtig, dass die Unternehmen weiter kontinuierlich die aktuellen Bedrohungen überwachen, sich auf Ernstfälle vorbereiten und ihre Sicherheitsmaßnahmen anpassen. Das erwarten wir. Und das erwarten auch ihre Kundinnen und Kunden.“

Mit Blick auf die Geopolitik waren schon 2024 Tendenzen zur Abschottung von Märkten und zunehmende Spannungen zwischen Staaten deutlich abzulesen. Diese Entwicklung könnte sich fortsetzen, mit Auswirkungen auf das gesamte Finanzsystem. Geopolitische Krisen sind nach Ansicht der Finanzaufsicht keine eigenständige Risikoart, können aber die aufsichtlich relevanten Risiken beeinflussen und auch verschärfen. Gerade das deutsche Finanzsystem sei dafür anfällig wegen der engen internationalen Handelsverbindungen Deutschlands und der hohen Exportquote seiner Wirtschaft.

(BaFin vom 28.01.2025 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)


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