• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Run auf börsennotierte Healthcare-Unternehmen

11.05.2017

Run auf börsennotierte Healthcare-Unternehmen

Beitrag mit Bild

© gunmanza/fotolia.com

Im April 2017 haben zwei Private-Equity-(PE-)Fonds 5,3 Milliarden Euro für die deutsche Stada Arzneimittel AG geboten. Dies ist kein Einzelfall. Weltweit ist ein Trend zu beobachten: die Übernahme börsennotierter Healthcare-Unternehmen durch PE-Fonds. Solche Public-to-Private-(P2P-)Transaktionen haben bereits 2016 maßgeblich dazu beigetragen, dass das Volumen neuer Beteiligungen von PE-Fonds im Gesundheitssektor um knapp 60 Prozent auf 36,4 Milliarden US-Dollar angestiegen ist. Bei drei der vier größten Übernahmen erwarben Beteiligungsgesellschaften an der Börse gehandelte Aktien.

In der sechsten Auflage des „Global Healthcare Private Equity and Corporate M&A Report“ zeigt die internationale Managementberatung Bain & Company auf, was P2P-Transaktionen im Gesundheitswesen wieder attraktiv macht: die relativ niedrige Bewertung öffentlich gehandelter Anteile gegenüber den auf Auktionen für Unternehmen im Privatbesitz erzielten Multiples. Während Käufer bei Übernahmen börsennotierter Firmen im Durchschnitt ein gewichtetes EBITDA-Multiple von gut 10 zahlten, lag das Multiple von Pharmaunternehmen derselben Größe in PE-Besitz im Schnitt bei 12.

Sicherheit in turbulenten Zeiten

Das erheblich stärkere PE-Engagement in der Gesundheitsbranche stand weltweit im Gegensatz zu der ansonsten vorherrschenden Investitionszurückhaltung. 2016 sank das Volumen neuer Beteiligungen über alle Branchen hinweg um 23 Prozent. Dagegen belief sich der Anteil des Gesundheitssektors am gesamten PE-Investitionsvolumen weltweit auf über 14 Prozent und erreichte damit ein Allzeithoch. Dr. Franz-Robert Klingan, Partner bei Bain & Company und Co-Autor der Studie, erklärt: „Vielen Investoren vermittelt der Gesundheitssektor Sicherheit in turbulenten Zeiten. Denn früher oder später ist nahezu jeder auf Produkte und Services der Gesundheitsbranche angewiesen, unabhängig von Konjunktur und politischen Veränderungen. Deshalb ist auf lange Sicht kaum ein Sektor so attraktiv wie Healthcare.“

Die regionalen Unterschiede waren 2016 erheblich. Während sich das Buy-out-Geschäft in Nordamerika im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdreifachte, brach es in Europa ein. Dort sank der Wert der Transaktionen nach dem guten Jahr 2015 um 42 Prozent auf 4,6 Milliarden US-Dollar. Auf der Suche nach risikoarmen, hinreichend großen Investitionsmöglichkeiten im Gesundheitssektor wandten sich europäische PE-Fonds 2016 verstärkt nach Nordamerika. Sie verantworteten vier der zehn größten PE-Deals zwischen New York und San Francisco. Ungeachtet dessen bleibt Europa nach Überzeugung von Klingan ein interessantes Ziel für Investoren: „Die länderübergreifende Konsolidierung der europäischen Gesundheitsbranche steht erst am Anfang und wird aufgrund der Sprach- und Systemunterschiede auch noch dauern.“ Und er fügt hinzu: „Der anhaltende Kostendruck zwingt die überwiegend staatlichen Gesundheitssysteme zum Einsatz innovativer Lösungen, um die Effizienz zu steigern. Dadurch eröffnen sich auch Chancen für Portfoliounternehmen mit entsprechenden Angeboten.“ Besonders beliebt war 2016 das von Erstattungsregularien und Preisdruck nicht direkt betroffene Segment der Healthcare-IT-Anbieter. Hier vervierfachte sich das Transaktionsvolumen auf 15,5 Milliarden US-Dollar.

M&A-Volumen hat sich nahezu halbiert

Unter den Großkonzernen herrschte 2016 ein harter Wettbewerb um neue Beteiligungen oberhalb des „Sweet Spots“ für PE-Investoren. Zwar erreichte das weltweite M&A-Volumen im Gesundheitssektor lediglich 299 Milliarden US-Dollar und halbierte sich damit im Vergleich zum Vorjahr nahezu. Doch dieser Rückgang ist zu einem guten Teil auf das Ausbleiben von Mega-Deals in zweistelliger Milliardenhöhe zurückzuführen. Stattdessen konkurrierten strategische Investoren mit PE-Fonds um Unternehmen, deren Preise sich zwischen 500 Millionen und 5 Milliarden US-Dollar bewegten, und waren gewillt, einen Aufpreis für passende Zielobjekte zu zahlen. Beteiligungsgesellschaften sollten sich indes weniger auf Bieterwettstreite einlassen, sondern vielmehr alternative Strategien entwickeln. „Gerade in Europa dürfte die Zahl der P2P-Transaktionen weiter steigen, weil sich auch hier für durchschnittlich performende Unternehmen eine Annäherung der Bewertungen zeigt“, so Bain-Partner Klingan. Das Beispiel Stada könnte damit Schule machen. Auch Carve-outs bieten interessante Einstiegsmöglichkeiten. Nach den Mega-Mergern der vergangenen Jahre werden sich die beteiligten Konzerne voraussichtlich vor allem von denjenigen Unternehmensteilen trennen, die aus kartellrechtlichen Gründen abgespaltet werden müssen oder keine Aussicht auf Kategorieführerschaft haben.

Im laufenden Jahr wird eine hohe Volatilität die Wirtschaft prägen. Für die Gesundheitsbranche ist das nicht unbedingt eine schlechte Nachricht. „Je stärker die wirtschaftlichen Schwankungen, desto attraktiver der Gesundheitssektor als sicherer Hafen“, betont Klingan.

(Pressemitteilung Bain & Company vom 11.05.2017)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

©Stockfotos-MG/fotolia.com

16.10.2025

Kaum Verbesserungen beim Kreditzugang für KMU

Die Zurückhaltung deutscher Unternehmen bei der Aufnahme von Bankkrediten hält an. Im dritten Quartal 2025 gaben nur 19,5 % der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) an, Kreditgespräche mit Banken geführt zu haben – der niedrigste Wert seit Ende 2023. Dies ist bemerkenswert, da die durchschnittlichen Kreditzinsen mit rund 3,5 % nun etwa zwei Prozentpunkte unter dem Höchststand von

Kaum Verbesserungen beim Kreditzugang für KMU
Meldung

©alphaspirit/123rf.com

15.10.2025

ZEW: Hoffnung auf Aufschwung bleibt

Im Oktober 2025 steigen die Erwartungen über die wirtschaftliche Lage Deutschlands leicht an. Sie liegen mit plus 39,3 Punkten um plus 2,0 Punkte über dem Vormonatswert. Die Einschätzung der aktuellen konjunkturellen Lage sinkt dagegen weiter. Der Lageindikator für Deutschland liegt mit minus 80,0 Punkten um minus 3,6 Punkte unter dem Vormonatswert. „Die Hoffnung auf einen

ZEW: Hoffnung auf Aufschwung bleibt
Meldung

© alexlmx/fotolia.com

14.10.2025

Finanzinvestoren kaufen weniger Unternehmen in Deutschland

Finanzinvestoren haben im ersten Halbjahr 2025 sowohl in Europa als auch in Deutschland deutlich weniger Transaktionen durchgeführt: Die Zahl der Investitionen sank im Vergleich zum Vorjahr europaweit um 13 % von 814 auf 708 und liegt damit klar unter dem Fünfjahresschnitt. In Deutschland sank die Transaktionszahl um 14 % von 109 auf 94. Der Trend war in

Finanzinvestoren kaufen weniger Unternehmen in Deutschland

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank