Die meisten DAX-Konzerne schütten in diesem Jahr so viel Geld an ihre Aktionäre aus wie nie zuvor. Insgesamt zahlen die 29 Unternehmen, die bislang Angaben zu Ihrer Dividende gemacht haben, 29,2 Mrd. € an ihre Anteilseigner aus – das sind 6% mehr als im Vorjahr.
Volkswagen noch ohne Geschäftsbericht – Daimler größter Dividendenzahler
Volkswagen hat noch keinen Geschäftsbericht und keinen Dividendenvorschlag veröffentlicht. Sollte Volkswagen die Dividende halbieren – von 4,80 auf 2,40 € je Stammaktie –, würde die Gesamtausschüttung aller DAX-Konzerne in diesem Jahr um 1,7% steigen. Im Fall einer kompletten Streichung der Volkswagen-Dividende läge die Gesamtausschüttung der DAX-Unternehmen in diesem Jahr allerdings um 2,1% niedriger als im Vorjahr, als die DAX-Unternehmen insgesamt 29,8 Mrd. € an ihre Aktionäre zahlten. Fest steht aber schon jetzt, dass in diesem Jahr bei 15 DAX-Unternehmen die Dividende so hoch ist wie nie zuvor in der Unternehmensgeschichte.
Größter Dividendenzahler Deutschlands ist 2016 der Autokonzern Daimler, der die Ausschüttungssumme um ein Drittel auf knapp 3,5 Mrd. € erhöht und damit den Versicherungskonzern Allianz (3,3 Mrd. €, plus sieben%) auf den zweiten Platz verdrängt.
24 Unternehmen erhöhen die Dividende
Immerhin 24 Unternehmen schlagen ihren Aktionären in diesem Jahr eine höhere Dividende als im Vorjahr vor, zwei davon – Commerzbank und Lufthansa – zahlen erstmals nach einer Nullrunde im Vorjahr wieder eine Dividende. Auf das stärkste Plus können sich die Aktionäre von HeidelbergCement und Vonovia freuen: Der Baustoffkonzern erhöht die Ausschüttung um 73% auf 244 Mio. €, das Wohnungsbauunternehmen verdoppelt die Ausschüttungssumme sogar von 212 auf 438 Mio. €. In absoluten Zahlen legt Daimler am stärksten zu: Der Autokonzern erhöht die Ausschüttungssumme um 856 Mio. €.
Weniger als im Vorjahr erhalten in diesem Jahr nur die Aktionäre von zwei Unternehmen: Bei der Deutschen Bank gehen die Aktionäre nach einem Konzernverlust von 6,8 Mrd. € vollständig leer aus, RWE streicht die Dividende für die Stammaktionäre komplett, die Vorzugsaktionäre erhalten eine Mini-Dividende von 0,13 € je Aktie (Vorjahr: 1,0 €). Die Ausschüttungssumme schrumpft bei RWE um 99% von 615 auf 5 Mio. €.
Gewinnentwicklung insgesamt rückläufig
Die insgesamt steigenden Dividendenausschüttungen stehen in deutlichem Gegensatz zur Gewinnentwicklung der DAX-Unternehmen. Der gesamte Jahresüberschuss der 29 DAX-Konzerne lag im vergangenen Geschäftsjahr bei 50,8 Mrd. €, ein Rückgang um 10,5% gegenüber dem Vorjahr, was auf die hohen abschreibungsbedingten Verluste bei E.on und der Deutschen Bank zurückzuführen ist. Die Ausschüttungsquote – der Anteil der Dividendenausschüttungen an den Konzerngewinnen – erhöht sich entsprechend kräftig von 48,4 auf 57,4%. Ohne die Sonderfälle E.on und Deutsche Bank liegt die Ausschüttungsquote hingegen bei 43,7% – nach 43,8% im Vorjahr.
Das sind Ergebnisse einer Analyse des Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY (Ernst & Young).
„So volatil die Aktienmärkte und die weltweite Wirtschaftsentwicklung derzeit sind, so uneinheitlich ist auch das Bild bei den Dividendenausschüttungen der DAX-Konzerne. Insgesamt zeigt der Trend klar nach oben, aber einige massive Einschnitte trüben das Bild“, kommentiert Dr. Martin Steinbach, Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei EY.
Dass die Dividende bei den meisten Unternehmen steigt, sieht Steinbach insgesamt aber als positives Signal: „Viele DAX-Konzerne haben im vergangenen Jahr Rekordgewinne erwirtschaftet – da ist es nur folgerichtig, mehr an die Aktionäre auszuschütten. Gleichzeitig sehen wir in den meisten Fällen maßvolle Dividendenerhöhungen, was darauf hindeutet, dass es die Unternehmen insgesamt nicht übertreiben und darauf achten wollen, ausreichend liquide Mittel vorzuhalten.“
Trend: Immer mehr Unternehmen erhöhen die Dividende
In diesem Jahr setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort, dass immer mehr Unternehmen ihre Dividende erhöhen: 24 Unternehmen zahlen ihren Aktionären in diesem Jahr mehr Dividende als im Vorjahr. 2015 und 2014 hatten 21 bzw. 19 Unternehmen die Dividende erhöht.
„Die Unternehmen senden mit Ihrer Dividendenpolitik ein starkes Signal an den Kapitalmarkt – besonders in einem andauernden Niedrigzinsumfeld und gerade in Zeiten starker Kursschwankungen.“ Der stete Anstieg der Dividenden soll Vertrauen unter Anteilseignern und Investoren schaffen. Die Botschaft heißt: Die Aktionäre können trotz hoher Volatilität auf einen hohen Rückfluss aus ihren Aktieninvestitionen verlassen. Angesichts hoher liquider Mittel – die 29 DAX-Konzerne verfügten zum Ende vergangenen Jahres über 64,3 Mrd. € an Cash Reserven – und des niedrigen Zinsniveaus erscheint zudem vielen Unternehmen eine Ausschüttung und damit Zufluss aus dem bestehenden Aktienengagement an die Aktionäre wichtig,“ beobachtet Steinbach.
Unternehmen müssen Zukunftsinvestitionen im Auge behalten
So wichtig eine kontinuierliche Dividendenpolitik und die Ausschüttung einer attraktiven Dividende an die Aktionäre ist – die Unternehmen sollten gerade angesichts der unsicheren Konjunkturentwicklung vor allem in den Schwellenländern und angesichts absehbarer hoher Investition nicht übertreiben, mahnt Steinbach, „Die Unternehmen müssen auch die zukünftigen Finanzierungserfordernisse im Auge behalten. Zu hohe Ausschüttungen könnten ihre Handlungsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit gefährden“. Viele Branchen seien – etwa aufgrund der zunehmenden Digitalisierung der Wirtschaft – erheblichen Veränderungen unterworfen, der mit einem hohen Investitionsbedarf einher gehe: „Gerade wenn das Geschäftsmodell im Umbruch ist, bringt es dem Unternehmen häufig langfristig mehr, das Geld in die eigene Geschäftsentwicklung und in die Digitalisierung der Geschäftsabläufe und Wertschöpfungskette zu investieren.
(Pressemitteilung EY vom 29.03.2016)