Vorteil für die Großen
Laut der Studienautoren ist die auffälligste Tatsache der Trend zu immer größeren Transaktionen. Der durchschnittliche Jahresumsatz der übernommenen Handwerksunternehmen steigt laut der Analyse seit Jahren stetig an und liegt inzwischen deutlich über 2 Mio. €. Den Studienautoren zufolge komme darin der immer stärkere Wandel zu einem Käufermarkt bei der Unternehmensnachfolge zum Ausdruck. Ähnlich wie im Handwerk zunehmend die angestellten Fachkräfte fehlen, so bestehe auch ein Mangel an Nachfolgeunternehmern. Interessenten würden sich zahlreiche Firmen anschauen, ehe sie sich für eine Übernahme entscheiden. Dabei fällt die Wahl meistens auf größere, gut etablierte Betriebe.
Unternehmensnachfolge zur Fachkräftebeschaffung
Diverse Untersuchungen zur Unternehmensnachfolge zeigen jedoch, dass nur noch die Hälfte aller übernommenen Firmen durch Nachfolger aus der Familie fortgeführt werden. Oft sind die Käufer andere Handwerksbetriebe der gleichen oder verwandter Branchen, stellen die Studienautoren fest. Während Übernahmen früher besonders auf den Erwerb eines etablierten Kundenstammes abzielten, habe es diese Käufergruppe zunehmend auf qualifizierte Beschäftigte abgesehen Besonders viele Übernahmen entfielen daher 2021 auf das Heizung-Klima-Sanitär-Handwerk sowie auf Unternehmen der Elektrotechnik-Branchen, in denen Nachfragedruck auf Fachkräftemangel stößt.
Frauen wirtschaften nachhaltiger
Die steigende Anzahl der Unternehmensnachfolgen im Handwerk interpretieren die Studienautoren einerseits als Folge der demographisch bedingten Alterung der Betriebsinhaber, andererseits aber auch als Folge der anhaltenden Corona-Krise. Die politischen Unsicherheiten über die Zukunft von Verbrennungsmotoren könnten dazu beigetragen haben, dass Kfz-Werkstätten eine weitere Schwerpunktbranche des Nachfolgegeschehens waren. Im Friseurhandwerk dürfte der vergleichsweise niedrige Investitionsbedarf eine ebenfalls hohe Anzahl von Übernahmen begünstigt haben. In dieser Branche sind auch besonders viele Nachfolgerinnen anzutreffen. Auf Handwerkerinnen entfallen insgesamt aber nur 16% aller Unternehmenstransaktionen. Ältere männliche Inhaber trauen Frauen oft die Unternehmensnachfolge nicht zu, erklären die Studienautoren, dabei belege die Statistik, dass Unternehmerinnen im Handwerk wie auch in allen anderen Branchen solider, stetiger und nachhaltiger als die Männer wirtschaften. Wer ein rasches, aber auch riskantes Unternehmenswachstum forcieren möchte, sollte hingegen eher einen Herrn als Nachfolger wählen.
Zinswende schafft Nachfolgeprobleme
Mit Sorge beobachten die Studienautoren, dass im Zuge der aktuellen Zinswende der von den Hausbanken geforderte Eigenkapitalanteil für eine kreditfinanzierte Übernahme deutlich angestiegen ist – von häufig zehn auf jetzt bereits 30%. Die Einbeziehung einer Bürgschaftsbank und der ihr angeschlossenen Mittelstandsbeteiligungsgesellschaft in das Finanzierungskonzept einer Unternehmensnachfolge werde daher immer unverzichtbarer.
Die Sonderausgabe des Nachfolgemonitors sowie die Studien der letzten Jahre können Sie hier herunterladen.
(Pressemitteilung Intagus vom 06.07.2022)