• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Unternehmen gehen S/4HANA-Umstellung langsam an

29.01.2020

Unternehmen gehen S/4HANA-Umstellung langsam an

Beitrag mit Bild

© fotomek/fotolia.com

SAP-Anwender gehen die S/4HANA-Transformation zögerlich an. Obwohl die Zeit bis zum Wartungsende der jetzt eingesetzten ERP-Versionen von SAP (2025) knapp ist, beginnen die meisten Unternehmen nur langsam mit ihren Umstellungsprojekten. Aktuell befindet sich in etwa die Hälfte der in einer aktuellen Studie befragten Unternehmen (52 %) erst in der Erstellung von Business Cases, während weitere 30 Prozent bereits an der Umsetzungsstrategie arbeiten. Zur Bewältigung der aufwendigen Projekte suchen die meisten SAP-Kunden Unterstützung bei IT-Dienstleistern. Diese haben jedoch nur begrenze Kapazitäten. Daher wird es voraussichtlich spätestens ab dem Jahr 2022 zu einem Projektstau kommen.

Diese Ergebnisse ermittelte das Marktforschungs- und Beratungs-unternehmen Lünendonk & Hossenfelder in der Lünendonk®-Studie 2019 „Mit S/4HANA in die digitale Zukunft – Status, Ziele und Trends bei der Einführung von S/4HANA im deutschsprachigen Raum“. Dafür wurden CIOs, IT-Leiter und CTOs von 153 Großunternehmen und Konzernen unterschiedlicher Branchen aus der DACH-Region befragt. Die Studie entstand in fachlicher Zusammenarbeit mit Datagroup, KPMG, Rödl Consulting, Salt Solutions und der msg-Gruppe.

Umfang der ERP-Umstellung

Bereits 2015 verkündete SAP das Wartungsende für die Business Suite und stellte in diesem Zuge die neue Softwareversion S/4HANA vor. Wie groß der Umfang der Migrationsprojekte tatsächlich ausfällt, verdeutlichen nun die Studienergebnisse. 48 Prozent der Unternehmen planen eine rein technische Migration zu S/4HANA ohne weitere Prozessanpassungen. Als Gründe wurden hohe Kosten für die Neuausrichtung der bisherigen Prozesse auf den S/4HANA-Standard sowie ein hoher Projektaufwand genannt. Allerdings entscheiden sich 52 Prozent der Studienteilnehmer neben der technischen Migration für eine Anpassung der Geschäftsprozesse auf den S/4HANA-Standard und gehen damit einen Schritt in Richtung der digitalen Transformation. „Damit haben sie auch die Möglichkeit, stärker von den technologischen Vorteilen von S/4HANA zu profitieren, wie beispielsweise Machine Learning und Automatisierung“, erläutert Mario Zillmann, Partner bei Lünendonk & Hossenfelder und Studienautor.

Darüber hinaus planen 17 Prozent der befragten großen mittelständischen Unternehmen und Konzerne IT-Eigenentwicklungen und Altsysteme durch S/4HANA zu ersetzen und somit ihre IT-Landschaft zu modernisieren, zu standardisieren und damit von komplexen IT-Legacy-Altlasten zu befreien. „Dies verdeutlicht, dass in den meisten Unternehmen zunächst der Fokus auf der Überführung der bisherigen ERP-Welt in die neue S/4HANA-Produktwelt liegt – was für viele Unternehmen bereits einen hohen Kraftakt bedeutet“, erklärt Mario Zillmann. Da eine veraltete IT digitale Innovationen mehr verhindert als fördert, wird es in Zukunft spannend bleiben zu beobachten, wie die Unternehmen mit der IT-Modernisierung vorankommen und wie sie mit ihren historischen IT-Eigenentwicklungen umgehen. „In jedem Fall wird die Komplexität in der IT-Orchestrierung höher, wenn diverse Cloud-Anwendungen in unterschiedlichen Deployments (Public, Private) mit On-Premise-Standardsoftware und On-Premise-Individualentwicklungen sowie Third-Party-Anwendungen interagieren müssen“, fasst Zillmann eine wichtige Herausforderung der digitalen Transformation zusammen. „Darüber hinaus ist das nahtlose Zusammenspiel aller IT-Anwendungen im Sinne von End-to-End-Prozessen eine immer wichtigere Voraussetzung für digitale Geschäftsmodelle und Automatisierungsstrategien.“

Brownfield versus Greenfield: Wahl des geeigneten Migrationsansatzes

Eine der zentralen Fragestellungen bei der Migration auf S/4HANA ist die Überlegung, ob der Brownfield-Ansatz – also die Migration des bestehenden Systems sowie dessen Prozesse zum neuen System – oder der Greenfield-Ansatz – die Neuimplementierung des SAP-Systems – genutzt wird. „Mehr als jedes zweite untersuchte Unternehmen (57 %) wird sich nach aktuellem Planungsstand für den Brownfield-Ansatz entscheiden und die Prozesse weitestgehend unverändert lassen“, so Mario Zillmann. Die wesentlichen Gründe für den Brownfield-Approach sind vor allem die weitere Nutzung und die Optimierung der bestehenden Prozesse und Strukturen (51 %). Ein Drittel spricht sich dafür aufgrund der schnelleren Umsetzung im Vergleich zum Greenfield-Ansatz aus. Weitere Gründe stellen der geringere Aufwand sowie niedrigere Kosten durch den Brownfield-Ansatz dar.

Demgegenüber bevorzugen 25 Prozent der befragten Unternehmen den Greenfield-Ansatz. Innerhalb der Finanzdienstleistungsbranche steigt der Wert sogar auf ein Drittel. Die Hälfte der Unternehmen gibt an, sich für diesen Ansatz zu entscheiden, um sich von Altlasten zu befreien und eine neue Systemlandschaft aufbauen zu können, mit der sie für die Zukunft gerüstet sind. Weiterhin entschieden sich 25 Prozent der Befragten für die Neuaufsetzung des ERP-Systems, da somit keine Einschränkung der laufenden Geschäftsprozesse stattfindet. „Um das Kerngeschäft nicht zu behindern, bleiben die IT-Prozesse bestehen und parallel dazu werden neue Geschäfts- und IT-Prozesse aufgebaut, die den Anforderungen an die Digitalisierung entsprechen“, fügt Mario Zillmann hinzu.

Die Analyse der Befragungsergebnisse zeigt zudem, dass sowohl unternehmens- als auch branchenspezifische Anforderungen für die Wahl des geeigneten Ansatzes ausschlaggebend sind und nicht die reine Unternehmensgröße. „Ein zentrales Kriterium sollte daher sein, ob sich ein Unternehmen mit der aktuellen Prozesslandschaft auch für die Zukunft gut aufgestellt fühlt oder ob die Prozesse beispielsweise stärker kundenzentrisch ausgerichtet werden müssen“, gibt Zillmann zu bedenken.

Die Studie zum Download finden Sie hier.

Hinweis: Informieren Sie sich mit dem neuen Fachmagazin REthinking Finance zu den aktuellen Themen rund um den technologischen und organisatorischen Wandel der Finanzfunktion in Unternehmen. Jetzt testen

(Pressemitteilung Lünendonk & Hossenfelder vom 21.01.2020)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

©psdesign1/fotolia.com

08.05.2025

Geopolitik treibt deutsche CFOs zu mehr Investitionen im Inland

Die ökonomische und finanzielle Unsicherheit unter Finanzvorständen deutscher Unternehmen befindet sich derzeit auf einem Allzeithoch und beeinflusst ihre Planungen deutlich. Nach den US-Zollankündigungen vom 02.04.2025 sehen 80 % der teilnehmenden Chief Financial Officers (CFO) mittelfristig ihren Investitionsschwerpunkt in Deutschland, vor dem 02.04.2025 lag ihr Anteil bei 73 %, wie der CFO Survey von Deloitte zeigt. Für die

Geopolitik treibt deutsche CFOs zu mehr Investitionen im Inland
Meldung

©tstockwerkfotodesign/de.123rf.com

07.05.2025

Einfluss von Finanzintermediation auf die grüne Transformation

Es ist fraglich, ob der Finanzsektor die Erreichung der Klimaziele schon ausreichend unterstützt. Unklar ist vor allem, über welche Kanäle er am besten zu einer nachhaltigen Transformation der Wirtschaft beitragen kann. Das Projekt Green Financial Intermediation – From Demand to Impact (INTERACT), das das ZEW Mannheim gemeinsam mit dem ifo Institut durchführt, untersucht, wie der

Einfluss von Finanzintermediation auf die grüne Transformation
Meldung

©alfaphoto/123rf.com

06.05.2025

US-Politik belastet Aussichten für deutschen Wagniskapitalmarkt

Die vor allem von den USA ausgehende große wirtschaftspolitische Unsicherheit macht auch vor dem deutschen Markt für Wagniskapital (Venture Capital, VC) nicht halt. Dennoch legte der Geschäftsklimaindikator für den VC-Markt im ersten Quartal 2025 leicht um 2,0 Punkte zu. Mit einem Stand von minus 2,1 Punkten rangiert der Indikator aber weiterhin knapp unter dem langjährigen

US-Politik belastet Aussichten für deutschen Wagniskapitalmarkt

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank