• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Industrie 4.0 ist deutschen Mittelständlern zu teuer

25.02.2016

Industrie 4.0 ist deutschen Mittelständlern zu teuer

Autokonzerne auf der Überholspur

Corporate Finance

Industrie 4.0 ist ein Megatrend – allerdings scheuen viele deutsche Unternehmen noch die dazu nötigen Investitionen oder ihnen fehlt das ausgebildete Personal. Damit verspielen sie einen wichtigen Wettbewerbsvorteil – denn die intelligente Fabrik und die Vernetzung von Produkten untereinander, Industrie 4.0 genannt, spart Zeit, Geld und ermöglicht eine individuelle Fertigung.

Die Vorteile von Industrie 4.0 haben die Unternehmen eigentlich schon erkannt: Vier von fünf Unternehmen (79%) schätzen Industrie 4.0 als strategisch wichtig für ihr Geschäft ein. Jedes dritte Unternehmen (34%) hält sie sogar für sehr wichtig. Am häufigsten wird die erhöhte Produktionsflexibilität als Vorteil angesehen: 62% der Unternehmen sind dieser Meinung. 57% sind zudem der Auffassung, dass sie mithilfe von Industrie 4.0 schneller auf Kunden- beziehungsweise Marktanforderungen reagieren können. Allerdings gibt es zwei Haupthemmnisse für die Einführung von Industrie-4.0-Anwendungen in den Betrieben: Zwei von drei (64%) Unternehmen beklagen einen zu hohen Investitionsbedarf. Und nach Ansicht von 57% der Unternehmen fehlt es schlicht am dafür qualifizierten Personal. Das sind die Ergebnisse einer Befragung der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) zusammen mit Bitkom Research. An der Befragung nahmen mehr als 550 Unternehmen teil.

Deutsche Unternehmen agieren zu vorsichtig

Christoph Kilger, Partner bei EY, betont: „Industrie 4.0 ist zentral für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und den Wirtschaftsstandort Deutschland – das haben die Unternehmen auch weitestgehend erkannt. Aber ihnen fehlen das Geld und das Personal. Das heißt, dass sie neue Lösungswege gehen müssen: Sie müssen Ökosysteme um das Unternehmen herum aufbauen, also Kooperationen mit Universitäten, Investoren oder anderen Unternehmen etablieren.“ Gerade deutsche Unternehmen seien außerdem noch zu vorsichtig, den Innovationsprozess offen zu gestalten. Das müsse sich ändern: „Die sogenannte Open Innovation ist beispielsweise in den USA viel verbreiteter als hier. Dabei wird der Innovationsprozess mit der Außenwelt geteilt, die ebenfalls ihren Beitrag dazu leisten kann. Hier dagegen schotten sich viele Unternehmen aus Sicherheitsbedenken regelrecht ab. Während hierzulande die Bedenken überwiegen, wird dadurch anderswo das Innovationspotenzial enorm gesteigert“, so Kilger.

Vor allem der Maschinenbau hält Industrie 4.0 für wichtig

Dabei ist die strategische Bedeutung von Industrie 4.0 in den Branchen bislang unterschiedlich angekommen. Vor allem der Maschinenbau spricht dem Thema große Wichtigkeit zu: 86% halten Industrie 4.0 für „eher wichtig“ oder „sehr wichtig“. Die geringste Bedeutung nimmt die Industrie 4.0 für Betriebe des sonstigen verarbeitenden Gewerbes (z.B. Herstellung von Fahrzeugen, Herstellung von Sportgeräten oder Herstellung von Kunststoffwaren) ein. Dort wird das Thema von 74% der befragten Unternehmen als „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“ eingestuft.
Zudem spielt Industrie 4.0 für größere Mittelständler eher eine Rolle als für kleinere: Bei den Unternehmen mit 100 bis 499 Mitarbeitern halten 78% die strategische Bedeutung für „sehr wichtig“ beziehungsweise „eher wichtig“. Bei den Unternehmen mit 500 und mehr Mitarbeitern sehen 84% eine große strategische Bedeutung darin.
„Durch Industrie 4.0 werden die Fabriken effizienter und flexibler“, sagt Kilger. „Jedes Teil ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das spart enorme Kosten – gerade in einem Hochlohnland wie Deutschland bedeutet das einen Wettbewerbsvorteil. Gleichzeitig ist es auch möglich, kleinere Stückzahlen von einem Teil zu fertigen. Diese neue Flexibilität ermöglicht individualisierte Produkte.“

Wichtigste Trends: IT-Sicherheit, Maschine-zu-Maschine-Kommunikation

Befragt nach den wichtigsten Technologie-Trends für ihr Unternehmen, sind sich die Betriebe in Deutschland einig: IT-Sicherheit spielt die mit deutlichem Abstand größte Rolle: 99% halten sie für wichtig. Aber bereits auf den Plätzen zwei und drei folgen die klassischen Industrie-4.0-Themen: Die Kommunikation Maschine-zu-Maschine spielt für 78% eine wichtige Rolle, die Social Machines, die den Menschen in die Kommunikation mit einbeziehen, sind für 70% der Unternehmen wesentlich für ihr Geschäftsmodell.
Diese neuen Schwerpunkte stellen auch ganz andere Anforderungen an die Beschäftigten: „In der Fabrik von morgen lösen sich die Grenzen zwischen IT und Produktion auf. Das stellt völlig neue Anforderungen an die Fachkräfte von morgen“, sagt Kilger. Künftig müssten zum Beispiel auch Maschinenbauer oder Elektrotechniker über Kenntnisse der Softwareprogrammierung verfügen. „Das muss sich auch an den Universitäten wiederspiegeln – etwa durch die Einrichtung von Hybridstudiengängen. Auch für angelernte Kräfte wird noch genügend Raum bleiben. Sie müssen sich allerdings auf eine neue, ebenfalls digitalisierte Arbeitsumgebung mit Datenbrillen, Tablet-Computern und verschiedensten Apps einstellen.“

Weitere Informationen finden Sie hier.

(Pressemitteilung EY vom 24.02.2016)


Redaktion

Weitere Meldungen


Investment Process Concept on the Gears.
Meldung

©tashatuvango/ fotolia.com

02.05.2024

Ausländische Investitionen sinken im sechsten Jahr in Folge

Ausländische Investoren haben ihr Engagement in Deutschland im vergangenen Jahr deutlich reduziert: Die Zahl der von ausländischen Unternehmen in Deutschland angekündigten Investitionsprojekte sank im Vergleich zum Vorjahr um 12 % auf 733 – und damit auf den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2013. Das vergangene Jahr war zudem das sechste Jahr in Folge mit einer rückläufigen

Ausländische Investitionen sinken im sechsten Jahr in Folge
Investition, Geld, Investor, Vermögen, Kapital
Meldung

pitinan/123rf.com

30.04.2024

Investitionsvolumen zu niedrig, um Energiewende-Ziele zu erreichen

Um den Klimawandel zu bekämpfen, hat sich die Bundesregierung sehr ambitionierte Ziele bis 2030 gesetzt: So soll der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bis 2030 auf 80 % steigen. Im Vergleich zu 1990 sollen die Treibhausgasemissionen um insgesamt 65 % zurückgehen. Welche Fortschritte hat es mit Blick auf diese Ziele bislang in den einzelnen Sektoren

Investitionsvolumen zu niedrig, um Energiewende-Ziele zu erreichen
Dr. Christian Frank
Interview

Dr. Christian Frank

29.04.2024

Restrukturierungen: „Krisenzeiten bieten viel Raum für Mutige!“

Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Krisenzeit – auch in Folge der jüngsten Marktturbulenzen – werden im laufenden Jahr deutlich mehr Firmenpleiten erwartet. Die rasante Erhöhung der Zinskosten, aber auch Faktoren wie hohe Preissteigerungen bei Vorprodukten und die hohen Energiepreise verstärken den Druck auf bislang gesunde Unternehmen. Ein Ende dieser negativen Entwicklung ist nicht abzusehen. Dr. Christian

Restrukturierungen: „Krisenzeiten bieten viel Raum für Mutige!“
CORPORATE FINANCE - Die Erfolgsformel für Finanzprofis

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank