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14.12.2022

Studie zur Lage der Kreditwirtschaft: Deutschlands Banken befinden sich im Auge des Sturms

Hinter Deutschlands Banken liegt ein stürmisches Jahrzehnt, geprägt von den Folgen der globalen Finanzkrise, den Euro-Turbulenzen, dauerhaft niedrigen Zinsen und fortschreitender Digitalisierung. Trotz aller Transformationsanstrengungen sank die Eigenkapitalrendite unaufhörlich. Dagegen ist sie 2021 zum zweiten Mal in Folge gestiegen – und das gleich um 2,1 Prozentpunkte auf 3,2%. In der Studie „Deutschlands Banken 2022: Im Auge des Sturms“ befasst sich die Unternehmensberatung Bain & Company mit dem jüngsten Aufwärtstrend, analysiert mögliche Auswirkungen von konjunktureller Talfahrt, Inflation und Zinswende auf die Rendite bis 2026 und zeigt auf, wie Kreditinstitute in puncto Profitabilität dennoch weiter zulegen können.

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Nach gut zehnjähriger Talfahrt steigt die Eigenkapitalrendite wieder auf 3,2%

Insbesondere zwei Faktoren haben den jüngsten Renditeanstieg begünstigt: eine im Vergleich zum Rezessionsjahr 2020 deutlich niedrigere Kreditrisikovorsorge und eine Steigerung des branchenweiten Provisionsüberschusses um 17% auf 38,3 Mrd. €. Dabei profitierten die Banken von einem lebhaften Wertpapiergeschäft, der vermehrten Vermarktung von Leistungen Dritter sowie der Abkehr von kostenlosen Bankservices im Retail-Geschäft. Die deutschen Kreditinstitute haben ihre traditionelle Abhängigkeit von zinstragenden Geschäftsfeldern verringert, erklären die Studienautoren. Das sei ein sichtbarer Erfolg ihrer Transformation.

Zahl der Institute und Filialen geht weiter zurück

Fortschritte sind der Analyse zufolge auch bei der Straffung des Filialnetzes und beim Thema Konsolidierung erkennbar. Binnen eines Jahres sank die Zahl der Zweigstellen um fast 9% auf nunmehr 18.600, da viele Banken nach den pandemiebedingten Schließungen einen Teil ihrer Filialen nicht wiedereröffneten. Die Zahl der Kreditinstitute in Deutschland ging um gut 4% auf knapp 1.440 zurück. Insbesondere bei den Kreditgenossenschaften und Sparkassen ist es zu weiteren Zusammenschlüssen gekommen.

Profitabilität droht aufgrund von Inflation und Rezession mittelfristig wieder deutlich zu fallen

Allerdings könnte die Renditeerholung den Bain-Analysen zufolge von kurzer Dauer sein. Im Jahresverlauf 2022 hat sich ein Sturm aus hoher Inflation, konjunktureller Talfahrt, geopolitischen Spannungen und weiterhin gestörten Lieferketten zusammengebraut. Ohne Gegensteuern droht den Banken daher in den kommenden fünf Jahren ein erneuter Rückgang ihrer Eigenkapitalrendite – und zwar auf 1,6 bis 1,7%, so die Einschätzung der Studienautoren. Die erhofften positiven Effekte der Zinswende könnten vorerst ausbleiben. Während die Banken bereits kurzfristig höhere Finanzierungskosten verkraften müssten, wirken sich die steigenden Zinsen bei den Erträgen erst nach und nach aus, denn bei vielen Krediten gebe es eine langfristige Zinsbindung.

Drohender Renditerückgang erfordert konsequentes Handeln

Machtlos sind die Banken in dieser Situation jedoch keineswegs. Eine weitere Modellrechnung im Rahmen der Studie zeigt, dass sowohl Zins- als auch Provisionserträge steigen und die Kosten sinken deutlich, wenn Kreditinstitute entschlossen handeln. Dazu gehört, die Transformation zu forcieren, die Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln und auch anorganische Optionen zu nutzen. Setzen die Banken in den kommenden fünf Jahren alle Hebel in Bewegung, sind 7 bis 9% Rendite machbar, so die Studienautoren. Damit würden die Institute wieder ihre Kapitalkosten verdienen.

Acht Stellhebel stehen im Fokus

In der Bain-Studie sind acht Stellhebel aufgeführt, mit deren Hilfe sich dieser Anstieg bis 2026 erreichen lässt. Auf der Ertragsseite bilden der zügige Ausbau des ESG-Geschäfts sowie das Wachstum „Beyond Banking“ Schwerpunkte. Schon heute binden erste Institute Firmenkunden mit zusätzlichen Dienstleistungen wie etwa Buchhaltungsservices verstärkt an sich. Positiv würde sich auch eine systematische Syndizierung und Verbriefung von Firmenkrediten auswirken. Nach Bain-Berechnungen könnten allein die großen Banken in Deutschland damit rund 4 Mrd. € höhere Zins- und Provisionsüberschüsse erzielen.

Automatisierung und Digitalisierung bleiben Schlüssel zum Erfolg

Entscheidend für höhere Renditen sind aber vor allem Fortschritte auf der Kostenseite. Allein die Fortführung und Intensivierung der Effizienzprogramme kann bereits einen Anstieg der Eigenkapitalrendite um gut 2 bis nahezu 3 Prozentpunkte bewirken. Dies bedingt insbesondere eine forcierte Automatisierung und Digitalisierung. Zusätzliches Einsparpotenzial bietet die vermehrte Nutzung von Web3-Technologien wie Blockchain oder Smart Contracts. Durch deren Einsatz unter anderem bei Kreditvergabe, Leasing, Asset Services und im Cash Management lassen sich die Kosten im Firmenkundengeschäft um gut ein Viertel senken. Auch in anderen Geschäftsbereichen sind prozentual zweistellige Einsparungen realisierbar.

Vermehrte Nutzung von Web3-Technologien

Mit der Modernisierung ihrer IT haben Deutschlands Banken eine gute Basis geschaffen, um solche Technologien zügig und flächendeckend zu verwenden. Aus Sicht von der Studienautoren muss nun der nächste Schritt gemacht werden: Die Banken sollten noch konsequenter neue Technologien nutzen, neue Märkte erschließen und alte Zöpfe abschneiden. Eine Bereinigung des Geschäfts- und Kreditportfolios sei vielerorts unumgänglich. Das turbulente Umfeld dürfe Banken nicht von solchen Maßnahmen abhalten. Wenn Banken jetzt die Segel richtig setzen, werden sie zu den Gewinnern von morgen gehören – mit höheren Erträgen, niedrigeren Kosten und einer Rendite, die sich zumindest auf dem Niveau ihrer Kapitalkosten bewegt, betonen die Studienautoren.

Weitere Ergebnisse der Studie „Deutschlands Banken 2022: Im Auge des Sturms“ finden Sie hier.

(Pressemitteilung Bain & Company vom 14.12.2022)


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