10.02.2017

Wenige Firmen nutzen den Kapitalmarkt

Autokonzerne auf der Überholspur

Schuldscheine erleben derzeit einen regelrechten Aufschwung - auch im deutschen Mittelstand. Zugleich bleiben andere Finanzierungsquellen für die meisten mittelständischen Firmen aber noch deutlich wichtiger. So haben vor allem die Innenfinanzierung und damit die Eigenkapitalbildung "erheblich an Bedeutung gewonnen", heißt es in einer Studie des Beratungsunternehmens Capmarcon.

Schuldscheine erleben derzeit einen regelrechten Aufschwung – auch im deutschen Mittelstand. Zugleich bleiben andere Finanzierungsquellen für die meisten mittelständischen Firmen aber noch deutlich wichtiger.

So haben vor allem die Innenfinanzierung und damit die Eigenkapitalbildung „erheblich an Bedeutung gewonnen“, heißt es in einer Studie des Beratungsunternehmens Capmarcon. Zu den gebräuchlichsten Finanzierungsquellen zählen daher das Gesellschafterdarlehen oder die Gesellschaftereinlage. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote mittelständischer Unternehmen betrug im vergangenen Jahr 29,7 Prozent. Das geht aus einer Schätzung hervor, die Capmarcon-Chef Hans-Werner Grunow dem Handelsblatt zur Verfügung gestellt hat.

Bankkredite weiterhin ein wichtiger Faktor

Zweitwichtigste Finanzierungsquelle waren 2016 demnach Bankkredite mit einem Volumen von 315 Milliarden Euro. Das entspricht 23,4 Prozent der Bilanzsumme der mittel- ständischen Unternehmen. Gerade in der aktuellen Niedrigzinsphase ist es für viele Mittelständler günstiger, sich an die Hausbank zu wenden, als andere Finanzierungsquellen zu nutzen. Auch Beteiligungen von strategischen Investoren, Direktkredite von Finanzinvestoren und Mezzaninkapital spielen eine gewisse Rolle. Daneben haben mittelständische Firmen Schuldscheine im Volumen von 24 Milliarden Euro ausstehen. Ihre Bedeutung ist seit der Finanzkrise deutlich gestiegen, sie machen aber immer noch nur 1,8 Prozent der Bilanzsumme aus. Bei Anleihen kommen die Mittelständler sogar nur auf ein ausstehendes Volumen von drei Milliarden Euro.

Kapitalmarkt für viele Unternehmen nicht attraktiv

„Der Kapitalmarkt bleibt für die meisten mittelständischen Unternehmen als Alternative zu herkömmlichen Finanzierungsmöglichkeiten nach wie vor unattraktiv“, heißt es daher auch in einer Umfrage der beiden Beratungsfirmen Ebner Stolz und Wolff & Häcker aus dem vergangenen Jahr. Die zahlreichen Versuche, die von den unterschiedlichsten Akteuren des Kapitalmarkts unternommen worden seien, um mittelständische Unternehmen für das Thema zu interessieren, seien bisher nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Unter anderem sprechen die Studienautoren damit die in Verruf geratenen und inzwischen zum Teil wieder abgeschafften Börsensegmente für Mittelstandsanleihen an.

Viele Mittelständler halten sich am Kapitalmarkt zurück, weil sie das Geld von dort nicht brauchen. Mehr als vier Fünftel gaben in der Umfrage an, die Finanzierung und Kapitalbeschaffung sei unproblematisch. Fast drei Viertel der Befragten nutzen dabei Bank- und Förderdarlehen.

Capmarcon-Chef Grunow zweifelt zudem die Kapitalmarktfähigkeit einiger Mittelständler an. Auch wenn viele Unternehmen solide Finanzkennzahlen aufwiesen, gebe es eine Zahl an Firmen mit sehr niedriger Eigenkapitalquote. Eine häufig zu geringe Größe und eine zu schwache Bonität seien die formalen Hürden für den Gang an den Kapitalmarkt. „Die meist entscheidenderen Hürden sind die psychologischen wie das hohe Maß an Transparenz oder die Abgabe von Gewinnanteilen“, schreibt der Kapitalmarktprofi.

(Quelle: Handelsbaltt vom 08.02.2017 S. 31)


Redaktion

Weitere Meldungen


Zinsen
Meldung

©Eisenhans/fotolia.com

07.06.2023

Geldpolitik: Weitere Leitzinserhöhungen bringen erhebliche Risiken

Die Europäische Zentralbank (EZB) fährt einen riskanten Kurs. Um die Inflation einzudämmen, hat sie die Leitzinsen mehrfach deutlich erhöht und weitere Zinsschritte in Aussicht gestellt. Das gefährdet Konjunktur, Beschäftigung und Klimaziele – und es ist aktuell angesichts der Trends bei der Preisentwicklung unnötig, ergibt eine neue Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Spätestens

Geldpolitik: Weitere Leitzinserhöhungen bringen erhebliche Risiken
Meldung

Corporate Finance

07.06.2023

Förderprogramm für Klimaschutzverträge startet

Das Förderprogramm Klimaschutzverträge des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) startet in das vorbereitende Verfahren. Im vorbereitenden Verfahren werden Informationen gesammelt, die für die effektive und bedarfsgerechte Ausgestaltung des anschließenden Gebotsverfahrens notwendig sind. Unternehmen, die im ersten Gebotsverfahren ein Gebot abgeben möchten, müssen am vorbereitenden Verfahren teilnehmen. Das vorbereitende Verfahren dauert zwei Monate. Klimaschutzverträge im

Förderprogramm für Klimaschutzverträge startet
Wachstum, Investition, Erfolg
Meldung

©Maksim Kabakou/fotolia.com

06.06.2023

Bruttoinlandsprodukt von 1950 bis 2022 im Durchschnitt 3,1 % pro Jahr gewachsen

Die Wirtschaft in Deutschland ist von 1950 bis 2022 im Durchschnitt um 3,1 % pro Jahr gewachsen. Das Wachstum hat sich über die letzten Jahrzehnte jedoch deutlich verlangsamt. Im Durchschnitt der letzten zwei Jahrzehnte von 2000 bis 2020 ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) preisbereinigt nur um 1,0 % pro Jahr gewachsen. In den 1950er und 1960er

Bruttoinlandsprodukt von 1950 bis 2022 im Durchschnitt 3,1 % pro Jahr gewachsen
CORPORATE FINANCE - Die Erfolgsformel für Finanzprofis

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank