Auch im Jahr 2023 haben S&P Global Market Intelligence und der DIRK – Deutscher Investor Relations Verband e.V. in ihrer jährlichen Studie die Veränderungen in der Aktionärsstruktur der 40 börsennotierten DAX-Unternehmen im Laufe von 12 Monaten analysiert. Dabei wurde insbesondere der institutionelle Streubesitz der DAX 40-Emittenten betrachtet. Spürbaren Einfluss auf die Studienergebnisse zeigten die Veränderungen in der Zusammensetzung des DAX, vor allem das Ausscheiden von Linde und Fresenius Medical Care sowie der Aufstieg der Commerzbank AG und der Rheinmetall AG in die Top 40 des DAX. Die Studie finden Sie hier.
Veränderungen im DAX 40 zogen Verschiebungen bei den Investorengruppen nach sich
Insgesamt gesehen sind im Jahr 2023 die Investitionen institutioneller Anleger auf 56,8% des Streubesitzes zurückgegangen (-1,4 Prozentpunkte [pp] im Vergleich zu 2022). Value-Investoren stockten ihre Bestände im DAX weiter auf (+1,0pp) und halten nun 36,3% des identifizierten Streubesitzes, wohingegen Anleger mit einem Schwerpunkt auf GARP-Strategien (GARP = Growth at a reasonable price, bzw. Wachstum zu einem angemessenen Preis) ihr Engagement um 1,0pp verringerten und nun 5,2% des Streubesitzes halten.
Demgegenüber haben öffentliche Beteiligungen sowie Familien und Stiftungen ihre Investitionen in den DAX um 1,6 bzw. 1,5pp ausgebaut. Die privaten Investoren kehrten 2023 ihren langfristigen Trend um und erhöhten ihren Anteil um 0,7pp auf 13,6%. Dies liegt vor allem daran, dass die neu in den DAX aufgenommenen Unternehmen einen höheren Anteil eingebracht und damit den Durchschnitt nach oben verschoben haben. Der Anteil der Direktinvestitionen, Beteiligungen und AGs sank um 3pp, was ebenso vor allem auf die neuen DAX-Mitglieder zurückzuführen ist.
Regional betrachtet haben kontinentaleuropäische und deutsche Investoren ihren Anteil am DAX im Jahr 2023 erhöht. Kontinentaleuropäische Investoren (ohne Deutschland) verzeichneten mit +1,6pp gegenüber dem Vorjahr den stärksten Anstieg, während der Anteil deutscher Investoren um rund 1,0pp zunahm. Bemerkenswert ist, dass die Zuflüsse sowohl der europäischen als auch der inländischen Investoren überwiegend aus aktiv gemanagten Portfolios stammen.
Gleiches gilt für den Rückgang bei den nordamerikanischen Vermögensverwaltern, bei denen vor allem aktiv gemanagte Fonds für den Abfluss verantwortlich waren. Sie reduzierten ihren Anteil im Jahr 2023 um rund 4,4pp gegenüber dem Vorjahr, nachdem sie ihr Engagement im deutschen Leitindex im Jahr 2022 noch deutlich ausgebaut hatten. Dennoch bleibt Nordamerika die mit Abstand größte Investorengruppe im DAX. Investoren aus dem Vereinigten Königreich und Irland waren ebenfalls Käufer von DAX-Unternehmen und erhöhten ihren Anteil um 1,0pp. Bemerkenswert ist, dass aktiv verwaltete Fonds und ETFs/passive Portfolios gleichermaßen für die Zuflüsse in dieser Region verantwortlich waren.
Eine Zunahme der aktiven Teilnahme und Stimmabgabe auf Hauptversammlungen ist bei fast 90% der institutionellen DAX-Investoren zu beobachten. Darüber hinaus entwickeln die Aktionäre weiterhin interne Stewardship-Richtlinien für ihre Investments. Eine wichtige Rolle spielt auch der Einfluss von Proxy Advisors, deren Research von fast 87% der institutionellen Investoren genutzt wird.
Hedgefonds haben ihr Engagement im DAX erhöht
Die Ergebnisse der Studie zeigen eine weitere Besonderheit: Vor allem Hedgefonds haben ihr Engagement im DAX erhöht. Während die Direktinvestitionen dieser Gruppe bei 2,1% des Streubesitzes im DAX 40 verharrten, zeigen die Handelsvolumina bei Brokern und Banken, die im Vergleich zu 2022 um fast 50% gestiegen sind, einen Aufwärtstrend. Diese Aktien werden direkt von Intermediären als rechtliche Eigentümer gehalten, was auf ein verstärktes Engagement von Hedgefonds hindeutet. Um nicht als Eigentümer aufzutreten, werden die Aktien im Namen von Maklern gehalten, die im Auftrag ihrer Kunden (z. B. Hedgefonds) handeln. Dieses Verfahren wird auch bei Derivatgeschäften angewandt, bei denen der Broker als Vermittler fungiert.
Kay Bommer, Geschäftsführer des DIRK – Deutscher Investor Relations Verband erläutert die Ergebnisse der Studie: „Die gute Nachricht aus der gemeinsamen Studie von S&P Global und DIRK zur Zusammensetzung der DAX-Aktionäre lautet: Im Großen und Ganzen haben sich die Strukturen im DAX 40 nicht wesentlich verändert. Im Rückblick auf nordamerikanische Investoren erscheint eher das Jahr 2022 als Ausreißer, wobei das Jahr 2023 aus dieser Perspektive als Korrektur in Richtung der Relationen von 2021 interpretiert werden kann. In den untersuchten europäischen Regionen könnte sich eine Trendwende hin zum deutschen Premiumsegment abzeichnen. Sie stehen damit im Gegensatz zu ihren nordamerikanischen Pendants, die in einem heterogenen Marktumfeld andere Schwerpunkte setzen. So sehr diese Bewegung auch den vielfältigen Markteinflüssen des vergangenen Jahres geschuldet ist, so sehr sollten sich die DAX-Unternehmen dauerhaft bemühen, für ein breites regionales Spektrum von Investoren attraktiv zu bleiben.“
(DIRK vom 01.07.2024 / RES JURA Redaktionsbüro)