• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • US-Konzerne erhöhen Innovationsausgaben doppelt so stark wie europäische Unternehmen

08.08.2019

US-Konzerne erhöhen Innovationsausgaben doppelt so stark wie europäische Unternehmen

Beitrag mit Bild

© vege/fotolia.com

Weltweit erhöhen Großkonzerne ihre Innovationsbudgets, um sich vom Wettbewerb abzusetzen und die Digitalisierung voranzutreiben. Nachdem die 500 Unternehmen mit den weltweit höchsten Ausgaben für Forschung und Entwicklung ihre Innovationsausgaben im Jahr 2017 bereits um sechs Prozent erhöht hatten, stockten sie die entsprechenden Budgets im Jahr 2018 sogar um zehn Prozent auf. Insgesamt investierten die Unternehmen im vergangenen Jahr 606 Milliarden Euro.

Am stärksten – um 23 Prozent – steigerten die chinesischen Konzerne ihre Ausgaben. Überdurchschnittlich stark erhöhten auch die US-amerikanischen Top-Konzerne die Investitionen: Um zwölf Prozent kletterten die Ausgaben für Forschung und Entwicklung bei den 140 US-amerikanischen Unternehmen im Ranking. Hauptgrund für diesen starken Anstieg ist die hohe Investitionsbereitschaft der US-Digitalkonzerne: So erhöhte Amazon seine Innovationsausgaben um 27 Prozent auf umgerechnet 24,4 Milliarden Euro und belegt damit wie schon im Vorjahr Platz eins im Ranking der Unternehmen mit den weltweit höchsten Innovationsbudgets.

Auf Platz zwei liegt unverändert die Google-Muttergesellschaft Alphabet mit 18,2 Milliarden Euro vor dem südkoreanischen Elektronik-Konzern Samsung (14,4 Milliarden Euro) und Microsoft (12,5 Milliarden Euro). Alle drei Unternehmen verzeichneten zweistellige Steigerungsraten ihrer F&E-Ausgaben.

Neben den IT-Riesen können sich vor allem Pharmakonzerne im Top-10-Ranking platzieren: Roche, Johnson & Johnson und AbbVie auf den Rängen acht bis zehn. Als einziges klassisches Industrieunternehmen belegt Volkswagen im Ranking den fünften Platz – der Wolfsburger Autokonzern ist mit Ausgaben von 12,1 Milliarden Euro zugleich Europas größter F&E-Investor.

Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, für die die weltweit 500 börsennotierten Unternehmen mit den größten F&E-Budgets untersucht wurden.

„Die Digitalisierung hat einen Investitionsboom ausgelöst, der stetig an Dynamik gewinnt“, beobachtet Alexander Kron, Mitglied der Geschäftsführung bei EY und Managing Partner Advisory Services. „Es wird immer klarer, dass die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen zunehmend von ihrer technologischen Leistungsfähigkeit und Innovationskraft bestimmt wird – und dass auch Anleger und Investoren immer größeren Wert auf diese Faktoren legen. Es ist in vielen Branchen ein Wettlauf um Innovationen und technologische Führerschaft entbrannt.“ Als hilfreich erweise sich dabei die weltweit gute Konjunkturentwicklung, die zu steigenden Umsätzen und Gewinnen führe, so Kron. Im vergangenen Jahr stiegen die Umsätze der analysierten Unternehmen um 10 Prozent, der operative Gewinn legte sogar um 15 Prozent zu. Die F&E-Quote – also der Anteil der Forschungsausgaben am Umsatz – verharrte daher bei 5,2 Prozent.

US-Unternehmen steigern Innovationsausgaben doppelt so stark wie europäische

Den höchsten Anteil am Umsatz geben nach wie vor die nordamerikanischen Konzerne aus: Bei ihnen lag die F&E-Quote zuletzt bei 7,4 Prozent, die F&E-Ausgaben kletterten um 13 Prozent. Die europäischen Konzerne im Ranking gaben 5,0 Prozent ihres Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus, sie erhöhten ihre Ausgaben nicht einmal halb so stark wie die US-Konzerne – um sechs Prozent. Asiens Konzerne investierten neun Prozent mehr als im Vorjahr, die Quote betrug 4,0 Prozent.

„US-Unternehmen sind mehr denn je bei den Innovationsausgaben das Maß aller Dinge“, stellt Kron fest. „Nicht nur haben sieben der zehn Top-F&E-Investoren ihren Sitz in den USA, auch investieren US-Konzerne im Durchschnitt deutlich mehr als ihre Wettbewerber in Asien und Europa. Und gleichzeitig erzielen sie deutlich höhere Margen und Gewinnsteigerungen“.

Vor allem an der Spitze des Rankings zeigt sich, wie stark sich die USA und Europa derzeit auseinanderentwickeln. So betrugen die F&E-Ausgaben der fünf größten Investoren mit Sitz in den USA insgesamt knapp 79 Milliarden Euro, die fünf größten europäischen Konzerne gaben nur 43 Milliarden Euro aus. Und während bei den fünf Top-US-Konzernen die Ausgaben um insgesamt 21 Prozent zulegten, stiegen sie bei den Top-Investoren Europas um gerade einmal sieben Prozent. „Europa hat derzeit Probleme, den Anschluss zu halten“, beobachtet Kron. „Die US-Konzerne profitieren von einer guten Konjunktur, sie erwirtschaften höhere Gewinne und können mehr für Innovationen ausgeben. Europas Konzerne leiden hingegen unter einer schwächelnden Konjunktur auf dem Heimatmarkt sowie den internationalen Handelsstreitigkeiten.“

Kron sieht das Zurückfallen der europäischen Unternehmen bei Umsatz, Gewinn und Investitionen mit Sorge: „Zwar sind hohe Innovationsausgaben nicht gleichbedeutend mit Innovationskraft oder gar Markterfolg. Die Studienergebnisse zeigen aber, dass bei den führenden US-Konzernen insgesamt eine höhere Bereitschaft besteht, richtig viel Geld in die Hand zu nehmen, um im Wettbewerb um technologische Führerschaft ganz vorne zu sein und echte Innovationssprünge zu erzielen. Wer hingegen wenig investiert, darf auch keine großen Durchbrüche erwarten“, warnt Kron.

Deutsche Unternehmen erhöhen F&E-Ausgaben um neun Prozent

Die höchstplatzierten deutschen Unternehmen im weltweiten F&E-Ranking sind Volkswagen (5. Platz), Daimler (Rang 18), Siemens (Rang 22), BMW (Rang 25) und Bayer (Rang 26). Insgesamt stieg das Innovationsbudget der 35 deutschen Unternehmen, die sich in der Liste der Top-500-Unternehmen platzieren, im vergangenen Jahr um neun Prozent auf 60 Milliarden Euro, neun Prozent mehr als im Vorjahr.

(Pressemitteilung EY vom 04.08.2019)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

©psdesign1/fotolia.com

08.05.2025

Geopolitik treibt deutsche CFOs zu mehr Investitionen im Inland

Die ökonomische und finanzielle Unsicherheit unter Finanzvorständen deutscher Unternehmen befindet sich derzeit auf einem Allzeithoch und beeinflusst ihre Planungen deutlich. Nach den US-Zollankündigungen vom 02.04.2025 sehen 80 % der teilnehmenden Chief Financial Officers (CFO) mittelfristig ihren Investitionsschwerpunkt in Deutschland, vor dem 02.04.2025 lag ihr Anteil bei 73 %, wie der CFO Survey von Deloitte zeigt. Für die

Geopolitik treibt deutsche CFOs zu mehr Investitionen im Inland
Meldung

©tstockwerkfotodesign/de.123rf.com

07.05.2025

Einfluss von Finanzintermediation auf die grüne Transformation

Es ist fraglich, ob der Finanzsektor die Erreichung der Klimaziele schon ausreichend unterstützt. Unklar ist vor allem, über welche Kanäle er am besten zu einer nachhaltigen Transformation der Wirtschaft beitragen kann. Das Projekt Green Financial Intermediation – From Demand to Impact (INTERACT), das das ZEW Mannheim gemeinsam mit dem ifo Institut durchführt, untersucht, wie der

Einfluss von Finanzintermediation auf die grüne Transformation
Meldung

©alfaphoto/123rf.com

06.05.2025

US-Politik belastet Aussichten für deutschen Wagniskapitalmarkt

Die vor allem von den USA ausgehende große wirtschaftspolitische Unsicherheit macht auch vor dem deutschen Markt für Wagniskapital (Venture Capital, VC) nicht halt. Dennoch legte der Geschäftsklimaindikator für den VC-Markt im ersten Quartal 2025 leicht um 2,0 Punkte zu. Mit einem Stand von minus 2,1 Punkten rangiert der Indikator aber weiterhin knapp unter dem langjährigen

US-Politik belastet Aussichten für deutschen Wagniskapitalmarkt

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank