10.08.2023

Bau-Boom weltweit abgekühlt

Die kurzfristigen Aussichten für die globale Bauwirtschaft werden durch die Unsicherheiten getrübt, die die weltwirtschaftliche Lage umgeben.

Beitrag mit Bild

© kasto/de.123rf.com

Die Gesamteinnahmen der 100 weltweit größten Baufirmen stiegen 2022 um 6,3 % auf 1,94 Billionen US-Dollar; China verbucht über die Hälfte des Umsatzvolumens der Top 100 – mehr als eine Billion USD, dies zeigt die sechste Ausgabe des global erhobenen Reports „Global Powers of Construction“ von Deloitte. Die Experten sehen für das zurückliegende Jahr eine Verlangsamung des Wachstums bei den größten börsennotierten Baukonzernen. Nachdem sich die Baubranche vor zwei Jahren gerade von Corona und seinen Auswirkungen erholt hatte und die Umsätze 2021 weltweit über 14 % angestiegen waren, schwächte sich der Aufwärtstrend im vergangenen Jahr u.a. infolge unterbrochener Lieferketten, gestiegener Inflation sowie durch einen zunehmenden Mangel an Arbeitskräften und Rohstoffen wieder ab und konnte 2022 um gerade mal 6,3 % zulegen.

China erneut weltweit größter Bauherr

In der aktuellen Erhebung führt China mit 54 % des Umsatz-Gesamtvolumens (1.048 Mrd. USD mit elf Firmen) das Ranking wie auch in den Vorjahren mit einem enormen Vorsprung vor Japan (190 Mrd. USD mit 14 Firmen), USA (165 Mrd. USD mit 13 Firmen) und Frankreich (133 Mrd. USD mit drei Firmen) an: Die ersten sechs Plätze belegen Baufirmen aus dem Reich der Mitte, vier davon mit Umsätzen über der 100-Milliarden-Dollar-Grenze. Allein die drei größten chinesischen Baufirmen beanspruchen ein Drittel des Umsatzes der gesamten weltweiten Top 100 für sich. Insgesamt haben damit die im Report vertretenen elf chinesischen Baufirmen in Summe die Billionen-Dollar-Grenze erstmals geknackt.

Weltweit größter Baukonzern ist wieder die China State Construction Engineering Corporation (CSCEC) mit Umsatzerlösen von 305 Mrd. USD. Europas größte Baufirma, der französische Konzern Vinci mit einem Umsatz von 64 Mrd. USD, belegt gleich nach dem chinesischen Führungsblock Platz sieben. Vinci führt zudem erstmals das Ranking im Segment der internationalen Umsätze an.

Europa zwischen leichtem Wachstum und fallender Marktkapitalisierung

Gemessen an der Anzahl der Unternehmen hat Europa mit 41 Unternehmen in der Top-100-Rangliste die größte Präsenz in der Branche. Die größten Baufirmen nach Umsatz sind drei französische Konzerne – Vinci (7. Platz), Bouygues (9.) und Eiffage S.A. (17.) sowie die spanische Gruppe Actividades de Construccion y Servicios, S.A. (12. Platz).

Der Gesamtumsatz europäischer Vertreter im Ranking stieg gegenüber dem Vorjahr um sechs % auf 373 Milliarden USD, während die Marktkapitalisierung um erstaunliche 21,6 % zurückging. Umso interessanter, dass die größte europäische Baufirma Vinci zwar gerade mal ein Fünftel des Umsatzes der erstplatzierten chinesischen CSCEC erreicht, diese jedoch bei der Marktkapitalisierung um das 1,7-fache übertrifft.

Marktkapitalisierung weltweit gesunken

Die aggregierte Marktkapitalisierung der Unternehmen im engeren Feld des Top-30-Rankings sank im Jahr 2022 um 10,1 % auf gut 461 Milliarden US-Dollar. In Bezug auf die geografische Verteilung vereint China acht Unternehmen auf der Liste, während die Vereinigten Staaten KBR zu den sechs bereits im Jahr 2021 aufgenommenen Unternehmen hinzugefügt haben. Auf der anderen Seite stellt Europa in diesem Jahr nur acht Unternehmen im Ranking, deren Marktkapitalisierung beinahe durchgehend um zweistellige %zahlen schrumpfte.

Der Rückgang des Marktwerts ist in allen geografischen Gebieten zu beobachten und reicht von einem Rückgang um 20 % bei den US-Konzernen, die zu den Top 30 gehören, bis hin zu einem relativ moderaten Rückgang von 6,5 % bei asiatischen Unternehmen. Insgesamt verzeichneten nur sechs der 30 in unserem Ranking enthaltenen Unternehmen im Jahr 2022 einen Anstieg bei der Marktkapitalisierung. Bemerkenswert sind der Anstieg von 66,7 % bei der türkischen Firma Enka und der Anstieg von 29,3 % bei der mexikanischen Grupo Carso.

Baugewerbe bleibt weiterhin unter Druck

Die wichtigsten Kräfte, die die Wirtschaft im Jahr 2022 geprägt haben, dürften sich auch im Jahr 2023 fortsetzen. Die Zinsen sind weiter gestiegen, die Inflation bleibt hoch und die geopolitischen Spannungen halten an. Es wird erwartet, dass das globale Wachstum von 3,4 % im Jahr 2022 auf 2,8 % im Jahr 2023 zurückgehen wird, bevor es langsam ansteigt und sich in fünf Jahren bei drei % einpendeln dürfte. Das ist die niedrigste mittelfristige Prognose seit Jahrzehnten.

„Die kurzfristigen Aussichten für die globale Bauwirtschaft werden durch die Unsicherheiten getrübt, die die weltwirtschaftliche Lage umgeben“, erklärt Michael Müller, Leiter des Bereichs Real Estate bei Deloitte. „Viele Faktoren – von der Demografie über das allgemeine Wirtschaftswachstum bis hin zu den Prioritäten der Staatsausgaben – haben erhebliche Auswirkungen auf die Bautätigkeit“, so Müller. „Die weltweiten Anstrengungen und Aktivitäten im Bereich ESG und Net-Zero dürften der Branche in 2023 und den darauffolgenden Jahren jedoch einen wichtigen Push geben.“

Die vollständige Studie finden Sie hier.

(Deloitte vom 10.08.2023 / Viola C. Didier, RES JURA Redaktionsbüro)


Weitere Meldungen


Meldung

©vege/fotolia.com

17.10.2024

Pessimismus bei Wachstumschancen – doch KI und ESG versprechen Rendite

Die Stimmung der CEOs von deutschen Unternehmen hinsichtlich der konjunkturellen Lage ist weiterhin angespannt: Nur noch gut drei von vier (77 %) Unternehmenslenker:innen Vertrauen in die Wachstumsaussichten ihres Unternehmens in den kommenden drei Jahren – gegenüber 80 % im Jahr 2023 und sogar 90 % im Jahr 2022. 74 % spüren einen stärker werdenden Druck, das langfristige Wachstum ihrer

Pessimismus bei Wachstumschancen – doch KI und ESG versprechen Rendite
Meldung

©kebox/fotolia.com

16.10.2024

Konjunkturerwartungen steigen – Lagebewertung auf Tiefpunkt

Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland verbessern sich in der Umfrage vom Oktober 2024. Sie liegen aktuell mit plus 13,1 Punkten um 9,5 Punkte über dem Vormonatswert. Somit wurden die im September verzeichneten Verluste wieder wettgemacht. Die Einschätzung der aktuellen konjunkturellen Lage verschlechtert sich hingegen erneut. Der Lageindikator für Deutschland fällt um 2,4 Punkte und liegt bei

Konjunkturerwartungen steigen – Lagebewertung auf Tiefpunkt
Meldung

© ferkelraggae/fotolia.com

15.10.2024

Unternehmen kommen schwerer an Kredite

Unternehmen kommen etwas schwerer an neue Kredite. 32,9 % jener Unternehmen, die Verhandlungen führen, berichteten im September von zurückhaltenden Banken (Juni: 27,1 %). Das ist der höchste Wert seit sieben Jahren. „Da die Unternehmen in Deutschland aktuell wenig investieren, wäre es gut, wenn sie leichter an Kredite kämen“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen.

Unternehmen kommen schwerer an Kredite

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank