Die im Aktienindex MDAX zusammengefassten 60 Unternehmen haben dieses Jahr bei der Diversität ihrer Aufsichtsräte große Fortschritte gemacht und den DAX zum Teil sogar überholt. So sind die Aufsichtsräte des MDAX mit einer Quote nicht-deutschsprachiger Mitglieder von 27% bereits internationaler als der DAX mit 20%. Auch hat der MDAX dieses Jahr zum ersten Mal die gesetzliche Frauenquote von 30% überschritten; der Frauenanteil in MDAX-Aufsichtsräten (Kapitalseite) liegt jetzt bei 30,6%, auf die gesamten Gremien bezogen (inkl. Arbeitnehmervertretung) bei 32%. Das geht aus einer Erhebung der Personalberatung Russell Reynolds Associates hervor.
Zwar hat der DAX die Frauenquote schon vor zwei Jahren erreicht, doch verlief die Entwicklung beim MDAX seit 2013 steiler, denn beim MDAX lag der Frauenanteil vor sechs Jahren erst bei 14%. Auch liegt der Frauenanteil der dieses Jahr neu gewählten Aufsichtsräte beim MDAX mit 33% deutlich höher als beim DAX (22%). Zudem gibt es erstmals drei weibliche Aufsichtsratsvorsitzende (gegenüber zwei Frauen an der Spitze von Aufsichtsräten im DAX). Das auf die Besetzung von Spitzenpositionen spezialisierte Unternehmen untersucht dazu seit 2015 die Zusammensetzung der Aufsichtsräte der MDAX-Unternehmen.
MDAX holt bei Diversität der Aufsichtsräte schnell auf
Der MDAX steht oft im Schatten des großen Bruders DAX. Doch mittlerweile ist der MDAX nach Aussage der Studienautoren zum Teil agiler und dynamischer als der DAX, wenn es um die Besetzung der Aufsichtsräte geht, Veränderungen verlaufen schneller. Das ist auch bei der Frauenquote zu sehen. Auch bei der Internationalisierung ist der MDAX laut der Analyse weiter als der DAX.
Anteil der Digitalisierungsexperten steigt
Die Zahl der Digitalisierungsexperten in MDAX-Aufsichtsräten stieg in den vergangenen beiden Jahren um 74%, und damit schneller als beim DAX. Aktuell verfügen 43% der Unternehmen über Digitalkompetenz, 20% haben zwei oder mehr Digitalisierungsexperten an Bord; 12% aller Aufsichtsräte (Aktionärsvertreter) verfügen über Expertise in Digitalisierungsfragen. Allerdings ist dieses Wissen noch nicht gleichmäßig verteilt; der Anteil der Unternehmen, die noch gar keinen Experten für Digitalisierung in den Aufsichtsrat berufen haben, ist höher als beim DAX.
Nachholbedarf bei der Frauenquote
Großen Nachholbedarf gibt es jedoch – ähnlich wie beim DAX – beim Frauenanteil auf Vorstandsebene. So haben zwei Drittel der MDAX-Unternehmen (40 von 60 Firmen) immer noch einen rein männlichen Vorstand. Im DAX gibt es noch sieben Unternehmen (von 30), die keine Frau im Vorstand haben.
MDAX-Aufsichtsräte verursachen nur die Hälfte der Kosten von DAX-Aufsichtsräten
Beim Vergleich der Vergütungen kommt die Untersuchung von Russell Reynolds zu dem Ergebnis, dass die Aufsichtsräte der MDAX-Unternehmen sehr viel günstiger arbeiten als die vergleichbaren Gremien des DAX. Die Aufsichtsräte kommen mit weniger Personal aus und die Vergütung liegt mit durchschnittlich 100.000 € pro Jahr fast 50% unter der Bezahlung der DAX-Kollegen und -Kolleginnen. Die höchste durchschnittliche Bezahlung gibt es bei Axel Springer (mehr als 300.000 €), die niedrigste bei Telefonica Deutschland (weniger als 25.000 €). Das Gehaltsgefälle zwischen Aufsichtsräten und Vorständen ist beim MDAX – ähnlich wie im DAX – hoch: Vorstandsvorsitzende verdienen 13 Mal mehr als ihre Aufsichtsratsvorsitzenden (im Durchschnitt rund 2,4 Mio. €).
Verflechtung der MDAX-Unternehmen über Aufsichtsräte geringer als beim DAX
Weiter kommt die Russell Reynolds-Studie zu dem Ergebnis, dass die Verflechtung der MDAX-Unternehmen untereinander durch Aufsichtsräte mit mehreren Mandaten weiter abnimmt und insgesamt gering ausfällt. Nur 22 Unternehmen sind auf diese Weise miteinander verbunden. 38 Unternehmen (63%) haben keine einzige Verbindung innerhalb des Indexes. Die Verflechtung ist damit geringer als beim DAX (7 Unternehmen oder 23% haben keinerlei Verbindung untereinander).
Die Studie bewertet die Zusammensetzung der MDAX-Aufsichtsräte nach den Kriterien Geschlechteranteil, Nationalitäten, Auslandserfahrung, Altersverteilung und Verweildauer, und vergibt dafür eine Gesamtnote. Die durchschnittliche Bewertung verbessert sich 2019 auf 2,3 (deutsches Schulnotensystem). Das Ranking führen dieses Jahr Evonik, Metro und Telefonica Deutschland an.
Die vollständige Studie kann hier herunterladen werden.
(Pressemitteilung Russell Reynolds Associates vom 30.09.2019)