• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Studie: ESG-Berichterstattung im DAX und MDAX noch häufig mangelhaft

16.07.2020

Studie: ESG-Berichterstattung im DAX und MDAX noch häufig mangelhaft

Beitrag mit Bild

©Elnur Amikishiyev/123rf.com

Die ESG-Berichterstattung der Unternehmen aus DAX und MDAX zeigt markante Schwächen. So ein Ergebnis des ,ESG-Monitors 2020′ von cometis und KOHORTEN, in dessen Zentrum Qualitätsfragen der ESG-Berichterstattung standen. Die finanzmarkterfahrenen Analysten untersuchten die Nachhaltigkeitsberichterstattung von 87 berichtspflichtigen DAX- und MDAX-Unternehmen zum Geschäftsjahr 2018.

„Es ist nicht leicht, ein gutes ESG-Reporting aufzubauen. Die Qualität der offengelegten Informationen ist immer noch häufig mangelhaft. Die Berichte sind kaum vergleichbar. Dadurch entsteht Raum für Verschleierungen und Schönfärbereien“, so Michael Diegelmann, Vorstand von cometis.

ESG-Fortschritte bleiben oberflächlich

Die Untersuchung ergab, dass ESG vor allem als Möglichkeit gesehen wird, ein gutes Image aufzubauen. Der Bezug zur Geschäftstätigkeit ist oft noch sehr gering. Für Investoren bedeutet das folglich, dass sie nichtfinanzielle Risiken von Unternehmen nur schwer identifizieren können. Fortschritte zeigen sich dagegen bei den ESG-Strukturen innerhalb der Unternehmen. Viele Unternehmen haben spezielle ESG-Gremien geschaffen und neue Berichtslinien definiert. Dies haben die Marktforscher*innen von KOHORTEN in ausführlichen, qualitativen Interviews mit ESG-Verantwortlichen ermittelt. Und die Berichtsanalyse bestätigte, dass Berichtsstandards mittlerweile zumeist etabliert sind und externe Prüfer eingebunden werden.

Jedoch wird kaum kommuniziert, inwieweit frühere ESG-Ziele erreicht wurden. Mögliche Kontroversen oder Dilemmata, wie zum Beispiel Probleme mit der Kontrolle von Lieferketten, bleiben in den Berichten oft unerwähnt. Und auch die Governance-Strukturen stellen die Berichte häufig nur unzureichend dar. Wie wichtig eine gute Governance ist, zeigt aktuell der Fall Wirecard. Der Bericht dieses Unternehmens belegt in der Studie den drittletzten Rang.

Berichte oftmals wenig konkret

Bei der Angabe quantifizierbarer Daten bestehen oftmals noch sehr große Defizite. So liefern nur zwei Drittel (67%) der Berichte absolute Zahlen zum CO2-Ausstoß und nur rund ein Fünftel zur Inklusion (22%) sowie zur Angemessenheit von Löhnen und Gehältern (17%). Unvorteilhafte Daten verschweigen die Unternehmen, statt Probleme und mögliche Lösungen transparent zu machen.

Ariane Hofstetter, Geschäftsführerin von KOHORTEN, zu den Ergebnissen: „Es hat sich deutlich gezeigt, dass alle Akteure ihre grundsätzlichen Probleme noch nicht lösen konnten. Eine branchenspezifische Nachhaltigkeitsdefinition fehlt noch. Ratingagenturen setzen unterschiedliche Schwerpunkte oder verwenden gleichmacherische Standards. Und die Emittenten neigen dazu, sich unterschiedlicher, für sie vorteilhafter Interpretationen zu bedienen.“

Eigenständige Nachhaltigkeitsberichte schneiden besser ab

Von den 87 Unternehmen veröffentlichten 33 einen separaten nichtfinanziellen Bericht, 28 eine nichtfinanzielle Erklärung im Geschäftsbericht und 26 beide Varianten.

Die Integration von ESG-Informationen in den Geschäftsbericht ist oftmals noch unzureichend. Hier werden wenige ESG-Themen angesprochen oder nur diffus beleuchtet. Die separat veröffentlichten nichtfinanziellen Berichte (durchschnittlich 51 von 91 möglichen Punkten) überzeugten folglich mehr als die nichtfinanziellen Erklärungen mit durchschnittlich 33 von 91 möglichen Punkten.

Ranking: Diese Unternehmen konnten überzeugen

Bei den separaten Nachhaltigkeitsberichten aus DAX und MDAX glänzt die Deutsche Wohnen mit den besten Inhalten, knapp vor Gesamtsieger Merck. Dagegen konnten Münchener Rück und Telefónica Deutschland mit der Gestaltung ihrer Berichte überzeugen.
Bei den integrierten Nachhaltigkeitserklärungen aus DAX und MDAX hieß der Inhalts-Sieger BASF. Gesamtsieger Siltronic erzielte die höchste Punktzahl bei der grafischen Aufbereitung.

Gesamtsieger: Beste (separate) Nachhaltigkeitsberichte (DAX und MDAX)
Unternehmen Punktzahl
Merck 77/91
Münchener Rück 76/91
Deutsche Post 74/91
Deutsche Wohnen 72/91
Evonik 71/91

 

Gesamtsieger: Beste (integrierte) Nachhaltigkeitserklärungen (DAX und MDAX)
Unternehmen Punktzahl
Siltronic 64/91
K+S 58/91
Airbus 58/91
Puma 56/91
BASF 55/91

Michael Diegelmann, Vorstand der cometis AG, kommentiert: „Einige Unternehmen nehmen ESG bereits sehr ernst und haben ein starkes Reporting aufgebaut. Allerdings bleiben die meisten Unternehmen hinter den Anforderungen zurück. Dort besteht die Gefahr, dass Investoren, Kunden oder Geschäftspartner sich mittel- bis langfristig von diesen Unternehmen abwenden.“

(Pressemitteilung Cometis vom 07.07.2020)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

murrstock/123rf.com

20.10.2025

Ein Sommer ohne IPOs

Der deutsche Emissionsmarkt erlebt bis dato ein extrem ruhiges IPO-Jahr. Für positive Impulse sorgen immerhin die Kapitalerhöhungen, die im zweiten Quartal auf einen historischen Tiefstand gefallen waren, nun aber wieder steil nach oben zeigen. Zu diesen Ergebnissen kommt die Analyse „Emissionsmarkt Deutschland“, für die das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC vierteljährlich die Aktienneuemissionen sowie Kapitalerhöhungen von

Ein Sommer ohne IPOs
Meldung

©Stockfotos-MG/fotolia.com

16.10.2025

Kaum Verbesserungen beim Kreditzugang für KMU

Die Zurückhaltung deutscher Unternehmen bei der Aufnahme von Bankkrediten hält an. Im dritten Quartal 2025 gaben nur 19,5 % der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) an, Kreditgespräche mit Banken geführt zu haben – der niedrigste Wert seit Ende 2023. Dies ist bemerkenswert, da die durchschnittlichen Kreditzinsen mit rund 3,5 % nun etwa zwei Prozentpunkte unter dem Höchststand von

Kaum Verbesserungen beim Kreditzugang für KMU
Meldung

©alphaspirit/123rf.com

15.10.2025

ZEW: Hoffnung auf Aufschwung bleibt

Im Oktober 2025 steigen die Erwartungen über die wirtschaftliche Lage Deutschlands leicht an. Sie liegen mit plus 39,3 Punkten um plus 2,0 Punkte über dem Vormonatswert. Die Einschätzung der aktuellen konjunkturellen Lage sinkt dagegen weiter. Der Lageindikator für Deutschland liegt mit minus 80,0 Punkten um minus 3,6 Punkte unter dem Vormonatswert. „Die Hoffnung auf einen

ZEW: Hoffnung auf Aufschwung bleibt

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank