Die schlechte Stimmung unter den kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland hält an, wie das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeigt: Ihr Geschäftsklima sinkt im August auf -18,7 Saldenpunkte (-2,9 Zähler) und damit auf den niedrigsten Wert seit den akuten Energiesorgen im Oktober letzten Jahres. Wie bereits im Juli geben die Geschäftslageurteile des Mittelstands stärker nach als die Geschäftserwartungen.
Die Lagebewertungen fallen deutlich um 4,5 Zähler auf -10,6 Saldenpunkte. Die Realwirtschaft spürt wohl zunehmend die geldpolitische Straffung, während der durch die Inflation ausgelöste Kosten- und Preisdruck langsam zurückgeht. Die Geschäftserwartungen sinken um 1,5 Zähler auf -26,3 Saldenpunkte.
Schlechte Stimmung in allen Branchen
Im August sind die Mittelständler aller Hauptwirtschaftsbereiche schlechter gestimmt als im Vormonat. Mit -0,3 Zählern am geringsten ist die Eintrübung des Geschäftsklimas im Einzelhandel, es steht nun bei -17,3 Saldenpunkten. Das Dienstleistungsklima verliert 6,4 Zähler auf -12,1 Saldenpunkte. Deutlich frostiger zeigt sich das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe (-3,4 Zähler auf -24,8 Saldenpunkte), im Bau (-3,0 Zähler auf -24,6 Saldenpunkte) und im Großhandel (-1,3 Zähler auf -30,1 Saldenpunkte).
Bei den Großunternehmen kühlt die Stimmung, nachdem sie sich im Vormonat stabil gezeigt hatte, stark ab. Ihr Geschäftsklima verliert im August 3,5 Zähler und notiert jetzt bei – 29,1 Saldenpunkten, deutlich niedriger als im Mittelstand. Während die Lageurteile der Großunternehmen genauso stark nachgeben wie im Mittelstand (- 4,5 Zähler auf – 22,4 Saldenpunkte), fällt die Abwärtskorrektur der Erwartungen im August kräftiger aus (- 2,7 Zähler auf – 35,3 Saldenpunkte). „Deutschland tritt nach der leichten technischen Rezession im zurückliegenden Winterhalbjahr und der Stagnation im Frühling konjunkturell nun schon seit geraumer Zeit auf der Stelle und auch die Durststrecke beim Geschäftsklima verlängert sich um einen weiteren Monat – dem vierten in Folge“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.
Grund zur Hoffnung
„Aber es gibt Grund zu vorsichtiger Hoffnung: Die merklich steigenden Löhne, die angesichts des Fachkräftemangels wohl nahezu stabile Beschäftigung und die rückläufige Inflationsrate dürften künftig dem Konsum neue Anreize liefern und gleichzeitig die Bremseffekte gestiegener Finanzierungskosten dämpfen. Für die Industrie bleibt die Situation dagegen weiter schwierig, obwohl dort noch immer ein kräftiges Auftragspolster vorhanden ist. Alles in allem wird sich die Wirtschaft wohl nur in Tippelschritten aus dem breiten Konjunkturtal herausarbeiten können. Nach dem ungünstigen Jahresstart gehe ich davon aus, dass das deutsche BIP trotz der für die kommenden Monate erwarteten konsumgetriebenen Stabilisierung im Gesamtjahr 2023 um 0,4 % sinken wird. Erst 2024 dürfte es wieder wachsen, der neuen Sommerprognose von KfW Research zufolge um moderate 0,8 %.“
(KfW vom 19.09.2023 / Viola C. Didier, RES JURA Redaktionsbüro)