Künstliche Intelligenz gilt in der deutschen Wirtschaft zunehmend als strategisches Instrument für Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit. Gleichzeitig wächst die Sorge über ihren erheblichen Energiebedarf. Eine aktuelle Befragung des Digitalverbands Bitkom von mehr als 600 Unternehmen zeichnet ein differenziertes Bild: große Erwartungen, aber auch klare Bedingungen.
KI als Grundlage für klimaschonende Geschäftsmodelle
Zwei Drittel der Unternehmen (67 %) erwarten, dass KI einen messbaren Beitrag zur Reduktion von CO₂-Emissionen leisten wird. Mehr als jedes zweite Unternehmen sieht in KI sogar die Grundlage für neue, klimaschonende Geschäftsmodelle. Insgesamt bewerten 84 % KI als Chance für Nachhaltigkeit. Dem steht jedoch ein zentrales Problem gegenüber: 83 % halten den hohen Energieverbrauch von KI für kritisch. Entsprechend deutlich ist der Appell, Nachhaltigkeit systematisch mitzudenken.
Nach Einschätzung von Christina Raab, Vizepräsidentin des Bitkom, liegen die Potenziale vor allem in der intelligenten Steuerung von Gebäuden und Produktionsanlagen, in effizienterer Logistik sowie in besseren Klima- und Wetterprognosen. Voraussetzung sei jedoch ein verantwortungsvoller Einsatz: energieeffiziente Modelle, optimierte Rechenzentren und die Nutzung von Abwärme. Gelinge dies, könne KI zu einem der wirksamsten Hebel für Nachhaltigkeit werden.
Die Erwartungen reichen dabei weit über den eigenen Betrieb hinaus. 85 % der Unternehmen rechnen damit, dass KI hilft, Klimarisiken besser vorherzusagen. Fast jedes zweite Unternehmen geht sogar davon aus, dass sich die globalen Klimaprobleme ohne KI kaum bewältigen lassen.
Digitalisierung als Fundament nachhaltiger Strategien
Nicht nur KI, sondern Digitalisierung insgesamt wird als Schlüssel gesehen. Neun von zehn Unternehmen betrachten digitale Technologien als Chance für Nachhaltigkeit. Für 57 % haben Klimaschutz und Nachhaltigkeit 2025 weiter an Bedeutung gewonnen, trotz einer in der Öffentlichkeit oft anders wahrgenommenen Debatte. Zugleich spüren viele Unternehmen die Folgen des Klimawandels bereits heute: 61 % berichten von leichten oder deutlichen Auswirkungen auf ihr Geschäft, weitere 36 % erwarten diese künftig.
Entsprechend hoch ist der strategische Reifegrad. 65 % der Unternehmen verfügen bereits über eine Nachhaltigkeitsstrategie, weitere 33 % planen eine. Digitalisierung ist dabei faktisch gesetzt: 89 % der Unternehmen mit Strategie messen digitalen Anwendungen eine große oder sehr große Bedeutung bei.
Vom papierlosen Büro bis zur smarten Gebäudetechnik
In der Praxis dominieren zunächst niedrigschwellige Maßnahmen. Rund 60 % verzichten weitgehend auf Papier oder setzen auf energieeffiziente Hardware. Videokonferenzen ersetzen Dienstreisen, Homeoffice und die private Nutzung von Dienstgeräten sollen Ressourcen sparen. Darüber hinaus investieren viele Unternehmen gezielt in digitale Effizienzlösungen: intelligente Beleuchtung, smarte Heizungs- und Klimasteuerung oder digitale Verbrauchsauswertungen. Insgesamt nutzen bereits 57 % mindestens eine dieser Technologien.
Gleichzeitig bleiben Hürden bestehen. Fehlende finanzielle Mittel, eingeschränkte Investitionsmöglichkeiten in Mietgebäuden und hoher administrativer Aufwand bremsen den Einstieg. Auch knappe personelle Ressourcen und konkurrierende Prioritäten spielen eine Rolle.
Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil
Die wirtschaftliche Dimension ist klar: 93 % der Unternehmen sind überzeugt, dass Investitionen in nachhaltige Technologien langfristig Wettbewerbsvorteile sichern. Drei Viertel sehen in digitalen Lösungen ein wirksames Mittel zur Reduktion des Ressourcenverbrauchs. Entsprechend groß ist der Wunsch, Klima- und Nachhaltigkeitsthemen stärker in der Ausbildung von IT-Fachkräften zu verankern.
Ein bislang wenig genutzter Hebel ist Refurbished-IT. Zwar setzen erst wenige Unternehmen systematisch auf wiederaufbereitete Hardware, doch die Bereitschaft wächst – vorausgesetzt, Garantien, Software-Updates und finanzielle Anreize stimmen. Viele Unternehmen erkennen das Potenzial zur Ressourcenschonung und Kostensenkung, zögern aber wegen fehlender Rahmenbedingungen.
(Bitkom vom 17.12.2025 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)

