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10.11.2022

Unternehmen im Nachhaltigkeitsdilemma: Drei Viertel fordern krisenbedingte Lockerung der Vorgaben

Wie eine Horváth-Studie unter 150 Top-Führungskräften großer europäischer Unternehmen zeigt, sieht eine große Mehrheit in der aktuellen Rohstoff- und Energiekrise eine Zäsur auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. 90% bezeichnen die anhaltenden Versorgungsengpässe als große Hindernisse, die der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen im Weg stehen. Acht von zehn Befragten geben zu, dass aktuelle Lösungen zur Sicherung der Supply Chain nicht vollständig kompatibel mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie sind.

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©tstockwerkfotodesign/de.123rf.com

Mehrheit der Betriebe sieht die Supply Chain durch strenge Nachhaltigkeitsvorgaben in Krisenzeiten unnötig stark verteuert

Ebenso viele sagen, dass das Festhalten an den strengen Nachhaltigkeitsvorgaben die Supply Chain unnötig verteuern, was in der angespannten konjunkturellen Lage das entscheidende finanzwirtschaftliche Zünglein an der Waage sein kann.

77% sprechen sich für eine temporäre Lockerung aus, um die Preissteigerungen zu bewältigen

All diese Faktoren führen dazu, dass sich 77% für eine temporäre Lockerung von Nachhaltigkeitsvorgaben aussprechen, um die massiven Preissteigerungen bewältigen und die Versorgungssicherheit aufrechterhalten zu können.

Plakativ formuliert liegt Nachhaltigkeit gerade auf Eis und rückt frühestens im Februar wieder auf die Agenda, je nachdem wie kalt der Winter wird, erklären die Studienautoren. Die Bewältigung der Energiekrise stehe über allen strategischen Themen. Dies bedeute allerdings nicht, dass die Unternehmen Sustainability grundsätzlich für überflüssig halten. Von der Notwendigkeit und Zukunftsrelevanz von Nachhaltigkeit sind die Unternehmen laut der Studie überzeugt und versuchen daher, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Durch die Lokalisierung der Wertschöpfungsketten soll nicht nur die Versorgung resilienter aufgestellt werden, sondern auch Nachhaltigkeit gefördert werden, so der Plan der Unternehmen.

Nachhaltigkeit soll durch Lokalisierung der Wertschöpfungsketten vorangetrieben werden

Laut Studie arbeiten 85% der Teilnehmenden daran, ihre Wertschöpfungsketten von Produktion bis Vertrieb künftig stärker in den jeweiligen Absatzmärkten zu bündeln (“local for local“). Europa steht dabei bei der Mehrheit der Unternehmen im Fokus. Als Top drei Gründe dafür werden „Versorgungssicherheit“ (56%), „politische Stabilität“ (54%) und „Nachhaltigkeit“ (53%) mit vergleichbaren Werten genannt. 90% der Führungskräfte gehen zudem davon aus, dass die Lokalisierung beziehungsweise Rückbesinnung auf den europäischen Wirtschaftsraum einen positiven Effekt im Bereich Nachhaltigkeit haben wird. 80% glauben daran, dass sich eine lokale Kreislaufwirtschaft etablieren wird, die einen großen Beitrag zur CO2-Reduktion und Abfallvermeidung beitragen wird.

Die Studienautoren bremsen diese Erwartungen, denn eine Lokalisierung der Wertschöpfungskette allein kann nicht die Lösung sein. Es werde immer Ressourcen geben, die grenzüberschreitend bezogen werden müssten. Dafür brauche es klare Nachhaltigkeitsvorgaben, aber auch für innereuropäische Bezugssysteme. Außerdem sollten trotz Energiekrise nicht komplette Nachhaltigkeitsstrategien on hold gesetzt, sondern allenfalls bewusste Abstriche gemacht werden. Sonst könnten alle Wettbewerbsvorteile bis zum Frühjahr dahin sein.

(Pressemitteilung Horváth vom 10.11.2022)


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