26.03.2025

Ruhiges Auftaktquartal im Emissionsmarkt

Dass sich kein einziges Unternehmen in den ersten drei Monaten des Jahres an die Börse in Frankfurt getraut hat, ist mit Blick auf die gesamtpolitische Lage wenig überraschend.

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Auf dem deutschen Emissionsmarkt verlief das erste Quartal des Jahres 2025 bislang ereignislos: Erstmals seit 2020 verzeichnete die Börse Frankfurt im Auftaktquartal kein Initial Public Offering (IPO). Auch in Sachen Kapitalerhöhungen war der Jahresauftakt auffallend ruhig. Zu diesen Ergebnissen kommt die Analyse „Emissionsmarkt Deutschland“, für die das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC vierteljährlich die Aktienneuemissionen sowie Kapitalerhöhungen von Unternehmen mit Primary Listing an der Börse Frankfurt erfasst.

Aktienindizes kratzen an Allzeithoch

Dass sich kein einziges Unternehmen in den ersten drei Monaten des Jahres an die Börse in Frankfurt getraut hat, sei mit Blick auf die gesamtpolitische Lage und die damit verbundenen Unsicherheiten wenig überraschend, kommentiert Stephan Wyrobisch, PwC-Experte für Kapitalmarkttransaktionen: „Leider haben wir im ersten Quartal keinen Börsengang in Frankfurt gesehen. Ein geplantes Börsendebüt kurz nach dem Amtsantritt von Donald Trump und inmitten des Wahlkampfs zu den vorgezogenen Bundestagswahlen durchzuziehen, erschien Emittenten wohl zu riskant.“

Dabei ist zumindest das Aktienmarktumfeld aktuell recht gut: Die Indizes in Europa und Deutschland haben sich im ersten Quartal positiv entwickelt. Der DAX ist seit Januar dieses Jahres um gut 15 % gestiegen und kratzt am Allzeithoch. Seit die Pläne zu einem 500-Milliarden-Euro-Paket für Infrastruktur und Verteidigung publik wurden, sind die Indizes weiter gestiegen. Auf hohem Niveau war zuletzt aber auch die Volatilität – ein Umstand, der ein hohes Risiko für Kapitalmarkttransaktionen birgt.

Stephan Wyrobisch geht davon aus, dass sich die Märkte beruhigen könnten, sobald das Investitionspaket verabschiedet und die neue Regierung im Amt ist: „Ich bin optimistisch, dass wir in ruhigeres Fahrwasser kommen könnten, sobald Klarheit herrscht, wofür die 500 Milliarden Euro eingesetzt werden. Dann öffnet sich möglicherweise das seit langem von Emittenten ersehnte stabile Zeitfenster für Börsengänge.“

Kein frischer Wind bei den Kapitalerhöhungen

Auch bei den Kapitalerhöhungen war das erste Quartal 2025 von Zurückhaltung geprägt: Lediglich vier Unternehmen (Q1 2024 und Q4 2024: jeweils sieben) besorgten sich auf diesem Weg frisches Kapital. Das Volumen lag mit 96 Millionen Euro deutlich unter dem Wert des Vorjahresquartals (Q1 2024: 379 Millionen Euro), und exakt auf dem Niveau des Schlussquartals 2024.  Für die einzige größere Kapitalerhöhung des Quartals war HomeToGo verantwortlich: Das Tourismusunternehmen platzierte neue Aktien und erzielte dabei einen Bruttoerlös von 85 Millionen Euro. Mit diesem Geld will das Unternehmen die bereits angekündigte Akquisition von Interhome zumindest teilweise finanzieren. Bei den drei weiteren Kapitalerhöhungen lag das Volumen jeweils unter 10 Millionen Euro.

Fremdkapitalemissionen: Einbruch im High-Yield-Bereich

In Sachen Fremdkapitalemissionen zeigte sich im ersten Quartal ein geteiltes Bild: Im Investment-Grade-Bereich stieg das Volumen der Emissionen im Vergleich zum Vorquartal um rund 63 Prozent und pendelt sich damit auf dem Niveau der vergangenen Jahre ein.

Im High-Yield-Bereich sind die Transaktionen zum Jahresbeginn hingegen eingebrochen: Die Anzahl der Transaktionen lag mit sechs deutlich unter dem Wert der vergangenen Quartale (Q1 2024: 12 // Q4 2024: 17) und fällt damit wieder auf das niedrige Niveau der Jahre 2022 und 2023 zurück. Auch das Volumen der High-Yield-Emissionen ist im Vergleich zum Vorquartal um rund 81 Prozent gesunken.

Als Grund für diese Entwicklung sieht Stephan Wyrobisch die auch nach der US-Wahl weiterhin bestehenden Unsicherheiten hinsichtlich der weiteren geopolitischen und wirtschaftlichen Entwicklung in den USA und auf internationaler Ebene.

Vorsichtiger Optimismus für weiteren Jahresverlauf

Dennoch blickt Stephan Wyrobisch verhalten zuversichtlich nach vorne: „Auch wenn der Jahresauftakt noch sehr verhalten war, denke ich, dass wir insbesondere im zweiten Halbjahr einige beachtenswerte Börsengänge sehen können.” Der Kapitalmarktexperte beobachtet, dass sich insbesondere im europäischen und deutschen Private-Equity-Umfeld ein Rückstau an Portfoliounternehmen gebildet hat. Einige davon seien inzwischen so groß, dass ein Weiterverkauf wenig realistisch und ein Börsengang das Mittel der Wahl sei. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten suchen Investoren verstärkt Unternehmen, die über stabile und belastbare Geschäftsmodelle verfügen und kontinuierliche Cashflows generieren.

„Insbesondere für Emittenten aus dem Infrastruktur- und Verteidigungsbereich könnte sich im weiteren Jahresverlauf ein stabiles Zeitfenster auftun, in dem Börsengänge über einen längeren Zeitraum möglich sind. Vor dem Hintergrund des Investitionspakets, für das Bundestag und Bundesrat vergangene Woche grünes Licht gegeben haben, sind die Chancen für diese Emittenten gestiegen, ihre Börsenpläne erfolgreich umzusetzen“, so Wyrobisch.

(PwC vom 24.03.2025 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)


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