Fast jedes fünfte Unternehmen in Deutschland ist von seiner Bank mit Negativzinsen auf Einlagen konfrontiert worden. Das hat das ifo Institut in einer Umfrage unter 4.000 Firmen aus Industrie, Bau, Handel und Dienstleistungen ermittelt.
Mittlere und große Unternehmen waren deutlich häufiger von der EZB-Niedrigzinspolitik betroffen als kleine Unternehmen. Auch regional gibt es große Unterschiede: Am stärksten betroffen sind Firmen in Sachsen, Bayern und Thüringen. Am wenigsten betroffen waren kleinen Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern (10 Prozent). Bei den mittleren Unternehmen lag dieser Wert bei 26 Prozent und bei großen Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeitern bei 29 Prozent.
Wie reagieren Unternehmen?
Die Unternehmen versuchen mehrheitlich, die Negativzinsen zu umgehen. Die häufigsten Reaktionen hierbei sind Verhandlungen mit der Bank sowie ein Wechsel zu einer Bank, die noch keine negativen Zinsen auf Einlagen erhebt. Auch Umschichtungen zwischen Finanzanlagen oder Unternehmensteilen sowie eine Erhöhung der Investitionstätigkeit kamen oft vor. „Insbesondere letztere Reaktion ist aus volkswirtschaftlicher Perspektive interessant, da sie nicht nur monetäre, sondern auch realwirtschaftliche Auswirkungen hat“, erklärt Christa Hainz, eine der Co-Autorinnen der Studie.
Verschiedene Strategien bei Negativzinsen
Negativzinsen drohten demnach 18,9 Prozent der Unternehmen. 48,9 Prozent der Firmen begannen daraufhin Verhandlungen mit der Bank. 36 Prozent der Firmen wechselten zu einer Bank, die keine Negativzinsen erhebt. 30 Prozent schichteten in andere Finanzanlagen um oder zahlten Kredite zurück, 29 Prozent schichteten Geld innerhalb des Unternehmens um. Ihre Investitionen erhöht oder vorgezogen haben 11 Prozent. Negativzinsen akzeptiert haben nur 8 Prozent. Die Bargeldhaltung erhöht haben 4 Prozent. Die Ertragslage stark beeinflusst haben Negativzinsen in 8 Prozent der Firmen, weniger stark bei 39 Prozent und bei 53 Prozent unwesentlich oder gar nicht.
(ifo Institut, PM vom 09.08.2017/ Viola C. Didier)