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09.11.2017

Warum 2017 doch noch ein gutes Jahr für europäische Tech-IPOs wird

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© Melpomene/fotolia.com

Monatelang ging rein gar nichts – doch plötzlich könnte 2017 sogar zu einem der besten IPO-Jahre überhaupt für Europas Technologiebranche werden. Der Trendwechsel begann Ende Juni mit dem Börsengang der deutschen Online-Bestellplattform für Essen Delivery Hero. Im dritten Quartal folgten der finnische Spielehersteller Rovio („Angry Birds“) mit 501 Millionen Dollar und der Schweizer Smart-Grid-Spezialist Landis+Gyr, der bei seiner Erstnotiz 2,4 Milliarden Dollar umsetzte.

Dies geht aus dem neuen „Global Technology IPO Review“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervor. „Und nun könnten die kürzlich erfolgten erfolgreichen Börsengänge von HelloFresh und Mynaric sogar noch einen Jahresendspurt einläuten.“, sagt Werner Ballhaus, Leiter Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC in Deutschland.

Wie der abrupte Trendwechsel zu erklären ist

Dabei kommt der Aufschwung auf den ersten Blick überraschend – schließlich gab es im ersten Quartal europaweit keinen einzigen Tech-IPO und auch zwischen April und Juni kam der Markt zunächst nur schleppend in Gang. „Schon zu der Zeit haben wir allerdings betont, dass die Flaute eher mit der politischen Großwetterlage als mit einem Mangel an börsenreifen Technologieunternehmen zu tun hat“, sagt PwC-Kapitalmarktexperte Christoph Gruss. „Diese Einschätzung scheint sich nun zu bestätigen: Nach den Wahlen in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und Österreich hat sich die politische Unsicherheit vorerst gelegt. Firmen und Investoren können sich nun wieder auf das Wesentliche fokussieren. In den kommenden Monaten dürften darum weitere Tech-Börsengänge folgen. Die Pipeline ist nämlich weiterhin gut gefüllt.“

In Asien gibt es viele kleine IPOs, in Europa einige wenige große

Diese Bestandsaufnahme gilt auch weltweit. Zwar blieb das dritte Quartal mit insgesamt 20 IPOs und Erlösen von 5,2 Milliarden Dollar hinter dem starken Vorquartal zurück. Auf Jahressicht bedeuten bislang 67 Erstnotizen und Gesamterlöse von 17,1 Milliarden Dollar allerdings das beste Neunmonats-Ergebnis seit 2014. Dabei schält sich ein interessantes Muster heraus: Während es in Europa nur wenige, dafür aber durchweg große Börsengänge gab, war es in Asien genau umgekehrt. Dort wagten sich im dritten Quartal zwar gleich 16 Technologiefirmen aufs Parkett, allerdings erreichte keines davon auch nur annähernd die Schwelle von 500 Millionen Dollar. „Das ist ein starkes Indiz dafür, dass europäische Unternehmen im Schnitt ein gutes Stück reifer sind, wenn sie an die Börse gehen“, sagt Christoph Gruss.

Ein Börsensegment nur für junge Tech-Firmen

Zugleich bleibt allerdings die Frage, warum sich in Europa nicht mehr Tech-Firmen bereits zu einem früheren Stadium aufs Parkett wagen. In Deutschland startete im Frühjahr mit „Scale“ zwar ein neues Börsensegment für kleine und mittlere Unternehmen. „Viele junge Technologieunternehmen fühlen sich dort aber noch nicht richtig aufgehoben, weil sie eben keine klassischen Mittelständler sind“, sagt Kapitalmarktexperte Gruss. Branchenfachmann Ballhaus sieht das genauso: „Angesicht der überragenden Bedeutung, die Tech-Startups in Zeiten der Digitalisierung für die gesamte europäische Wirtschaft haben, sollte die Politik überlegen, ob sie nicht stärker auf die Gründung eines speziellen Segments für junge Technologie-Firmen dringen sollte.“

Das Problem mit den Unicorns

Zu verstecken braucht sich Europas Technologiebranche in Sachen IPO-Tauglichkeit jedenfalls nicht mehr – auch nicht hinter der Konkurrenz aus den USA, die im dritten Quartal nur einen einzigen Börsengang zustande brachte. „In den Vereinigten Staaten gibt es zwar eine beeindruckende Zahl von Unicorns – also von Technologieunternehmen, die bereits vorbörslich mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet werden. Viele dieser Firmen zögern ihren scheinbar überfälligen Börsengang aber immer weiter hinaus“, sagt Ballhaus. Das liegt auch daran, dass ein Unicorn wie Snapchat die Investoren seit dem Börsengang Anfang März enttäuscht hat. Zum Börsendebüt stieg die Aktie zeitweise auf über 26 Dollar, zum Ende des ersten Börsentags lag sie bei 24,48 Dollar (also etwa 40 Prozent über den Ausgabekurs von 17 Dollar). Aktuell liegt sie sogar unter dem Ausgabekurs bei lediglich etwa 15 Dollar. Zum Vergleich: Delivery Hero hat seit seinem Börsengang Ende Juni positiv überrascht und von einem Ausgabepreis von 25,50 Euro um etwa 50 Prozent auf derzeit etwa ca. 38 Euro zugelegt. „So ein Beispiel stärkt natürlich das Vertrauen in europäische Tech-IPOs“, so Ballhaus.

(Pressemitteilung PwC vom 09.11.2017)


Redaktion

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