24.07.2019

Fondsanbieter in Deutschland unter Druck

Beitrag mit Bild

© Coloures-pic/fotolia.com

Die Fondsgesellschaften in Deutschland erleben eine Trendwende. Die verwalteten Anlagegelder (Assets under Management, AuM) gingen im vergangenen Jahr erstmals nach Jahren des rasanten Wachstums leicht zurück: von 3.130 Mrd. auf 3.079 Mrd. Euro. Sowohl die verwalteten Gelder von privaten als auch institutionellen Kunden sanken.

Privatkunden trugen 1,1 Mrd. Euro und Institutionelle 2,0 Mrd. Euro zum Gesamtvolumen bei. Die AuM der institutionellen Kunden blieben konstant: Zwar flossen 3% neue Mittel zu, doch betrugen die Wertverluste an den Märkten ebenfalls 3%, was sich unterm Strich ausglich. Bei den Privatkunden war die Bilanz negativ: 2% frischen Mitteln standen 6% Wertverlust gegenüber, sodass am Ende die verwalteten Gelder um 4% abnahmen. Dies sind zentrale Ergebnisse einer neuen McKinsey-Analyse des deutschen Asset-Management-Markts. 

Philipp Koch, McKinsey-Seniorpartner in München und Leiter der Beratung von Banken und Asset Management: „Nicht nur die Volumina sind zurückgegangen, auch die Ertragslage der Fondsanbieter selber steht unter Druck.“ 2017 hatten die deutschen Anbieter noch branchenweit 3,3 Mrd. Euro verdient, 2018 waren es nur noch 2,8 Mrd. Euro. Die Betriebsgewinnmarge der Gesellschaften sank auf 14,6 Basispunkte (das sind 0,146 Prozenzpunkte des investierten Vermögens). Zum Vergleich: Im Jahr zuvor hatte die Marge noch 18,3 Basispunkte betragen, im Rekordjahr 2013 sogar 19,6 Basispunkte. „Die Tendenz sollte die Anbieter nachdenklich stimmen. Zwar haben sie ihre Kostenquote im Durchschnitt in den vergangenen zehn Jahren von 22,1 auf 19,9 Basispunkte gesenkt, aber die Ertragsmarge sinkt schneller als die Kostenmarge.“ 

Institutionelle Anleger setzen stärker auf Aktien als private

In der Auswahl der Anlagekategorien unterscheiden sich private und geschäftliche Investoren deutlich: Während bei den Institutionellen aktiv (von einem Manager) betreute Rentenfonds mit 25,2 Mrd. Euro frischen Mitteln und alternative Investments (Immobilien, Unternehmensbeteiligungen und ähnliche) mit 18,4 Mrd. Euro die Favoriten waren, setzten die Privaten angesichts der Börsenturbulenzen vor allem auf Mischfonds (20,3 Mrd. Euro Zuflüsse). Auffällig: Privatanleger mieden Aktienfonds weitgehend (0,7 Mrd. Euro Zuflüsse), während die Institutionellen der Börse treu blieben (9,5 Mrd. Euro). McKinsey-Partner Philipp Koch: „In unsicheren Zeiten suchen alle Anleger wieder vermehrt nach der Expertise erfahrener Fondsmanager – der Boom der reinen Indexfonds hat in Deutschland im vergangenen Jahr tatsächlich nachgelassen.“

Globale Trends

Weltweit gingen 2018 die in allen Sparten die Anlagebeträge im Asset Management um 0,8% auf umgerechnet 79, 3 Billionen Euro zurück. Zwar stiegen die Nettozuflüsse um 1,8%, doch wurde dies von einem negativen Kapitalmarkteffekt (-2,5%) überkompensiert. „Schaut man sich die längerfristige Entwicklung seit 2014 an, dann kamen zwei Drittel der weltweit frisch angelegten Mittel aus China und Westeuropa“, sagt Koch. In Zahlen: In den vergangenen fünf Jahren flossen 11,2 Billionen Euro neu ins Asset Management, davon 4,7 Billionen in China und 3,0 Billionen in Westeuropa. 

(Pressemitteilung McKinsey vom 24.07.2019)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

murrstock/123rf.com

23.12.2024

Börsengänge: USA und Europa retten IPO-Jahr 2024

Auch im vierten Quartal 2024 war der globale IPO-Markt von sehr divergenten Entwicklungen geprägt: Insgesamt gingen in Q4 weltweit zwar nur 343 Unternehmen an die Börse – 7 % weniger als im Vergleichsquartal des Vorjahres 2023 (368). Hingegen stieg das Emissionsvolumen um 70 % auf 43 Milliarden US-Dollar. Auf das Gesamtjahr bezogen ergibt sich ein ähnliches Bild:

Börsengänge: USA und Europa retten IPO-Jahr 2024
Meldung

©designer491/fotolia.com

19.12.2024

Globaler M&A-Markt nähert sich 3,5 Billionen US-Dollar

Der M&A-Markt schließt das Jahr ab, wie es begonnen hat: mit der Hoffnung, dass sich der Stillstand zwischen Käufern und Verkäufern auflöst. Viele Dealmaker haben 2024 ihre Strategien behutsam neu ausgerichtet, um sich an die neuen Realitäten höherer Zinssätze und einer verschärften Regulatorik anzupassen. Das hat die Studie „Look Back at M&A in 2024: Dealmakers

Globaler M&A-Markt nähert sich 3,5 Billionen US-Dollar
Meldung

©pitinan/123rf.com

19.12.2024

Wenig Zustimmung für geplantes Verbrennerverbot

Viele Menschen in Deutschland sind bislang wenig offen für die Antriebswende: Weniger als die Hälfte (40%) unterstützt das geplante EU-Verbrennerverbot ab 2035. 36 % der Verbraucher:innen bewertet dagegen die Entscheidung, ab 2035 keine CO2-emittierende Neufahrzeuge mehr zu verkaufen, als schlecht oder sehr schlecht. Die verbleibenden 24 % verstehen sich als neutral, wie eine aktuelle repräsentative Befragung von

Wenig Zustimmung für geplantes Verbrennerverbot

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank