Die durchschnittliche Person in dem Datensatz wechselte zwei bis vier Mal in zehn Jahren den Job. Auf alle Rollen- und Jobwechsel bezogen – d.h. auch die unfreiwilligen Veränderungen nach Arbeitsplatzverlust – beträgt die Gehaltssteigerung im Schnitt nur 5%. Die größten Gehaltssprünge um 30-46%, sogar in nächst höhere Gehaltsklassen, machten demnach die Berufstätigen, die den Job öfter – in Deutschland im Durchschnitt fünfmal – gewechselt haben.
Mutige Jobwechsel zahlen sich überproportional aus
Die Analyse zeigt, dass ebenso wichtig für Sprünge in höhere Gehaltsklassen mutige Rollen- und Jobwechsel sind. Dies können laterale Rollenwechsel sein , die den Personen ein hohes Ausmaß an neuen Fähigkeiten abverlangen oder beispielsweise Wechsel in branchenferne Jobs. Je größer die prozentuale Anteil der neu hinzugekommenen Fähigkeiten an den Gesamtfähigkeiten ist, die so genannte „Skill Distance“, desto größer die Gehaltssprünge. Die durchschnittliche Skill Distance pro Rollenwechsel beträgt 25% oder mehr – d.h. mit jedem Rollenwechsel lernen Menschen im Schnitt ein Viertel neue Fähigkeiten für einen neuen Job hinzu. Aufwärtsmobile Kohorten in Deutschland wechselten mit einer durchschnittlichen Skill Distance von 45%, während diejenigen, die nicht aufstiegen, im Durchschnitt nur 35 bis 40% erreichten. Unternehmen sollten Bewerberinnen und Bewerber nicht nach ihren aktuellen Aufgaben beurteilen, sondern nach ihren Fähigkeiten und ihrem Potential, in neuen Rollen erfolgreich zu sein. Und sie sollten mutig sein, Mitarbeitern Mobilität zu ermöglichen, so die Empfehlung der Studienautoren. Die Ergebnisse sollten vor dem Hintergrund, dass in Deutschland aufgrund der Digitalisierung bis 2030 etwa 6,5 Mio. Beschäftigte in erheblichem Umfang umgeschult werden und viele davon den Beruf wechseln müssen, optimistisch stimmen. Wer Mut beweise, sich neue Fähigkeiten anzueignen und die Komfortzone zu verlassen, habe eine gute Jobperspektive und die Aussicht auf einen ordentlichen Gehaltssprung.
Erfahrung genauso wichtig wie formale Ausbildung
Ein weiteres Ergebnis der Analyse: Das Lebenseinkommen – also die Summe des Einkommens über die gesamte Karriere – macht zwei Drittel des Vermögens einer durchschnittlichen Person aus und ist damit ein wesentlicher Baustein für den Wohlstand. Die Hälfte dieses Humankapitals wird dabei in Deutschland durch die Berufserfahrung erzielt; die andere Hälfte durch die formale Ausbildung.
Der Schlüssel zum beruflichen Aufstieg liegt den Studienautoren zufolge darin, häufiger die Rolle zu wechseln und größere berufliche Schritte zu wagen. Auch laterale Jobwechsel, die das Erfahrungs- und Fähigkeitsspektrum erweitern, zahlen sich langfristig aus. Besonders für Menschen, die in schlecht bezahlten Positionen beginnen, seien Rollen- und Jobwechsel entscheidend; denn bei Personen mit geringerer formaler Bildung machte die berufliche Erfahrung 60-80% des Lebenseinkommens aus.
80% der Arbeitsplatzwechsel sind mit einem Wechsel des Arbeitgebers verbunden
Die Studie zeigt, dass die Zeit, die man zu Beginn seiner Karriere in einem Unternehmen verbracht hat, ein entscheidender Faktor für die Personen ist. Mitarbeiter von Unternehmen, die viel in Weiterbildung investieren, entwickeln ihre Talente besser – und weisen auch im späteren Verlauf ihrer Karriere ein höheres Einkommen auf, erklären die Studienautoren. Zwar gehen 80% der Arbeitsplatzwechsel auch mit einem Wechsel des Arbeitgebers einher, doch bedeute dies für Unternehmen jedoch nicht, nicht in die Förderung von Mitarbeitern zu investieren. Im Gegenteil: Unternehmen müssten ‚lernende Organisationen‘ werden, um für Talente attraktiv zu sein und effektive Weiterbildungen anbieten. Laut der Analyse zeigen zahlreiche Studien, dass Weiterentwicklungsmöglichkeiten eines der wichtigsten Kriterien für Talente bei der Wahl ihres Arbeitgebers sind.
Die Studie„Human capital at work: The value of experience” findet sich hier zum Download.
(Pressemitteilung McKinsey&Company vom 07.06.2022)