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15.11.2021

Studie zum Gründungsgeschehen: Trotz Lockdown mehr Existenzgründungen im 1. Halbjahr 2021

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© fotogestoeber/fotolia.com

Der zweite Lockdown ab November 2020 sowie der dritte Lockdown ab April 2021 haben das Gründungsgeschehen im gewerblichen Bereich deutlich weniger ausgebremst als der erste Lockdown im Frühjahr 2020: Gleichwohl haben die Gründungsaktivitäten noch nicht das Vorpandemie-Niveau erreicht – nur im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in den Finanz-/Versicherungsdienstleistungen zeigten sich im ersten Halbjahr 2021 deutliche Zuwächse gegenüber dem ersten Halbjahr 2019. Zu diesem Ergebnis kommen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn bei ihrer Analyse des Gründungsgeschehens während der vergangenen Pandemiemonate auf Basis der Gewerbeanzeigenstatistik des Statistischen Bundesamtes.

Insgesamt wurden rund 123.000 Existenzgründungen im 1. Halbjahr 2021 angemeldet – 4,3% mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Der Zuwachs an Gründungen von Hauptniederlassungen um 15% im Vergleich zum Frühjahr 2020 ist aus volkswirtschaftlicher Perspektive besonders bedeutsam, da in diesen Betrieben meist weitere Arbeitsplätze eingerichtet werden. Ihr Anteil an allen Existenzgründungen ist auf 40% gestiegen. Der Anteil der Kleingewerbegründungen ist hingegen erstmals seit vielen Jahren unter 50% gefallen stellen die Studienautoren fest. Zugleich hat die Pandemie den Trend zu Nebenerwerbsgründungen weiter verstärkt: Mit 176.000 Nebenerwerbsgründungen nahmen 25% mehr Personen als im Vorjahresvergleich zusätzlich zu einer abhängigen Beschäftigung eine gewerbliche Tätigkeit auf. Damit übersteigt ihre Anzahl inzwischen die der gewerblichen Existenzgründungen um mehr als 40%.

Auch im Gastgewerbe wird wieder gegründet

Im ersten Halbjahr 2021 fanden die meisten gewerblichen Existenzgründungen im Handel und Baugewerbe statt, gefolgt von den Gründungen in den unternehmensnahen Dienstleistungsbereichen und im Gastgewerbe.

Ausblick bis Ende 2021

Insgesamt gehen die Studienautoren davon aus, dass sich das Gründungsgeschehen im zweiten Halbjahr 2021 weiter positiv entwickelt. Dies gilt auch für die Branchen, die langanhaltende Einschränkungen hinnehmen mussten wie im Tourismus, in der Kultur und anderen Veranstaltungsbereichen. Gleichwohl dürfte das Vorpandemieniveau an gewerblichen Existenzgründungen in diesem Jahr kaum erreicht werden, auch weil der Rückgang im Bausektor wegen der Wiedereinführung der Meisterpflicht in einigen Gewerken Anfang 2020 von Dauer sein wird. Zudem gehen vom Arbeitsmarkt kaum Impulse auf das Existenzgründungsgeschehen aus, da das Gründungsmotiv „Drohende Arbeitslosigkeit“ aktuell unter anderem wegen der Kurzarbeit-Regelungen keine herausragende Bedeutung besitzt.

Keine Unternehmensschließungswelle erwartet

Anders als gelegentlich gemutmaßt, erwarten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht, dass es im zweiten Halbjahr zu einer Welle an Unternehmensschließungen kommt. Schließlich kann die Mehrzahl der Unternehmen ihrer Geschäftstätigkeit inzwischen weitgehend ohne pandemiebedingte Einschränkungen nachgehen. Allerdings könnten Engpässe bei Vorprodukten und Arbeitskräften sowie Preissteigerungen einige Unternehmen in ihrer Existenz bedrohen.

Das Hintergrundpapier „Gewerbliche Existenzgründungen und -aufgaben im ersten Halbjahr 2021 – Die Auswirkungen der Pandemie schwächen sich weiter ab“ kann hier abgerufen werden.

(Pressemitteilung IfM Bonn vom 11.11.2021)


Redaktion

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