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30.09.2022

Unternehmen in Europa arbeiten mit Hochdruck an der Lokalisierung ihrer Wertschöpfungsketten

Autokonzerne auf der Überholspur

©DenysRudyi/fotolia.com

Wie eine neue Studie zu Deglobalisierungstendenzen der Managementberatung Horváth zeigt, plant eine große Mehrheit der Unternehmen in Europa, ihre Wertschöpfungsketten in den jeweiligen Absatzmärkten stärker zu lokalisieren. Branchenübergreifend geben 85% der befragten Unternehmen an, ihre Strukturen von Produktion bis Vertrieb künftig stärker in den jeweiligen Absatzmärkten bündeln zu wollen (“local for local“). Von Unternehmen mit Standorten in China arbeiten mehr als 60% konkret daran, diese Aktivitäten schrittweise beziehungsweise teilweise zu verlagern. Als mögliche neue asiatische Fokusmärkte werden vor allem Indien und Japan gesehen, gefolgt von Singapur und Südkorea. Für die Studie wurden im August europaweit und branchenübergreifend 150 Topführungskräfte aus Unternehmen mit mindestens 200 Mio. € Jahresumsatz befragt.

Erschließung neuer Märkte überwiegend innerhalb Europas geplant

Geschäftsstrukturen im außereuropäischen Ausland stehen bei vielen Unternehmen aktuell auf dem Prüfstand. Als Hauptgründe dafür nennen die in der Studie befragten europäischen Führungskräfte stark zunehmende geopolitische Unsicherheiten und die damit einhergehenden Risiken sowie Supply-Chain-Probleme. Hohe Aufwände zur Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien und regulatorischen Vorgaben im Ausland spielen hier ebenfalls eine zentrale Rolle.

Wertschöpfungsketten sollen lokalsiert und gebündelt werden

Die europäische Wirtschaft reagiert mit einer Anpassung ihrer Strukturen. Die meisten Unternehmen werden ihre Wertschöpfungsketten zukünftig stärker lokalisieren, stellen die Studienautoren fest. Europa gewinne als Beschaffungs- und Produktionsmarkt in vielen Branchen wieder an Bedeutung, z.B. bei der Herstellung von Batteriezellen für den lokalen Absatzmarkt von E-Fahrzeugen. Das bedeute allerdings keine Abschottung gegenüber außereuropäischen Märkten. Branchen, die auf Rohstoffe und Energieträger außerhalb Europas angewiesen seien, könnten auf Bezugsländer anderer Wirtschaftsräume nicht verzichten. Auch für wichtige Zulieferteile könnten Beschaffungswege und Produktionsstrukturen nicht von heute auf morgen verlagert werden. Dies werde in vielen Fällen mehrere Jahre dauern.

Mehrheit setzt parallel auf neue Marktpotenziale außerhalb Europas

Von den Unternehmen, die in den kommenden drei Jahren neue Märkte erschließen wollen – das sind sieben von zehn – will eine große Mehrheit auch Potenziale außerhalb Europas heben (85%). Hier wird es aber zu Anpassungen in den Internationalisierungsstrategien und den „global Footprints“ kommen. Zwar steht Europa auf der Liste der interessantesten Potenzialmärkte mit 66% ganz oben. Doch fast die Hälfte orientiert sich (weiter) Richtung Asien (47%), gefolgt von Nord- und Südamerika mit 37 beziehungsweise 33%. Den Schluss der interessantesten Potenzialmärkte bilden der Mittlere Osten (26%), Afrika (17%) und Ozeanien (11%).

Kein klarer Ersatzmarkt für China – Trend geht zu Diversifikation

Wie die Studie weiter zeigt, plant eine Mehrheit der befragten Unternehmen mit Geschäftstätigkeiten in China einen schrittweisen beziehungsweise teilweisen Rückzug aus der Volksrepublik. 62% wollen ihre Aktivitäten dort in andere Länder verlagern. Bei der Frage nach Alternativen zu China als Produktionsstandort zeigt sich allerdings keine klare Dominanz eines bestimmten Landes, erklären die Studienautoren. Als mögliche alternative Produktionsstandorte werden von den befragten europäischen Führungskräften vor allem Indien und Japan gesehen, gefolgt von Singapur, Südkorea, Taiwan und Indonesien. Den Studienautoren zufolge gebe es in zunehmendem Maße auch Verlagerungen von China in Richtung Vietnam und Kambodscha, in der Textilindustrie in Richtung Bangladesch oder Pakistan. Dieser Trend wird sich laut der Umfrage fortsetzen. Für eine resiliente Aufstellung ist es ohnehin ratsam, künftig nicht alles auf eine Karte setzen und stattdessen eine Diversifikation vorzunehmen, so die Empfehlung der Studienautoren. Vor einer langfristigen und vollständigen Abkehr von China warnen zudem auch Topökonomen.

(Pressemitteilung Horváth vom 29.09.2022)


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