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06.08.2018

M&A-Markt in Österreich pendelt sich auf Rekordhöhe ein

Autokonzerne auf der Überholspur

Corporate Finance

Das Hoch auf dem österreichischen Transaktionsmarkt hat auch im ersten Halbjahr 2018 angehalten: Die Anzahl der Übernahmen mit österreichischer Beteiligung blieb mit 178 Deals im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (183) nahezu auf dem gleich hohen Niveau, so der aktuelle EY M&A-Index für Österreich. Einen erheblichen Anstieg gab es laut EY bei den Transaktionswerten, die auf ein neues Hoch kletterten: Insgesamt flossen bei den 178 Unternehmenskäufen rund 5 Mrd. EUR, 2017 waren es 2,9 Mrd. EUR – das bedeutet nahezu eine Verdoppelung und das höchste Deal-Volumen im ersten Halbjahr seit 2012.

Mehr als die Hälfte – rund 2,6 Mrd. EUR – der Transaktionswerte entfielen alleine auf die zwei größten Deals des Jahres, die im Automobil-Sektor bzw. im Bereich Öl und Gas stattfanden: Für die Übernahme des Wieselburger Scheinwerfer-Spezialisten ZKW zahlte der koreanische Elektronik-Riese LG rund 1,4 Mrd. EUR. Die OMV zahlte für 20% an den Konzessionen für zwei Offshore-Ölfelder der Abu Dhabi National Oil Company rund 1,2 Mrd. EUR. Komplettiert werden die Top-3 der Deals des ersten Halbjahres durch den Kauf des US-Unternehmens Xerium Technologies um rund 650 Mio. EUR durch Andritz.

Niedrigzinsumfeld und Neuausrichtung von Geschäftsmodellen als Markttreiber

Der österreichische Transaktionsmarkt verzeichnete in den letzten drei Jahren ein reges Treiben und hat sich auf einem hohen Niveau eingependelt, so die Autoren der Studie. Das erste Halbjahr 2018 brachte speziell aufgrund zweier Megadeals mit einem Volumen von mehr als 1 Mrd. EUR den höchsten Transaktionswert seit sechs Jahren. Die Marktentwicklung ist laut der Experten weiterhin durch zwei zentrale Trends gekennzeichnet: Das anhaltende Niedrigzinsumfeld und die Neuausrichtung von Geschäftsmodellen aufgrund des digitalen Wandels. Die niedrigen Zinsen hätten große Transaktionen im Immobiliensektor angetrieben, durch die Neuausrichtung von Geschäftsmodellen sei das Interesse an heimischen Industrie- und Technologieunternehmen weiter gestiegen. In beiden Bereichen würden sich Investoren gezielt einzelne Perlen als Übernahmeziele herauspicken und dafür auch viel Geld in die Hand nehmen, stellen die Experten von EY Österreich fest.

Für das Gesamtjahr 2018 erwarten die Experten eine ähnliche, wenn auch im Vergleich zum Jahr 2017 leicht abgeschwächte, Entwicklung der Anzahl an Transaktionen: Die aktuellen Marktaktivitäten würden darauf schließen lassen, dass es auch in der zweiten Jahreshälfte einige Übernahmen geben wird, darunter auch den ein oder anderen Megadeal im Industriebereich. Aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsniveaus und der hohen Liquidität im Markt suchen Investoren weiterhin intensiv nach renditeträchtigen Anlagen und attraktiven Übernahmezielen. Befeuert werde diese Entwicklung durch die Neuvermessung von Geschäftsmodellen, die momentan in den meisten Unternehmen ganz oben auf der To-do-Liste stehe. Immer mehr Unternehmen würden Geschäftsfelder abstoßen oder sich ganz gezielt mit Spezialisten verstärken, um ihr Know-how zu stärken und an Profil zu gewinnen, so die Studienautoren.

Österreichs Unternehmen schlagen häufiger im Ausland zu

Österreichische Investoren setzten im 1. Halbjahr 2018 zur Verfolgung ihrer Wachstumsziele verstärkt auf Zukäufe jenseits der Landesgrenzen: Die Anzahl der Übernahmen von ausländischen Unternehmen („Outbound“) stieg um elf Transaktionen auf 76 (+17%). Weniger im Fokus standen für sie hingegen heimische Unternehmen („Domestic“), hier sank die Zahl der Übernahmen von 49 auf 36 (-27%). Bei Zukäufen ausländischer Investoren in Österreich („Inbound“) gab es einen leichten Rückgang von 69 auf 66 (-5%).

Ganz oben auf der Einkaufsliste heimischer Investoren standen im 1. Halbjahr wieder Unternehmen aus Deutschland: 30 Deals – rund 40 Prozent aller Transaktionen – tätigten sie im Nachbarland. Dahinter folgen Polen (6 Transaktionen) und Tschechien (5).

Im Gegenzug wurden ebenfalls deutsche Unternehmen auf der Suche nach attraktiven Übernahmezielen häufig in Österreich fündig: Fast ein Drittel (27%) aller Transaktionen – insgesamt 18 Deals – geht auf das Konto deutscher Investoren. Dahinter folgen Investoren aus Großbritannien (5 Deals) sowie Frankreich, Schweden und die USA (je 4).

Immobilien- und Industriesektor bleiben attraktivste Ziele für Übernahmen
Die stärkste M&A-Aktivität verzeichnete erneut der Immobiliensektor, gleichauf mit der Industrie: Je 42 Transaktionen – insgesamt rund die Hälfte aller Deals – entfielen im ersten Halbjahr 2018 auf Übernahmen von Immobilien- und Industrieunternehmen. Das Deal-Volumen war im Immobilienbereich mit rund 800 Mio. EUR etwas höher als im Industriesektor mit 600 Mio. EUR.

Bei der Höhe der Volumina ließ sich im ersten Halbjahr 2018 eine Rückkehr zur „Old Economy“ feststellen: Die höchsten Transaktionswerte (1,4 Mrd. EUR) entfielen auf den Automobilsektor, gefolgt vom Öl- und Gassektor (1,2 Mrd. EUR). In beiden Fällen war dafür aber eine einzige Milliardentransaktion ausschlaggebend: Der Kauf von ZKW durch LG und der Einstieg der OMV in zwei Offshore-Ölfelder der Abu Dhabi National Oil Company.

Technologieunternehmen rücken stärker in den Fokus

Einen deutlichen Aufschwung am Transaktionsmarkt gab es laut des EY M&A-Index für Österreich außerdem im Technologiebereich, der die drittmeisten Deals verzeichnet: Insgesamt wurden dort 36 M&A-Transaktionen gezählt. Die schon 2017 hohe M&A-Aktivität im Technologiesektor hat sich auch 2018 fortgesetzt und wird in den nächsten Jahren weiter steigen.

Leichter Anstieg bei M&A-Aktivitäten von Finanzinvestoren in Österreich

Einen leichten Anstieg gab es im ersten Halbjahr 2018 bei Transaktionen von Finanzinvestoren in Österreich – von 9 auf 14. Insgesamt bleiben diese Transaktionen aber weiterhin die Ausnahme, strategische Investoren geben nach wie vor klar den Ton an: Bei 92% aller Übernahmen waren Unternehmen, die ihr eigenes Geschäftsmodell stärken oder neue Geschäftsfelder erschließen wollen, die Käufer. Die Anzahl der Deals dieser strategischen Investoren sank jedoch leicht von 174 auf 164.

Transaktionen mit der Beteiligung von Finanzinvestoren spielen in Österreich jedoch nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Nach Einschätzung der Experten gebe es derzeit in Österreich de facto keinen lebendigen Private Equity-Markt. Das zaghafte Aufblühen vor mehr als zehn Jahren endete mit dem regulatorisch bedingten Ausstieg der Banken als Sponsoren von Fonds. Diese Lücke würden mittlerweile Investoren aus Deutschland oder auch England füllen, die den Markt laufend beobachten und sich immer wieder bei Transaktionen positionieren. Für den weiteren Jahresverlauf 2018 erwarten die EY-Experten deshalb noch den einen oder anderen großen Deal mit internationaler Beteiligung.

Den Download EY M&A-Index Österreich finden Sie hier zum Download.

(Pressemitteilung EY vom 26.07.2018)


Redaktion

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