Neun Unternehmen werden von weiblichen CEOs geführt
Allerdings stehen damit einer Top-Managerin immer noch sieben männliche Kollegen gegenüber. Betrachtet man die CEO-Ebene, wird die Diskrepanz im Verhältnis noch deutlicher: Von den 160 Führungsposten sind neun von Managerinnen besetzt. Viele Vorstände deutscher Konzerne sind weiter mehrheitlich eine reine Männerdomäne.
Besonders bemerkenswert ist, dass offenbar die Unternehmen des DAX eine Vorreiterrolle einnehmen, wenn es um Diversität geht. Der Frauenanteil liegt hier mit 21,2% deutlich höher als bei Konzernen des SDAX (12,4%) und des MDAX (12%). Das liegt auch daran, dass bei der Neubesetzung freiwerdender Vorstandsposten gerade im DAX immer häufiger Frauen zum Zuge kommen: Im vergangenen Jahr wurden im DAX 22 neue Vorstände berufen – elf davon waren Frauen.
DAX-Unternehmen haben prozentual die meisten Managerinnen in ihren Vorständen, 85% haben mindestens eine Frau im Vorstand
Laut der Analyse tut sich etwas in den Vorständen, immer mehr Top-Managerinnen schaffen es in die Spitzengremien der börsennotierten Unternehmen Deutschlands. Das ist den Studienautoren zufolge enorm wichtig für die Vielfalt und damit letztlich auch für die erfolgreiche Arbeit der Konzerne. Doch die Entwicklung sei weiter sehr langsam, es bleibe bei allem Positiven der Eindruck, dass der Fortschritt schneller gehen könnte und müsste. Aktuell sieht sich in den Vorständen eine Frau sieben Männern gegenüber. Dabei gebe es genug Managerinnen, die sich in Führungspositionen behaupten können.
DAX-Konzerne treiben Wandel am stärksten voran
Am häufigsten wird dies in DAX-Unternehmen erkannt: Bei der Neubesetzung von Vorstandsposten achten die Konzerne in Deutschlands Top-Index offenbar stärker auf Ausgewogenheit der Geschlechter als dies Konzerne der anderen beiden Indizes tun. So waren 50% der neu berufenen Mitglieder des Vorstands im DAX weiblich. Im MDAX lag der Frauenanteil bei den Neubesetzungen bei 35%, im SDAX nur bei 30%.
Jedes zweite neu berufene DAX-Vorstandsmitglied ist weiblich
Inzwischen hat indexübergreifend jedes zweite Unternehmen (51,9%) mindestens eine Frau im Vorstand – vor einem Jahr waren es 46,5%. Auch hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Indizes: Im DAX haben fast neun von zehn Konzernen (85%) mindestens ein weibliches Vorstandsmitglied, in SDAX (43%) und MDAX (38%) sind es dagegen knapp vier von zehn Unternehmen.
Eine Herausforderung, mit der Managerinnen auf dem Weg an die Spitze oft konfrontiert werden sind laut des EY Mixed Leadership-Barometers klassische Rollenbilder, die nicht mehr zeitgemäß sind. Hier sollte sich die Gesellschaft als Ganzes hinterfragen, denn es geht nicht nur darum, Frauen bessere Karrieremöglichkeiten zu eröffnen. Es gehe auch darum, dass Männer verstärkt bereit sind, sich um Haushalt und Familie zu kümmern und eventuell sogar zugunsten der Frau die eigene Karriere hintanzustellen. Das passiert laut der Studienautoren immer noch sehr selten.
Frauenanteil in Konsumgüter-, Telekommunikations- und Immobilienbranche am höchsten
Überdurchschnittlich stark sind weibliche Vorstände in der Konsumgüterindustrie vertreten: Hier ist fast jedes vierte Vorstandsmitglied (24%) eine Frau. Ebenfalls hoch ist der Anteil von Managerinnen in dem Gremium bei Unternehmen, die in den Bereichen Telekommunikation (21%) und Immobilen (21%) Geschäfte machen. Medienunternehmen (8%), Energieversorger (9%) und IT-Konzerne (11%) haben dagegen die niedrigsten Anteile weiblicher Vorstandsmitglieder. Fast jede dritte Vorständin (32%) nimmt operative Funktionen war, jede vierte Managerin (25%) verantwortet das Personalressort. Die Rolle des CFO bekleidet jede fünfte Frau (20%).
Ob es Managerinnen in Führungspositionen schaffen und in die Vorstände der Konzerne berufen werden, ist laut der Studienautoren sehr oft noch eine Kulturfrage. Von Firma zu Firma unterscheide sich, wie schwer der Weg nach ganz oben sei. Die Vereinbarkeit von Familie bzw. dem Privatleben auf der einen und der berufliche Aufstieg auf der anderen Seite, dieser Mix sei für Frauen auch heute noch oft schwieriger zu erreichen als für Männer. Und auch wenn sich klassisch ausgeprägte Rollenverständnisse in den vergangenen Jahren durchaus stark verändert haben, sind weibliche Mitarbeiterinnen heute noch immer stärker etwa auf flexible Arbeitszeitangebote angewiesen als ihre Kollegen, so das Fazit der Studienautoren.
Das „EY Mixed Leadership-Barometer Januar 2023“ finden Sie hier zum Download.
(Pressemitteilung EY vom 05.01.2023)