Das Marktforschungsunternehmen Statista hat für die qualitative Studie im September 2021 im Auftrag von Alvarez & Marsal insgesamt 65 Führungskräfte von Level aus Private Equity-Firmen bzw. von Unternehmen im Besitz von Private Equity-Firmen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien befragt. Die Studie bietet qualitative Einblicke in die Erwartungen, die bei Private Equity-Deals unter dem Ziel der Wertsteigerung an das Management gestellt werden und wie entscheidend insbesondere die ersten 100 Tage sind, um die angestrebten Ziele zu erreichen.
Deal-Aktivität bleibt in sämtlichen Branchen auf Rekordhoch – auch 2022
Die Anzahl an Private Equity-Deals befindet sich demzufolge gegenwärtig auf einem Rekordhoch. Eine gewichtige Rolle fällt dabei unter anderem der hohen Anzahl an Carve-Outs zu, die Unternehmen vornehmen, um Liquidität zu generieren und sich von Randaktivitäten zu trennen. Auch die durch viele Faktoren wie Pandemie, Chipkrise und Rohstoffknappheit bedingte Disruption ist ein entscheidender Einflussfaktor für die hohe Anzahl an Transaktionen, so die Einschätzung der Studienautoren. Diese Entwicklung unterstreiche den hohen Transformationsdruck, der aktuell auf Unternehmen und Managementteams liegt. Auch für 2022 sei bei diesem Trend keine Abschwächung zu erwarten.
Bessere Performance durch spezifische Branchenexpertise und bestehende Synergieeffekte
Im Fokus der Investoren stehen dabei sämtliche Sektoren und Regionen, ein tatsächlich auf die Pandemie zurückführbarer Effekt kann nur in wenigen besonders stark betroffenen Sektoren wie Tourismus und Freizeit beobachtet werden. Doch selbst in diesen Segmenten finden vereinzelt Transkationen statt. Der Druck auf Private Equity-Investoren, Deals abzuschließen, ist aktuell durch die große Menge an auf dem Markt verfügbaren Geld massiv, stellen die Studienautoren fest. Daher gehen die Finanzinvestorenbei der Suche nach Möglichkeiten kreativ vor und prüfen sämtliche Branchen. Dabei ist die Tendenz zu sehen, dass Investoren, abhängig von ihren Investmentkriterien sich jeweils auf bestimmte Sektoren konzentrieren, um dort durch spezifische Branchenexpertise bestehende Synergieeffekte zu nutzen und aufgrund der tiefen Erfahrung bessere Verkaufsabschlüsse zu erzielen.
Transformationspläne sollen immer schneller sichtbare Erfolge zeigen
Wie die Studie zeigt, verfolgt die Mehrzahl an Private Equity-Investments eine Buy- und Transform-Strategie. Gleichzeitig hat sich jedoch der Zeitraum für die Umsetzung der Programme zur Wertsteigerung (Value Creation Programs – VCPs) auf durchschnittlich drei bis fünf Jahre verkürzt, während er in der Vergangenheit typischerweise bei fünf bis sieben Jahren lag. Dieser gewachsene Zeitdruck für eine zeitnahe und erfolgreiche Umsetzung der Wertsteigerungsprogramme bedeutet den Studienautoren zufolge, dass eine reibungsfreie Kooperation von Management, Beratern und Investoren unabdingbar ist.
Initiativen zur Wertschöpfung unmittelbar nach dem Abschluss der Transaktion
Die Mehrheit der in der Studie befragten Entscheider beginnt mit den Initiativen zur Wertschöpfung unmittelbar nach dem Abschluss der Transaktion. Die Voraussetzung dafür ist, dass während der Sign-to-Close-Phase eine gewisse Vorabstimmung stattgefunden hat. Alternativ werden die ersten 100 Tage dazu genutzt, unmittelbare Risiken bei der Geschäftsübernahme und -fortführung zu mindern und die weitere Wertschöpfung gemeinsam zu planen, welche dann nach den ersten sechs Monaten umgesetzt wird.
Laut der Studie neigen sowohl Managementteams als auch Private Equity-Sponsoren dazu, Wertsteigerungsprogramme von Anfang an strukturiert, aber auch schnell und kraftvoll zu initiieren. Einem regelmäßigen Monitoring und Steuerung durch eine aussagefähiges Fortschritts-Reporting (PMO) kommt in allen untersuchten Ländern eine zentrale Bedeutung zu.
Private Equity-Firmen vertrauen dem Management und suchen nach strategischen Experten
Für die Umsetzung ihrer Programme zur Wertsteigerung vertrauen Investoren bevorzugt auf das bereits vorhandene Management und ziehen diesem – falls als notwendig erachtet – externe Experten hinzu. In Deutschland ist die Neigung, solche externen Experten in großem Umfang einzubinden, doppelt so stark ausgeprägt wie im europäischen Durchschnitt. Bei der Auswahl der Berater werden dabei in Deutschland Berater bevorzugt, die Transformationsprogramme gut umsetzen können und Veränderungsprozesse aktiv managen.
Neben dem Management spielen der Umfrage zufolge externe Umsetzungspartner eine Schlüsselrolle, um Private Equity-Firmen bei der Wertsteigerung ihrer Investments zu unterstützen. Private Equity-Investoren binden externe Berater in enger Abstimmung mit dem Management ein, um eine erfolgreiche Zusammenarbeit beider Seiten zu gewährleisten.
Die vollständige Alvarez & Marsal-Studie ist hier zu finden.