04.07.2017

Digitalkonzerne dominieren die Weltbörsen

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Apple, Google, Amazon & Co sind die Stars an den Weltbörsen: Von den zehn teuersten börsennotierten Unternehmen der Welt sind zur Jahresmitte sieben Internet- bzw. Softwarekonzerne. Neu unter den Top 10: Der chinesische Online-Händler Alibaba und der chinesische Internetkonzern Tencent. Deutsche Unternehmen spielen kaum eine Rolle: Das teuerste deutsche Unternehmen ist SAP auf Platz 56.

Apple, Google, Amazon & Co sind die Stars an den Weltbörsen: Von den zehn teuersten börsennotierten Unternehmen der Welt sind zur Jahresmitte sieben Internet- bzw. Softwarekonzerne. Neu unter den Top 10: Der chinesische Online-Händler Alibaba und der chinesische Internetkonzern Tencent. Deutsche Unternehmen spielen kaum eine Rolle: Das teuerste deutsche Unternehmen ist SAP auf Platz 56.

Die Digitalisierung führt zu immer neuen Höhenflügen von Technologiekonzernen an den Weltbörsen: Von den zehn teuersten börsennotierten Unternehmen der Welt sind zur Jahresmitte sieben Internet- bzw. Softwarekonzerne.

Nach wie vor wird das Börsenranking dabei von US-Konzernen dominiert: Unter den Top 10 sind acht Unternehmen mit Sitz in den Vereinigten Staaten – vor einem Jahr bestand das Top-10-Ranking allerdings noch ausschließlich aus US-Konzernen. Neu hinzugekommen sind zwei chinesische Unternehmen: Der Online-Händler Alibaba und der Internetkonzern Tencent.

Das teuerste Unternehmen der Welt bleibt Apple: Der Börsenwert des iPhone-Herstellers stieg seit Anfang des Jahres um 22 Prozent auf 751 Milliarden US-Dollar. Dahinter platzieren sich der Google-Mutterkonzern Alphabet, dessen Börsenwert im Lauf des vergangenen Halbjahrs um 18 Prozent auf 636 Milliarden US-Dollar gestiegen ist, und der Softwarekonzern Microsoft mit einem Börsenwert von derzeit 532 Milliarden US-Dollar – das sind zehn Prozent mehr als zu Jahresbeginn.

Das am höchsten bewertete europäische Unternehmen ist der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé auf Rang 13. Das teuerste deutsche Unternehmen ist aktuell SAP: Der Softwarekonzern belegt mit einem Börsenwert von 126 Milliarden US-Dollar Rang 56 im weltweiten Börsenranking. Siemens folgt mit einer Marktkapitalisierung von 111 Milliarden US-Dollar auf Rang 68, während Bayer den 70. Platz belegt (107 Milliarden US-Dollar). Ebenfalls in die Top 100 hat es die Allianz (Rang 93) geschafft, während BASF (Rang 107) und die Deutsche Telekom (Rang 111) derzeit knapp nicht im Ranking vertreten sind.

Das sind Ergebnisse einer Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die halbjährlich die Marktkapitalisierung der 100 bzw. 300 am höchsten bewerteten börsennotierten Unternehmen weltweit untersucht.

„Das starke Abschneiden von Technologie- und Internetkonzernen zeigt, dass Investoren weltweit derzeit klar auf digitale Geschäftsmodelle setzen, denen zugetraut wird, mit völlig neuen technologiebasierten Konzepten ganze Branchen zu revolutionieren“, so Hubert Barth, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY in Deutschland.

Von den 300 am höchsten bewerteten Unternehmen der Welt sind 36 IT-Konzerne. Während der Gesamtwert aller 300 Unternehmen im ersten Halbjahr um 11 Prozent stieg, kletterte der Börsenwert der IT-Unternehmen sogar um 22 Prozent nach oben – also doppelt so stark.

„Die Auswirkungen der Digitalisierung werden immer stärker sichtbar und erfassen immer mehr Branchen und Lebensbereiche. Wir erleben eine fundamentale Umwälzung, die angetrieben wird von innovativen und zunehmend auch hoch profitablen Technologiekonzernen“, so Barth.

USA geben in der IT-Branche den Ton an

Von den 35 IT-Konzernen (Computer/Internet/Software) im Ranking der 300 teuersten Unternehmen der Welt haben 20 ihren Sitz in den USA, zwölf sind in Asien ansässig und gerade einmal drei Unternehmen kommen aus Europa. Der Börsenwert der US-IT-Konzerne in den Top 300 liegt bei knapp 4 Billionen US-Dollar – die drei IT-Konzerne mit Sitz in Europa, darunter SAP, sind zusammen 258 Milliarden US-Dollar wert.

„Die europäische Wirtschaft ist nach wie vor geprägt von klassischen Industriekonzernen, während sich in den USA die IT-Industrie zur Leitbranche entwickelt hat. Und auch in Asien entsteht ein starker und dynamischer IT-Sektor“, stellt Barth fest. Er führt die Entwicklung in den USA und Asien auch auf die höhere Risikobereitschaft amerikanischer und asiatischer Unternehmensgründer und die hohe gesellschaftliche Akzeptanz des Unternehmertums zurück.

Die relativ geringe Bedeutung des IT-Sektors könnte in Europa zum Problem werden: „Die Digitalisierung schreitet in großen Schritten voran – und derzeit werden die Regeln in erster Linie von amerikanischen und asiatischen IT-Konzernen gemacht. Die klassischen Industriekonzerne stehen unter erheblichem Druck, zum einen ihre internen Prozesse und die Produktion stärker zu digitalisieren, aber auch darüber nachzudenken, wie ihre Produkte in die digitale Welt passen“, so Barth.

Er ist allerdings zuversichtlich, dass gerade deutsche Industrieunternehmen mittelfristig zu den Gewinnern der Digitalisierung gehören werden: „Die Digitalisierung birgt gerade für Deutschland enorme Potenziale. In Deutschland produzierende Unternehmen werden in den kommenden Jahren die immer engere Verzahnung der industriellen Produktion mit den IT-Systemen vorantreiben, um Produktivitätsfortschritte und Kostenvorteile zu erzielen und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Industrie 4.0 bietet also erhebliche Chancen: Industrieunternehmen, die die Digitalisierung verstehen und sie konsequent für ihre Produktion umsetzen, können die Art und Weise, wie in Zukunft produziert wird, entscheidend prägen und damit weltweit konkurrenzfähig sein.“

Europa und Asien holen gegenüber den USA leicht auf

Trotz der US-Dominanz in der boomenden IT-Branche: Der Börsenwert der US-Konzerne insgesamt entwickelte sich in der ersten Jahreshälfte etwas schlechter als der der europäischen und asiatischen Konkurrenz. Während 75 Prozent der zurzeit in den Top 300 gelisteten US-Unternehmen ihren Börsenwert seit Jahresbeginn steigern konnten, gelang dies immerhin 83 Prozent der europäischen und sogar 88 Prozent der asiatischen Topkonzerne.

Die US-Unternehmen verzeichneten im ersten Halbjahr einen Wertzuwachs von neun Prozent, der Gesamtwert der europäischen Unternehmen im Ranking stieg hingegen um zwölf Prozent. Die asiatischen Unternehmen konnten beim Börsenwert sogar um 19 Prozent zulegen. Nach wie vor dominieren aber US-Konzerne die Weltbörsen: Von den 100 wertvollsten Unternehmen haben 54 ihren Sitz in den USA – zu Jahresbeginn waren es noch 57. Europa ist mit 23 Unternehmen vertreten (Jahresbeginn: 23), Asien mit 22 (19).

„Europa ist stärker, als das Börsenranking suggeriert“, betont Barth: „Zum einen gewinnt die europäische Wirtschaft zurzeit an Fahrt, zum anderen haben wir in Europa eine industrielle Basis, die man beispielsweise in den USA vergeblich sucht. Wir befinden uns in einer Umbruchphase: Derzeit belohnen die Börsen eher die Angreifer und ihre disruptiven Geschäftsideen. Aber auch in der digitalisierten Wirtschaft der Zukunft werden produzierende Unternehmen mit Hightech-Kompetenz gebraucht, und hier kann Europa – und vor allem Deutschland – punkten“.

Die deutschen Topkonzerne konnten im ersten Halbjahr im internationalen Vergleich nicht an Gewicht gewinnen: Aktuell können sich wie vor einem Jahr vier deutsche Unternehmen im Top-100-Ranking platzieren – zu Jahresbeginn waren es hingegen sechs. Im Länderranking belegt Deutschland derzeit den sechsten Platz – hinter den USA, China, Großbritannien, Frankreich und Japan.

(Pressemitteilung EY vom 02.07.2017)


Redaktion

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