23.08.2017

Deutsche Autokonzerne beim Gewinn Weltspitze

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Die deutschen Automobilhersteller haben im ersten Halbjahr ihren Gewinn zusammen um 40 Prozent gesteigert. Volkswagen erzielte den höchsten Halbjahresgewinn unter den weltweit größten Herstellern, BMW die höchste Marge.

Die deutschen Automobilhersteller haben im ersten Halbjahr ihren Gewinn zusammen um 40 Prozent gesteigert. Volkswagen erzielte den höchsten Halbjahresgewinn unter den weltweit größten Herstellern, BMW die höchste Marge.

Dank eines Gewinnwachstums von zusammen 40 Prozent konnten die drei deutschen Autokonzerne im ersten Halbjahr ihre weltweite Spitzenposition in punkto Profitabilität verteidigen: Mit operativen Margen von 11,3 Prozent, 9,7 Prozent und 7,7 Prozent belegen BMW, Daimler und Volkswagen im ersten Halbjahr die Positionen eins, drei und fünf im Ranking der weltweit margenstärksten Autokonzerne. Im reinen Automobilgeschäft liegt Daimler mit einer Marge von 10,2 Prozent vor BMW (9,4 Prozent).

Und auch bei der absoluten Höhe des erwirtschafteten Gewinns schaffen es alle drei Unternehmen unter die weltweiten Top 5: Volkswagen erzielte mit 8,9 Milliarden Euro den höchsten Gewinn und konnte damit Toyota knapp hinter sich lassen. Daimler und BMW folgen mit 7,8 bzw. 5,7 Milliarden Euro auf den Plätzen drei und fünf.

Der weltweite Pkw-Absatz aller untersuchten Konzerne stieg im ersten Halbjahr nur noch leicht – um 1,5 Prozent. Im zweiten Quartal lag das Plus sogar nur noch bei 0,6 Prozent. Im Jahr 2016 hatte das Wachstum noch bei 2,5 Prozent gelegen – die weltweite Autokonjunktur verliert also an Kraft. Die deutschen Autobauer konnten ihren Absatz im ersten Halbjahr dank ihres starken Wachstums in China überdurchschnittlich stark – um 3,3 Prozent – steigern.

Das sind Ergebnisse einer Analyse der Finanz- und Absatzkennzahlen der 16 größten Autokonzerne der Welt, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) quartalsweise erstellt.

„Auf dem Heimatmarkt bekommen die deutschen Autokonzerne derzeit kräftig Gegenwind – weltweit läuft es bei ihnen im operativen Geschäft aber weiter gut bis hervorragend“, stellt Peter Fuß, Partner bei EY, fest. „Die Gewinnsituation hat sich unterm Strich im Vergleich zum Vorjahr nochmal deutlich verbessert, die Margen sind bei allen drei Konzernen inzwischen wieder überdurchschnittlich hoch.“

Allerdings verliere der weltweite Pkw-Markt spürbar an Dynamik, so Fuß: „Das Wachstum schwächt sich zusehends ab, weil der US-Markt schwächelt, China einen Gang zurückschaltet und auch in Europa die Aufholjagd nach der Krise weitgehend vorbei ist“, stellt Fuß fest.

Deutsche Autokonzerne wachsen vor allem in China

Mit einem Plus von zusammen acht Prozent konnten die deutschen Autokonzerne in China im zweiten Quartal bei einem stagnierenden Gesamtmarkt überdurchschnittlich stark wachsen. Entsprechend hoch ist inzwischen allerdings auch die Abhängigkeit der deutschen Autobauer vom chinesischen Markt: Von den weltweit 3,8 Millionen verkauften Neuwagen entfielen immerhin 1,2 Millionen auf das Reich der Mitte – das entspricht einem Anteil von 32,4 Prozent; im Vorjahresquartal lag der Anteil bei 30,9 Prozent.

Die größte Bedeutung hat China für den Volkswagenkonzern, der im zweiten Quartal 37 Prozent seiner Neuwagen in China verkaufte (BMW: 24 Prozent; Daimler: 22 Prozent).

Der chinesische Markt berge allerdings auch Risiken, wie auch die deutschen Autokonzerne in den vergangenen Jahren immer wieder erfahren mussten, so Fuß: „In China wachsen die Bäume nicht mehr in den Himmel, der Markt wird immer anspruchsvoller. Vor allem die immer noch drohende Quote für Elektroautos könnte sich noch als erhebliche Herausforderung erweisen.“

Auch in Europa haben sich die Perspektiven zuletzt stark eingetrübt: Im zweiten Quartal stagnierte der Gesamtabsatz der drei deutschen Autokonzerne auf dem Absatzmarkt Westeuropa: „In Europa flacht das Wachstum ab, insbesondere Großbritannien – der zweitgrößte Absatzmarkt – entwickelt sich zum Sorgenkind. Hier sackte der Absatz im Juli um neun Prozent ab. Zudem gehen auch die Wachstumsraten in Spanien und Italien spürbar zurück, während es in Deutschland kaum noch Luft nach oben gibt.“

Bereits den Rückwärtsgang eingelegt hat der US-Markt, der nach einem siebenjährigen Wachstum nun offenbar den Zenit überschritten hat: Die Verkäufe aller untersuchten Hersteller in den USA sanken im zweiten Quartal um 3,4 Prozent, die deutschen Konzerne büßten 2,3 Prozent ein.

Gewinne rauf, Aktienkurse runter?

Die insgesamt gute operative Entwicklung der deutschen Autokonzerne wurde zuletzt an den Kapitalmärkten kaum positiv zur Kenntnis genommen – seit Jahresbeginn legte der Börsenwert von BMW nur um ein Prozent zu, bei Daimler ging die Marktkapitalisierung sogar um fünf Prozent zurück. Einzig Volkswagen konnte den Börsenwert seit Jahresbeginn nennenswert erhöhen – um sechs Prozent. Im Ranking der wertvollsten Autokonzerne der Welt belegten die drei deutschen Autokonzerne damit die Plätze zwei, drei und vier – Toyota bleibt mit einer Marktkapitalisierung von 168 Milliarden US-Dollar mit großem Abstand die Nummer eins und ist mehr wert als Daimler und Volkswagen zusammen.

Fuß sieht für die deutschen Autokonzerne derzeit vor allem zwei Herausforderungen: „Der Diesel hat ein massives Image-Problem, die Absatzzahlen sinken deutlich. Damit geraten die Hersteller unter zusätzlichen Druck, die von der EU gesetzten Emissionsziele ab 2020 zu erreichen – andernfalls drohen hohe Strafzahlungen. Jetzt gilt es, die rückläufigen Verkäufe von Diesel-Modellen durch ein Plus bei Benzin- und Elektro- bzw. Hybridmodellen aufzufangen.“ Fuß rechnet damit, dass die Marktanteilsverluste des Diesel-Antriebs nun für zusätzlichen Schub beim Umstieg auf Plug-in-Hybride und reine Elektroantriebe sorgen werden – und hier stehen die deutschen Autokonzerne vor einer noch größeren Herausforderung: „Die deutsche Autoindustrie muss noch den Nachweis erbringen, dass sie die Führungsrolle, die sie sich im Zeitalter des Verbrennungsmotors erarbeitet hat, mittelfristig verteidigen kann, wenn Elektromobilität und datenbasierte Mobilitätsgeschäftsmodelle die Branche prägen werden. Denn es ist längst keine Frage mehr, ob, sondern wann der Verbrennungsmotor am Ende ist.“

(Pressemitteilung EY vom 23.08.2014)


Redaktion

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