Aktuell verfügt nur jeder fünfte der 3,8 Mio. Mittelständler hierzulande über eine Digitalisierungsstrategie. Insbesondere in kleinen Unternehmen mit weniger als 5 Beschäftigten existieren diese mit 16% bislang deutlich seltener als in großen mittelständischen Unternehmen mit 45% (50 und mehr Beschäftigte). Der KfW-Analyse zufolge hat ein typisches mittelständisches Unternehmen mit Digitalisierungsstrategie alle der möglichen abgefragten Projektarten mit einer höheren Wahrscheinlichkeit durchführt als Unternehmen ohne Digitalisierungsstrategie: Hinsichtlich der Erneuerung der IT-Strukturen und Einführung neuer Anwendungen fällt der Unterschied in der Häufigkeit mit rund einem Achtel moderat aus. In Bezug auf die Digitalisierung des Kontakts zum Unternehmensumfeld – die als eine Vorhabensart, mit einem eher niedrigen Schwierigkeitsgrad zu beurteilen ist – übertreffen die Unternehmen mit Digitalisierungsstrategie ihre Pendants ohne Digitalisierungsstrategie schon etwas häufiger, nämlich um ein Viertel. Insbesondere bei anspruchsvollen Vorhaben, wie der Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen, der Reorganisation von Workflows mit Hilfe von Digitalisierungsmaßnahmen sowie der umfassenden Vernetzung des Unternehmens, durch die Verknüpfung der IT zwischen betrieblichen Funktionsbereichen, sind Unternehmen mit einer Digitalisierungsstrategie im besonderen Maße aktiv. Bei diesen Projektarten übertrifft ein typischer Mittelständler mit Digitalisierungsstrategie sein Pendant ohne Strategie um Werte zwischen gut einem Drittel und knapp der Hälfte.
Anwendung fortschrittlicher Technologien wie KI und Big Data im Mittelstand häufiger
Nicht nur die Häufigkeit, sondern auch die thematische Breite gleichzeitig durchgeführter Digitalvorhaben übertrifft in Unternehmen mit Digitalisierungsstrategie die in ihren Pendants ohne (durchschnittlich 3,0 verschiedene Projektarten ggü. durchschnittlich 2,4). Zudem nutzen Mittelständler mit Digitalisierungsstrategie häufiger anspruchsvolle Digitalisierungsanwendungen wie Cloud Computing, Big Data oder Künstliche Intelligenz.
Mittelständler mit Digitalisierungsstrategie geben rund die Hälfte mehr für ihre Digitalisierung aus als
Die umfangreicheren und anspruchsvolleren Digitalisierungsaktivitäten von Unternehmen mit einer Digitalisierungsstrategie gehen auch mit deutlich höheren Ausgaben für die Digitalisierung einher. Ein typisches mittelständisches Unternehmen mit Digitalisierungsstrategie gibt mit knapp 29.000 € gut die Hälfte mehr aus als sein Pendant ohne Digitalisierungsstrategie (18.000 €).
Nur 20% der kleinen und mittleren Unternehmen gehen die Digitalisierung strategisch an
Die Digitalisierung im deutschen Mittelstand muss laut KfW Research weiter gestärkt werden. Das beinhalte auch, ihre strategische Bedeutung dort stärker zu verankern. Ansatzpunkte seien einerseits Digitalisierungshemmnisse wie Internetanbindung oder Finanzierungsprobleme anzugehen, und andererseits mittelständischen Unternehmen in stärkerem Maße als bislang die strategische Bedeutung der Digitalisierung zu vermitteln. Gerade die Positionierung auf Märkten, die Erschließung neuer Kundengruppen oder die Weiterentwicklung der bestehenden Geschäftsmodelle seien hier zentral. Gerade kleine Unternehmen, regional agierende Unternehmen sowie Unternehmen ohne Innovationen verfügen selten über eine Digitalisierungsstrategie, stellen die Studienautoren fest. Die gezielte Ansprache insbesondere dieser Unternehmensgruppen könnte der drohenden Spaltung des Mittelstands in eine Gruppe zumeist großer, bei der Digitalisierung sehr aktiver Vorreiterunternehmen mit einer Digitalisierungsstrategie und in eine Gruppe bei der Digitalisierung abgehängter Unternehmen ohne Digitalisierungsstrategie entgegenwirken.
Die Analyse von KfW Research ist hier abrufbar.
(Pressemitteilung KfW Research vom 09.06.2022)