31.05.2023

Portfolio-Management in unsicheren Zeiten

PwC Corporate Portfolio Management-Studie 2023: 55 % der Unternehmen rechnen mit Anpassungen in ihrem Portfolio der Geschäftsbereiche in den kommenden zwölf Monaten.

Beitrag mit Bild

©psdesign1/fotolia.com

Klimawandel, Ukraine-Krieg, hohe Inflation, steigende Zinsen – die Liste der aktuellen Krisen ist lang. Allerdings werden Unternehmen auch besser darin, sich an die Mischung aus Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität – kurz VUCA – anzupassen und ihre strategischen Ansätze entsprechend zu überarbeiten. So geben 55 % der Unternehmen an, in den kommenden zwölf Monaten mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Anpassungen in ihrem Geschäftsbereichs-Portfolio vorzunehmen.

Zu diesen Ergebnissen kommt die Corporate Portfolio Management-Studie 2023, die PwC Deutschland bereits zum dritten Mal in Kooperation mit der TU Darmstadt erstellt hat. Dafür wurden 200 Verantwortliche aus Vorständen, Strategie- und M&A-Abteilungen von Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt.

Knapp die Hälfte der Entscheider blickt moderat optimistisch in die Zukunft

Fest steht: Das Marktumfeld ist von hoher Unsicherheit geprägt – und nach Ansicht der Befragten wird sich daran vorerst nichts ändern. Im Gegenteil: 55 % gehen davon aus, dass die Unsicherheiten in den kommenden fünf Jahren weiter zunehmen werden. Insbesondere Preisrisiken (80 %), Lieferkettenrisiken (77 %) und das Risiko wirtschaftlicher Unsicherheiten und Krisen (70 %) bereiten den Entscheidungsträgern Sorgen. Zudem erkennen Entscheider, wie all diese Risiken miteinander verbunden sind und sich dadurch deren Wirkung zu einer „Polykrise“ kumuliert.

Nichtsdestotrotz zeigt sich fast jede*r Zweite (46 %) optimistisch mit Blick auf die Marktattraktivität und die Wachstumschancen des eigenen Geschäftsfelds in den kommenden fünf Jahren. Das verdeutlicht, dass Volatilität nicht länger nur als Bedrohung wahrgenommen wird, sondern eben auch als Katalysator für Transformation.

Transformieren statt konservieren 58 % setzen auf „Adapter“-Ansatz

Um herauszufinden, ob Unternehmen bei ihrer Portfoliosteuerung eher auf Erhalt oder auf Veränderung setzen, haben die PwC-Expert*innen sie nach den wichtigsten Kriterien für den Prozess der Strategieentwicklung befragt. Dabei wurden Kriterien wie Flexibilität, Geschwindigkeit und Risikooptimierung, die eher auf Transformation („Adapter“-Ansatz) abzielen, häufiger genannt als Eigenschaften wie Stabilität, Detailorientierung und Profitoptimierung, die auf ein Weiter-so („Preserver“-Ansatz) ausgerichtet sind. Der strategische Ansatz des „Adapters“, der sich flexibel an verändernden Marktbedingungen orientiert, dominiert mit 58 %. Den Ansatz des „Preservers“, der bestehende Strukturen optimiert und Potenziale zur Effizienzoptimierung ausnutzt, verfolgen nur 42 % der Befragten.

Anorganische Maßnahmen zu wenig im Fokus

Um ihre strategischen Ziele zu erreichen, setzen die Befragten vor allem auf organische Maßnahmen. Als wichtigste Maßnahmen der kommenden fünf Jahre nennen sie Programme für Nachhaltigkeit (72 %) und Wachstum (71 %) sowie Restrukturierung und Kostenreduktion (66 %). Anorganische Maßnahmen, die mit Blick auf Geschwindigkeit und Wirkung in dynamischen Märkten Vorteile bieten, sind hingegen zu wenig im Fokus. Unternehmenszukäufe, haben zum Beispiel nur 44 % der Entscheider auf der Liste, Carve-outs gar nur elf %.

Die Veränderungsgeschwindigkeit bleibt hoch, denn die Befragten erwarten weiterhin große Anpassungen bei den Umsatzquellen in ihrem Kerngeschäft. 44 % der Entscheider*innen gehen davon aus, dass sich die Einkommensquellen im Kerngeschäft in den kommenden fünf Jahren um mindestens 20 % verändern werden.

Große Lücke bei der Umsetzung: Nur 7 % sind konsequent

Je komplexer das Marktumfeld, desto wichtiger sind starke strategische Strukturen und Prozesse, die überlegte Portfolioentscheidungen in unsicheren Zeiten ermöglichen. Allerdings haben nur 29 % der Befragten einen strategischen Portfolio-Management-Ansatz vollständig implementiert. Das sind deutlich weniger als in den Vorjahren (2020: 47 %; 2022: 38 %). 35 % haben einen solchen Ansatz zumindest teilweise umgesetzt, 33 % jedoch überhaupt nicht.

Letztlich ist jeder Portfolio Management-Ansatz aber nur so effektiv wie die definierten Maßnahmen und deren Umsetzung. Wenn es um die konsequente und zeitnahe Ausführung von definierten Anpassungsmaßnahmen geht, klafft jedoch eine große Lücke: Nur 7 % der Befragten sagen, dass sie Geschäftseinheiten konsequent und zeitnah verkaufen würden, wenn eine Analyse ergäbe, dass sie nicht mehr zum Kerngeschäft zählen. 34 % würden nur bei günstigen Marktbedingungen verkaufen.

Die vollständige Studie finden Sie hier.

(PwC vom 26.05.2023 / Viola C. Didier, RES JURA Redaktionsbüro)


Weitere Meldungen


Meldung

©alfaphoto/123rf.com

11.12.2025

Nationale Venture Capital-Märkte im Vergleich

Der deutsche Venture Capital (VC)-Markt gehört zu den volumenstärksten weltweit. Zwischen 2020 und dem dritten Quartal 2025 wurden jährlich im Durchschnitt 10,4 Mrd. USD in Start-ups investiert. In Europa wurde dieser Wert nur im Vereinigten Königreich übertroffen (23,8 Mrd. USD). Setzt man die Investitionen jedoch ins Verhältnis zur Wirtschaftskraft des Landes (Bruttoinlands­produkt, BIP) rangiert der

Nationale Venture Capital-Märkte im Vergleich
Meldung

©tashatuvango/ fotolia.com

10.12.2025

Global Investor Survey 2025: Technologiesektor bleibt im Fokus

Investor:innen weltweit sehen für die kommenden drei Jahre die größten Anlagechancen im Technologiesektor. Technologie ist für eine große Mehrheit von 61 % das attraktivste Segment, mit großem Abstand vor den anderen Branchen. Auf die Plätze zwei und drei kamen, dicht beieinander, Asset und Wealth Management (25 %) sowie Energie- und Versorgungsunternehmen (24 %). Die in Deutschland

Global Investor Survey 2025: Technologiesektor bleibt im Fokus
Meldung

pitinan/123rf.com

10.12.2025

Finanzierung bleibt zentrale Herausforderung für deutsche Unternehmen

Deutsche Unternehmen stehen weiterhin unter erheblichem Druck, ihre Finanzierung sicherzustellen. Trotz einer leichten Entspannung bei den Zinsen bleibt die Kapitalverfügbarkeit aufgrund makroökonomischer Unsicherheiten ein kritischer Faktor. Das zeigt die aktuelle Deloitte-Studie zum Working Capital Management für die Daten von 180 deutschen Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen für die Geschäftsjahre 2018 bis 2024 ausgewertet wurden. Ergänzend wurde

Finanzierung bleibt zentrale Herausforderung für deutsche Unternehmen
Corporate Finance Zeitschrift plus Datenbank

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank