Die großen Familienunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben Nachhaltigkeit in ihre Unternehmensstrategie aufgenommen oder sogar explizit eine Nachhaltigkeitsstrategie formuliert. An konkreten Zielen lässt sich allerdings nicht einmal die Hälfte von ihnen messen. Viele Familienunternehmen verzichten sogar komplett darauf, ihre Erfolge öffentlich zu kommunizieren. Das ist das Ergebnis einer Studie der Personalberatung Egon Zehnder.
Die weitaus meisten Familienunternehmen sehen sich in der Pflicht, so mit Ressourcen umzugehen, dass künftige Generationen frei in ihrem unternehmerischen Handeln bleiben, stellen die Studienautoren fest. Der Analyse zufolge gestalten Familiengesellschafter die Nachhaltigkeitsstrategie zunehmend selbst mit und schaffen dedizierte Budgets. Im Zentrum stehen dabei Aspekte der geschäftlichen Kontinuität: Die meisten der befragten Gesellschafter und Geschäftsführer betrachten Nachhaltigkeit als eine wesentliche Grundlage, das eigene Unternehmen innovativ und widerstandsfähig zu halten. Außerdem sehen viele Familienunternehmen Chancen, neue Geschäftsfelder zu erschließen, Produkte am Markt zu etablieren und junge Talente für sich einzunehmen.
Nachhaltigkeit wird zum Business-Faktor für Familienunternehmen
Dennoch haben viele Familienunternehmen noch nicht vollständig erkannt, dass Nachhaltigkeit zu einem Business-Faktor geworden ist, so die Einschätzung der Studienautoren, denn ihr Strategieprozess ist so gut wie ausschließlich wertegetrieben. Das zeige sich unter anderem daran, dass nicht einmal die Hälfte der Familienunternehmen Nachhaltigkeit in den Zielvereinbarungen ihrer Führungskräfte verankern. Außerdem verbinden laut der Studie nur 40% der Familienunternehmen ihre Strategie mit konkreten, messbaren Vorhaben. Nur ein Drittel hat eine Nachhaltigkeitszertifizierung abgeschlossen. Und vier von zehn Unternehmen verzichten sogar darauf, über Fortschritte öffentlich zu berichten.
Nachhaltiges Handeln freiwillig weit über gesetzliche Vorgaben hinaus
Den Studienautoren zufolge fürchten viele Familienunternehmen, sich angreifbar zu machen. Es bereite ihnen Unbehagen, wie aggressiv sich manche Konzerne und Nichtregierungsorganisationen auf offener Bühne auseinandersetzen. Dabei gebe es für Familienunternehmen keinen Anlass, sich zu verstecken, so die Experten. Viele von ihnen gingen über gesetzliche Vorgaben freiwillig weit hinaus. Deshalb spielten äußere Zwänge als Triebfeder für nachhaltiges Handeln in der Studie auch kaum eine Rolle.
Nachhaltigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch alle Geschäftsbereiche
Die Familienunternehmen zeigen ehrliches Interesse an vielen Aspekten der Nachhaltigkeit, von Energieeffizienz über Biodiversität bis zu fairen Arbeitsbedingungen und Transparenz in der Kommunikation, so die Analyse. Dies zeige sich unter anderem daran, dass sich Nachhaltigkeit mittlerweile wie ein roter Faden durch alle Geschäftsbereiche ziehe. Nachhaltigkeitsaspekte beeinflussten beispielsweise die Finanzplanung und den Vertrieb. Die Zeit von CSR-Projekten, die nur am Rande mit der eigenen Tätigkeit zu tun hatten, sei vorüber.
Die Autoren der Analyse empfehlen den Familienunternehmen, ihre Nachhaltigkeitsstrategien nachzuschärfen, Zertifikate anzustreben und selbstbewusst in die Öffentlichkeit zu treten. Die Zurückhaltung vieler Gesellschafter hebt sich zwar wohltuend von Marktschreierei ab, doch für nachweisliche Bemühungen und handfeste Erfolge gilt aber weiterhin die Devise: Tue Gutes und rede darüber, so das Fazit der Studienautoren.
Die Studie zur Nachhaltigkeit in Familienunternehmen mit konkreten Empfehlungen für Unternehmen finden Sie hier.
(Pressemitteilung Egon Zehnder vom 29.11.2021)