Unzufriedenheit beim Ausblick auf internationale Marktchancen
Auf die Frage: „Wie beurteilen Sie den Ausblick auf Ihre Geschäftstätigkeit im internationalen Markt?“ antworteten 38,7% mit „schwach“ bzw. „sehr schwach“ (Frühjahr 2022: 18,8%). Immerhin beschreiben 61,3% die Perspektive mit „stabil“ und besser (Frühjahr 2022: 81,2%). Ergänzt wird: Auch hier komme es auf die künftige geopolitische Lage an. Und: Wenn die Globalisierung weiter zurückgedreht wird, „sieht es für Weltmarktführer schlecht aus“, so die Studie.
USA jetzt attraktiver als Asien
Bei der Einschätzung der Attraktivität von Zielregionen haben die USA (53,2% nach 27,4% im Frühjahr 2022) und Asien (37,1% nach 50% im Frühjahr 2022) deutlich den Rang abgelaufen. Zudem hat Europa markant eingebüßt (3,2% nach 17,7% im Frühjahr 2022).
Bemerkenswerte Standorttreue der Unternehmens-Zentralen
Angesichts der als unvorteilhaft empfundenen Begleitumstände hierzulande fragen sich hin und wieder deutsche Unternehmen, ob sie mit ihrem Headquarter in Deutschland noch gut aufgehoben sind. Laut Rödl & Partner-Umfrage wird das allerdings kaum in Betracht gezogen (6,5%). Über 93% sind standorttreu.
Wirtschafts- und Finanzpolitik mit sehr schlechter Benotung
Abschließend erkundigten wir uns nach der Bewertung der Wirtschafts- und Finanzpolitik in Deutschland. Für „Befriedigend“ und besser votierten nur noch 21% nach 64,1% im Frühjahr 2022. „Ausreichend“ und schlechter meinten 79% (Frühjahr 2022: 35,9%). Zum Urteil „mangelhaft“ und „ungenügend“ gelangten 50,1% (nach 20,4% im Frühjahr 2022).
In Schulnoten ausgedrückt, ergab sich ein neuer Negativrekord – 4,3 nach 3,3 im Frühjahr 2022. Es wird von zu vielen Subventionspaketen auf Kosten kommender Generationen gesprochen. Ein anderer Unternehmer bezeichnete die gegenwärtige Situation als „Katastrophe“. Für den Mittelstand werde nichts getan. So könne es zu einer Erosion des Industriestandorts Deutschland kommen. Vornehmlich, so ein Weltmarktführer, gehe es um die kurzfristige Optimierung persönlicher Interessen von Politikern, gepaart mit einer starren und schlechten Verwaltung. Es gebe keine langfristige Sicherung „unserer Standortfaktoren“.
Angeschlagenes Vertrauen
Die Ergebnisse der Herbst-Umfrage unter den deutschen Weltmarktführern zeigen, dass ihre Stimmung schlecht ist. Sie fühlen sich abgehängt und nicht verstanden, erklären die Studienautoren. Unverkennbar sei gleichzeitig, welchen Bedeutungszuwachs der US-amerikanische Markt aus Sicht deutscher Investoren verzeichnet. Die relativ günstigere Energiebeschaffung könnte dabei eine wesentliche Rolle gespielt haben. Das gelte insbesondere in einem Umfeld, in dem die deutsche Wirtschafts- und Finanzpolitik allenfalls mit „ausreichend“ bewertet wird.
Zum Weltmarktführerindex
Ziel des Rödl & Partner-Weltmarktführerindex Deutschland ist es, den Puls der Weltmarktführer zu messen und dadurch frühzeitig auftretende Chancen und Gefahren für den „Motor der deutschen Wirtschaft“ zu erkennen. Der Rödl & Partner-Weltmarktführerindex basiert auf dem Weltmarktführerindex für den DACH-Raum der Universität St. Gallen. Die deutschen Weltmarktführer – ob börsennotiert oder nicht – werden seit Frühjahr 2018 halbjährlich anonym um ihre Einschätzungen zu aktuellen wirtschafts- und finanzpolitischen Themen gebeten. Als Kriterien gelten: Der Stammsitz muss in Deutschland liegen, die Unternehmen müssen auf mindestens 3 von 6 Kontinenten tätig sein, der Jahresumsatz muss mindestens 50 Mio. € betragen, der Exportanteil/Auslandsumsatz muss mindestens 50% des Umsatzes ausmachen und das Unternehmen muss weltweit die Marktposition (im Umsatz) 1 oder 2 im relevanten Marktsegment inne haben. Die ermittelten Weltmarktführer müssen zudem objektiv und transparent überprüfbare Kriterien erfüllen. Rödl & Partner und die Universität St. Gallen fühlen sich diesen strengen Maßstäben verpflichtet.
Weitere Informationen zum Rödl & Partner-Weltmarktführerindex Deutschland finden Sie hier.
(Pressemitteilung Rödl & Partner vom 17.11.2022)