Viele mittelständische Unternehmen aus Deutschland ziehen sich aus dem Auslandsgeschäft zurück. Waren im Jahr 2022 noch rund 880.000 der rund 3,8 Millionen Mittelständler im Ausland aktiv, so waren es ein Jahr später nur noch etwa 763.000. Der Anteil grenzüberschreitend tätiger mittelständischer Unternehmen ist damit von rund 23 % auf 20 % gesunken und liegt unter dem langjährigen Durchschnitt vor der Corona-Krise. Das zeigt der neue Internationalisierungsbericht von KfW-Research.
Diejenigen Unternehmen, die im Ausland verblieben sind, konnten den Anteil der Auslands- an ihren Gesamtumsätzen ausbauen. Im Durchschnitt erwirtschafteten sie 29 % ihrer Gesamtumsätze jenseits der deutschen Grenzen, 2 Prozentpunkte mehr als noch 2022. Auch absolut legten die Auslandsumsätze dieser Unternehmen zu, um rund 12 % auf im Durchschnitt über 1 Million Euro.
Dieser Anstieg konnte den Rückgang bei der Zahl der auslandsaktiven Unternehmen aber nicht kompensieren: Insgesamt schrumpften die Auslandsumsätze des deutschen Mittelstands um nominal 0,4 % auf 698 Milliarden Euro. Preisbereinigt fiel der Verlust mit minus 6,5 % noch stärker aus.
Schlechtere Rahmenbedingungen für Außenhandel
„Die Rahmenbedingungen für den Außenhandel haben sich deutlich verschlechtert“, sagt Dr. Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der KfW. „Anhaltende geopolitische Spannungen in der Ukraine und im Nahen Osten, eine wachsende Exportkonkurrenz durch China in wichtigen Schlüsselindustrien und die protektionistische Handelspolitik der USA belasten die Exportfähigkeit der Unternehmen. Hinzu kommt, dass viele Mittelständler die Standortbedingungen in Deutschland als zunehmend schwierig für ihre Wettbewerbsfähigkeit ansehen. Hier gilt es, durch politische Maßnahmen gegenzusteuern.“
Eine Sonderbefragung deutscher Mittelständler im Auftrag von KfW Research im Januar 2025 ergab, dass sich die schwache Entwicklung des Auslandsgeschäfts fortgesetzt hat: Während 21 % aller Auslandsaktiven im Jahr 2024 wachsende Auslandsumsätze verzeichnen konnten, berichten 25 % über sinkende Umsätze. Zwar halten 38 % der im Ausland tätigen Unternehmen ein moderates Wachstum ihres Auslandsgeschäfts in den kommenden drei Jahren für wahrscheinlich, nur 1 % rechnen mit einem starken Wachstum. Allerdings rechnen auch 20 % mit leicht rückläufigen Umsätzen im Ausland und weitere 8 % mit einem starken Einbruch.
Sorge um Geschäftsbeziehungen in die USA
Vergleichsweise groß ist die Besorgnis unter Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen in die USA. Gegenwärtig haben gut 16 % der deutschen Mittelständler Kunden, Lieferanten, Wettbewerber oder eigene Standorte in den Vereinigten Staaten. Von ihnen befürchten 34 % eher negative, weitere 9 % sogar sehr negative Auswirkungen der neuen US-Politik auf das eigene Unternehmen, wobei die Umfrage stattfand, noch bevor US-Präsident Donald Trump seine radikale Zollpolitik ankündigte.
Am häufigsten setzten deutsche Unternehmen ihre Produkte im Jahr 2023 in Österreich und der Schweiz ab, gefolgt von den Beneluxstaaten und Frankreich. Einen Einbruch gab es, bedingt durch den Brexit, bei Ausfuhren nach Großbritannien. Deutlich an Bedeutung verloren hat auch der skandinavische Raum. Eine Ursache hierfür dürfte die Wechselkursentwicklung sein. Vom russischen Markt haben sich die meisten Mittelständler zurückgezogen: Nur noch 1 % der im Ausland tätigen Unternehmen exportierte dorthin, acht Jahre zuvor waren es 11 % gewesen.
(KfW vom 02.06.2025 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)