• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Immobiliensegmente unterschiedlich von Coronakrise betroffen

31.03.2020

Immobiliensegmente unterschiedlich von Coronakrise betroffen

Beitrag mit Bild

© photo 5000 / fotolia.com

Die Stimmung am deutschen Immobilien-Investmentmarkt hat sich binnen kürzester Zeit deutlich verschlechtert: 76% der Immobilienunternehmen erwarten in diesem Jahr ein sinkendes Investitionsvolumen, Ende 2019 hatten nur 16% ein rückläufiges Volumen prognostiziert. Umgekehrt rechnen derzeit nur 4% mit einem steigenden Transaktionsvolumen – vor drei Monaten waren noch 14% optimistisch, so die Ergebnisse der Studie „Immobilien Trendbarometer März 2020“ von EY Real Estate.

Die aktuelle Coronakrise könnte laut der Analyse weitreichende Folgen für die Immobilienwirtschaft haben. Die Immobilienwirtschaft sei stark mit dem Finanzsystem und der Wirtschaft verwoben. Sollten sich etwa durch Mietausfälle eklatante Liquiditätsengpässe übertragen, so würden negative Auswirkungen drohen, die weit über die Immobilienmärkte selbst hinausgehen können.

Wohnen und Logistik mit geringsten negativen Auswirkungen

Wohn- und Logistikimmobilien kommen nach Meinung der Befragten am besten durch die Krise. Gerade letztere könnten kurzfristig durch den steigenden Lieferverkehr profitieren, weswegen ein Drittel der Umfrageteilnehmer in diesem Segment steigende Preise erwartet – 28% sehen hingegen eine rückläufige Preisentwicklung. Der Ausblick für das Wohnimmobiliensegment hat sich laut der Studie stärker eingetrübt: Vor drei Monaten hatten 55% der Marktteilnehmer weiter steigende Preise prognostiziert, inzwischen rechnen nur noch 16% mit einem steigenden Preisniveau. Umgekehrt ist der Anteil derer, die sinkende Preise erwarten, von vier auf 34% in die Höhe geschnellt. Immerhin: Die Hälfte der Befragten rechnet auch in der aktuellen Situation mit einem gleichbleibend – hohen – Preisniveau im Bereich Wohnimmobilien, so die Studienautoren.

Negativer Ausblick bei Büroimmobilien

Der recht positive Ausblick bei Büroimmobilien vom Jahresanfang hat sich der Analyse zufolge inzwischen umgekehrt: 73% erwarten nun sinkende Preise – nach 2% zu Jahresanfang. Noch stärkere Auswirkungen werden für Einzelhandelsimmobilien befürchtet: Aufgrund der notwendigen Schließungen steigt der Anteil derer, die sinkende Preise erwarten, von 38% auf 87%. Ein weiteres großes Sorgenkind ist das Hotelsegment: Zu Jahresbeginn waren insgesamt gleichbleibende Preise erwartet worden, nun rechnen 95% mit sinkenden Preisen.

Steuerliche Maßnahmen gegen gesamtwirtschaftliche Verwerfungen

Mittlerweile hat die Politik ein Bündel von Maßnahmen zur Milderung der Krise beschlossen, die auch die Immobilienwirtschaft betreffen, wie den verschärften Kündigungsschutz für Wohnungs- und Gewerbemieter, so die Studienautoren. Die Befragungsteilnehmer wünschen sich allerdings weitere Maßnahmen, insbesondere steuerrechtlicher Natur. Rund zwei Drittel der Befragten erhoffen sich Erleichterungen im Besteuerungs- sowie im Erhebungs- und Vollstreckungsverfahren. Etwa die Hälfte der Teilnehmer erachtet zudem einen vorübergehenden Verzicht auf die Erhebung von Lohn- und Umsatzsteuer als wertwolle sofortige Liquiditätsmaßnahmen.

Steuerliche Maßnahmen seien eine entscheidende Stellschraube, um auch kurzfristig Liquidität freizusetzen. Die ersten Maßnahmen der Regierung seien begrüßenswert, werden jedoch nicht ausreichen, um Verwerfungen zu vermeiden. Hier müsste genauso rasch wie bedacht nachgelegt werden, so die Forderung der Studienautoren.

Weniger Neubauten befürchtet – Finanzierungen restriktiver

Aufgrund der massiven Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft erwarten der Analyse zufolge fast 96% ein weiter anhaltendes Niedrigzinsumfeld. Mehr als 80% befürchten dennoch einen Rückgang von Neubauten. Neubauprojekte kommen jetzt auf den Prüfstand, stellen die Studienautoren fest. Viele Investoren würden jetzt abwarten, wie sich die Situation in einigen Monaten darstelle und welche Projekte dann noch Sinn machen würden. Mehr als die Hälfte der Befragten erwarten zudem verminderte Investitionen in Bestandsgebäude. Auch das Finanzierungsumfeld wird wohl rauer werden: So rechnen 75% der Teilnehmer mit restriktiveren Kreditvergaben und mehr als 70% sehen auch laufende Finanzierungen gefährdet.

Kollateralschäden für das Finanzsystem minimieren 

Der Studie zufolge ist die aktuelle Situation ein Drahtseilakt: Ohne Frage seien die akuten Hilfestellungen für Mieter notwendig und berechtigt. Das Augenmerk müsse jedoch auch darauf liegen, die Schäden für die Vermieter wenigstens so weit zu begrenzen, dass Kollateralschäden für das Finanzsystem minimiert würden. Ein positiver Aspekt der Situation: Fast 85% der Befragten erleben in Zeiten der Pandemie, dass der Büroalltag digitaler wird. Die Entwicklung zu Home-Office und Videokonferenz wird sich fortsetzen, so das Fazit der Studienautoren.

Das „Immobilien Trendbarometer März 2020“ finden Sie hier zum Download.

(Pressemitteilung EY vom 31.03.2020)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

©psdesign1/fotolia.com

08.05.2025

Geopolitik treibt deutsche CFOs zu mehr Investitionen im Inland

Die ökonomische und finanzielle Unsicherheit unter Finanzvorständen deutscher Unternehmen befindet sich derzeit auf einem Allzeithoch und beeinflusst ihre Planungen deutlich. Nach den US-Zollankündigungen vom 02.04.2025 sehen 80 % der teilnehmenden Chief Financial Officers (CFO) mittelfristig ihren Investitionsschwerpunkt in Deutschland, vor dem 02.04.2025 lag ihr Anteil bei 73 %, wie der CFO Survey von Deloitte zeigt. Für die

Geopolitik treibt deutsche CFOs zu mehr Investitionen im Inland
Meldung

©tstockwerkfotodesign/de.123rf.com

07.05.2025

Einfluss von Finanzintermediation auf die grüne Transformation

Es ist fraglich, ob der Finanzsektor die Erreichung der Klimaziele schon ausreichend unterstützt. Unklar ist vor allem, über welche Kanäle er am besten zu einer nachhaltigen Transformation der Wirtschaft beitragen kann. Das Projekt Green Financial Intermediation – From Demand to Impact (INTERACT), das das ZEW Mannheim gemeinsam mit dem ifo Institut durchführt, untersucht, wie der

Einfluss von Finanzintermediation auf die grüne Transformation
Meldung

©alfaphoto/123rf.com

06.05.2025

US-Politik belastet Aussichten für deutschen Wagniskapitalmarkt

Die vor allem von den USA ausgehende große wirtschaftspolitische Unsicherheit macht auch vor dem deutschen Markt für Wagniskapital (Venture Capital, VC) nicht halt. Dennoch legte der Geschäftsklimaindikator für den VC-Markt im ersten Quartal 2025 leicht um 2,0 Punkte zu. Mit einem Stand von minus 2,1 Punkten rangiert der Indikator aber weiterhin knapp unter dem langjährigen

US-Politik belastet Aussichten für deutschen Wagniskapitalmarkt

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank