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26.01.2022

Übernahmepläne auf Rekordniveau: Weltweiter M&A-Boom hält ungebremst an – aber Übernahmeappetit deutscher Konzerne geht zurück

Deutsche CEOs machen sich wegen zunehmender geopolitischer Spannungen große Sorgen: 65% der deutschen Konzernlenker bezeichnen geopolitische Konflikte als eines der drei Top-Risiken für die Wachstumsstrategie ihres Unternehmens. Weltweit teilen nur 44% der CEOs diese Meinung. Auf dem zweiten und dritten Rang im Risiko-Ranking deutscher Unternehmenschefs folgen Cyberattacken (43%) und der Klimawandel (40%). Bei Cyber-Risiken zeigen sich die Vorstandschefs weltweit entspannter als ihre deutschen Counterparts: Nur für 30% der weltweit befragten Top-Manager sind Cyberattacken eines der Top-3-Risiken. Der Klimawandel wird weltweit hingegen von 45% der Befragten als Top-Risiko bezeichnet – fünf Prozentpunkte mehr als in Deutschland. Das sind Ergebnisse des „CEO Survey“ von EY. Basis der Studie ist eine Umfrage unter 2.410 Vorstandsvorsitzenden in Großunternehmen weltweit, davon 100 in Deutschland.

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©scandinavianstock/123rf.com

Die Sorge vor neuen geopolitischen Konflikten führt dazu, dass viele Unternehmen sich gezwungen sehen, ihre Investitionen entweder zu beschleunigen (32% aller deutschen Unternehmen) oder zu stoppen (8%). Eine Verschiebung kommt nur für 1% in Frage.

Geopolitische Spannungen bereiten deutschen Unternehmen die größten Sorgen

Handelsstreitigkeiten, bewaffnete Konflikte, ein zunehmender Protektionismus und zuletzt die Pandemie haben dafür gesorgt, dass viele Konzerne ihre weltweiten Produktionsnetze und ihre Lieferketten auf den Prüfstand gestellt haben. Jedes zweite deutsche Unternehmen hat seine Lieferkette angepasst, um geopolitischen Risiken zu begegnen – weltweit liegt der Anteil nur bei 30%. Eine Anpassung der Lieferketten, um Logistikkosten zu verringern, haben 36% der deutschen und 31% der weltweit befragten Unternehmen vorgenommen.

Übernahmeappetit deutscher Konzerne geht zurück

Während der Übernahmeappetit weltweit auf einen neuen Rekordwert gestiegen ist, wollen sich deutsche Konzernchefs vorerst etwas zurückhalten: Der Anteil deutscher Unternehmen, die in den nächsten zwölf Monaten Zukäufe tätigen wollen, ist im Vergleich zum Vorjahr von 64 auf 45% deutlich gesunken – gegen den globalen Trend: Weltweit steigt der Anteil der Unternehmen mit M&A-Absichten von 48 auf 59% und damit auf den höchsten Stand seit 2010, als die Umfrage erstmals durchgeführt wurde.

Der M&A Markt brummt – so einen Markt hatten wir noch nie, stellen die Studienautoren fest. Weltweit lag die Zahl der Fusionen und Übernahmen zuletzt auf einem Rekordniveau, und angesichts hoher Unternehmensgewinne, hoher Aktienkurse und gleichzeitig niedriger Zinsen ist viel Geld im Markt und es werden teils sehr hohe Preise gezahlt. Hinzu komme: Viele Branchen erfinden sich derzeit neu – und dazu gehört, dass man das eigene Geschäftsmodell auf den Prüfstand stellt. Unternehmensbereiche, die nicht mehr passen, werden zunehmend rigoros abgestoßen. Die Bereitschaft, auch harte Einschnitte an Geschäftsmodellen und Unternehmensstrukturen durchzuführen, war nie so groß wie heute, so die Einschätzung der Autoren.

Die neue Zurückhaltung deutscher Unternehmen, die aus den Befragungsergebnissen abzulesen ist, führen die Studienautoren auf mehrere Faktoren zurück. Die Unternehmensgewinne waren zuletzt auch in Deutschland hoch, und der Transformationsdruck sei auch hierzulande enorm. Allerdings fehle es in den wichtigen deutschen Industriebranchen zunehmend an attraktiven, verfügbaren und gleichzeitig bezahlbaren Übernahmezielen – denn auch Private Equity-Investoren interessieren sich für attraktive Zielunternehmen und verfügen über erhebliche Finanzmittel.

Deutsche Unternehmen leiden überdurchschnittlich stark unter gestiegenen Rohstoffpreisen

Zudem binde die Integration zugekaufter Unternehmen erhebliche Managementkapazitäten – und angesichts brüchiger weltweiter Lieferketten und erheblicher Versorgungsengpässe mit Rohstoffen und Vorprodukten habe die Behebung dieser Probleme womöglich derzeit Priorität. Die weltweite Lieferkettenkrise hat deutsche Unternehmen der Studie zufolge besonders getroffen. Ihre Produktions- und Zuliefernetzwerke verteilen sich über den gesamten Globus – jede Störung der weltweiten Lieferketten trifft sie daher besonders stark, so die Autoren der Analyse. Derzeit könne man die Auswirkungen in der Chipkrise erleben, die die deutsche Automobilproduktion massiv beeinträchtige und sogar Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum in Deutschland habe.

ESG-Aspekte spielen eine immer größere Rolle

Neben dem Management der Lieferketten gewinnt das Thema Nachhaltigkeit in den Vorstandsetagen gerade deutscher Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass eine der entscheidenden Zukunftsfragen ist, wie sie sich aufstellen können, um ihren CO2-Fußabdruck zu minimieren, beobachten die Autoren des EY CEO Survey. Optimieren die Unternehmen ihre Zuliefererkette, indem sie mehr „saubere“ Zulieferer beauftragen? Trennen sie sich von problematischen Unternehmensteilen, die ihre CO2-Bilanz belasten? Wie lässt sich die Produktion „grüner“ machen? Die Studienautoren betonen, dass ESG, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, keine kurzfristige Modeerscheinung sei, sondern immer stärker ein werttreibender Faktor. Investoren würden inzwischen ganz genau hinschauten, von den Unternehmen Fortschritte fordern und den Wandel vorantreiben. Das sei ein Riesenthema gerade für die deutsche Industrie: Autokonzerne, Chemieunternehmen, Stahlkonzerne, alle stünden bei diesem Punkt vor enormen Herausforderungen. Letztlich gehe es gerade beim Thema Dekarbonisierung um die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit ganzer Branchen.

Dementsprechend ist der Anteil der deutschen CEOs, die ESG-Themen als „sehr wichtige“ wertreibende Faktoren identifizieren, überdurchschnittlich hoch: 56% der deutschen Vorstandsvorsitzenden und nur 38% aller weltweit befragten CEOs bezeichnen ESG-Faktoren als sehr wichtigen Aspekt im Rahmen der eigenen Strategieüberlegungen. Eine ähnlich große Rolle spielt auf der Agenda der Vorstandsvorsitzenden nur die Umsatzentwicklung (ebenfalls 56% in Deutschland; 38% weltweit). Zum Vergleich: Der Faktor Profitabilität wird nur von 31% der deutschen und 24% der weltweit befragten Unternehmenschefs als sehr wichtig bezeichnet, Kostensenkungen spielen für jeweils 27% der Befragten Top-Manager eine sehr große Rolle.

Den „EY CEO Survey“ können Sie hier kostenlos bestellen.


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