Die turbulenten Preisentwicklungen auf den Energiemärkten infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine haben viele kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland heftig und unvorbereitet getroffen. Insgesamt hat der deutsche Mittelstand die Energiepreisschwankungen jedoch gut verkraftet. Neben dem mittlerweile wieder gesunkenen Energiepreisniveau und generell nachlassenden Krisensymptomen waren hierbei vor allem umfangreiche Maßnahmen zur Senkung des unternehmerischen Energieverbrauchs ausschlaggebend: Bereits im März 2023 hatten 72 % der mittelständischen Unternehmen ihren Energieverbrauch durch energiebewusstes Verhalten, wie etwa die Absenkung der Raumtemperatur oder spritsparendes Fahren, reduziert, weitere 9 % hatten dies geplant. Das zeigen zwei Sonderbefragungen von KfW Research auf Basis des repräsentativen KfW-Mittelstandspanels. Auch aufwändigere Maßnahmen wie Investitionen in Energieeffizienz bzw. in die Erzeugung von Strom/Wärme aus erneuerbaren Energien wurden von immerhin schon 19 % bzw. 15 % umgesetzt (geplant: 16 % bzw. 20 %).
Dass sich die zum Teil massiven Einsparbemühungen der Unternehmen ausgezahlt haben, wird auch mit Blick auf den Energiekostenanteil im Mittelstand deutlich. Schon vor Beginn des Ukraine-Kriegs im Jahr 2021 machten bei etwa einem Drittel (34 %) der mittelständischen Unternehmen die Energiekosten maximal zwei Prozent des Gesamtumsatzes aus. Diese Gruppe hat sich seitdem noch einmal vergrößert: Im Frühjahr 2023 hatten 42 % der kleinen und mittleren Firmen einen maximalen Anteil der Energiekosten am Gesamtumsatz von zwei Prozent. Dies entspricht rund 1,6 Mio. Unternehmen. Bei weiterhin 31 % liegen die Energiekosten zwischen zwei und fünf Prozent des Umsatzes, bei jedem fünften Mittelständler bei 5-10 %. Gleichzeitig halbierte sich der Anteil der Mittelständler mit einem hohen Energiekostenanteil (mehr als zehn Prozent) von 16 % auf 7 %.
Viele planen noch weitere Energieeinsparungen
Mit Blick auf künftige Energieeinsparmöglichkeiten zeigt sich, dass gut ein Viertel der mittelständischen Unternehmen (28 %) bereits Maßnahmen umgesetzt und außerdem noch weitere Energieeinsparungen geplant hat. Ähnlich viele haben bisher weder Sparmaßnahmen durchgeführt noch geplant (27 %), 4 %, sind über die Planung noch nicht hinausgekommen. Jedoch geben auch 41 % an, alle – ihnen zum aktuellen Zeitpunkt bekannten bzw. mit ihren derzeitigen finanziellen und technologischen Möglichkeiten – zur Verfügung stehenden Sparmaßnahmen ausgeschöpft zu haben. Hierbei zeigt sich ein deutlicher Größenunterschied: Vor allem für die Kleinunternehmen scheinen weitere Einsparungen herausfordernd. Von den Mittelständlern mit weniger als 10 Beschäftigten berichten 42 %, bereits alle Maßnahmen ausgeschöpft zu haben, unter den großen Mittelständlern mit über 50 Beschäftigten sind es nur 29 %.
Ein wesentlicher Grund hierfür dürfte darin liegen, dass größere Unternehmen über mehr Kapazitäten verfügen, auch aufwändigere Einsparmaßnahmen durchzusetzen. Während einfache Methoden, wie energiebewussteres Verhalten, von nahezu jedem Unternehmen ohne größeren Aufwand durchgeführt werden können, erfordern größere Investitionsvorhaben mehr Ressourcen, die kleine Firmen seltener aufbringen können. Darüber hinaus sehen sich auch energieintensive Unternehmen – also solche, bei denen mehr als zehn Prozent des Umsatzes auf Energiekosten entfallen – mit 62 % deutlich häufiger Herausforderungen für weitere Energieeinsparmaßnahmen gegenüber. Dies ist naheliegend, denn gerade energieintensive Unternehmen haben sich aufgrund ihrer Kostenstruktur in der Vergangenheit bereits intensiver mit Einsparmaßnahmen befasst und diese entsprechend umgesetzt. „Die momentane Lage der kleinen und mittleren Unternehmen mit Blick auf die Energiekostenbelastung ist weitestgehend entspannt – auch weil die Unternehmen ihre Hausaufgaben gemacht und beispielsweise durch energiebewusstes Verhalten ihre Kosten gesenkt haben“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.
(KfW/KfW Research vom 27.09.2023 / Viola C. Didier, RES JURA Redaktionsbüro)