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02.03.2020

Deutsche Banken setzen auf Digitalisierung und schließen weiter Filialen

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© beermedia.de/fotolia.com

Die Banken stehen in Deutschland in Folge des anhaltenden Zinstiefs unter enormen Druck. Sinkende Margen, eine schwächere Kapitalrentabilität und eine gleichzeitig stark gestiegene Regulierung erhöhen den Handlungsbedarf für die Finanzinstitute. Gleichzeitig müssen sie in Sachen Digitalisierung nachlegen. Das geht aus der Kreditmarktstudie 2020 der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervor, für die 127 Banken und Sparkassen befragt wurden.

Innovative Fintechs entwickeln sich derzeit mit ihren Dienstleistungen zu einer ernsthaften Konkurrenz für die Geldinstitute. So fühlen sich 76% der befragten Banken durch internetbasierte Zahlungssysteme bedroht. Eine Gefahr sehen 63% auch in digitalen Marktplätzen und 54% im Open Banking, also dem Öffnen von Banken und dem Teilen von Daten durch die Einführung der Zahlungsdiensterichtlinie PSD2. Sie bedeutet einen radikalen Schnitt, da Banken bestimmte Kundendaten der Konkurrenz zur Verfügung stellen müssen. Neue Wettbewerber drohen somit den Banken Kunden abspenstig zu machen, wie 60% der befragten Geldhäuser befürchten.

Digitalisierung als Chance sehen

Ein Großteil der Banken sieht laut der Studie in der Digitalisierung noch zu sehr eine Bedrohung und vernachlässigt den Blick auf das große Potenzial. Nach Aussage der Studienautoren verfügen die Banken über einen immensen Schatz an Daten über ihre Kunden, die sie an unterschiedlichen Stellen erfassen und speichern, aber noch nicht umfassend auswerten und nutzen. So könnten die Banken mit Hilfe dieser Daten maßgeschneiderte Produkte entwickeln. Dank der Digitalisierung könnten die Geldhäuser auch die Qualität des Risikomanagements erhöhen. So würden sich z.B. mit Hilfe der künstlichen Intelligenz die Bonitätsprüfung und Kreditvergabe verbessern lassen. In einem durch Wandel geprägten Umfeld bietet die Digitalisierung enorme Chancen und kann so einen wichtigen Beitrag leisten, um Geschäftsmodelle anzupassen oder sogar neue zu entwickeln und die Wettbewerbsposition zu verbessern, betonen die Studienautoren.

Kosten senken und Position im Wettbewerb stärken

Eine große Mehrheit von 90% der befragten Banken nennt die Reduktion von Kosten als Hauptgrund für Investitionen in die Digitalisierung. Immerhin 85% wollen mit ihrer Hilfe aber auch ihre Wettbewerbsposition stärken und in den kommenden Jahren wachsen. Befragt danach, welche Bereiche besonders stark von der Digitalisierung betroffen sein werden, nennen neun von zehn deutschen Finanzinstituten das Privatkundengeschäft, gefolgt von den Wertpapierdienstleistungen mit 62%.

Digitalisierung ist kein Selbstläufer

Die Digitalisierung sei jedoch kein Selbstläufer. Um die Chancen auszuschöpfen, müssten Banken technologisch aufrüsten und das dazu notwendige Know-how im eigenen Haus bis in die Führungsetagen hinein etablieren. Damit verbunden ist ein Kulturwandel, stelle die Studienautoren fest. Richtig verstanden bedeute Digitalisierung weit mehr als nur eine weitere Automatisierung mit dem Ziel, die Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern.

Sinkende Ertragskraft versus kostspielige Investitionen

Solche Investitionen kosten aber viel Geld, die die Banken in Anbetracht ihrer sinkenden Ertragskraft nicht mehr so leicht finanzieren können. Immerhin 81% der befragten Banken sind der Meinung, dass sie mit höheren Erträgen aus dem Provisionsgeschäft die Digitalisierung finanzieren können. Fraglich bleibt, ob höhere Provisionen in einem für Banken schwierigen Umfeld überhaupt möglich sind. 69% sehen in geringeren Personalkosten und 50% in der Schließung von Filialen einen Weg, um die Investitionen zu finanzieren. Die Digitalisierung dürfte das Filialsterben weiter beschleunigen. Zum einen, weil immer mehr Prozesse online stattfinden. Zum anderen aber auch, weil die dafür erforderlichen Finanzmittel durch Einschnitte beim Filialnetz freigesetzt werden sollen, fassen die Studienautoren zusammen.

Die EY Kreditmarktstudie 2020 finden Sie hier zum Download.

(Pressemitteilung EY vom 02.03.2020)


Redaktion

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